Nein, Dieter Schulz' Befürchtungen sind nicht wahr geworden. Der Vorsitzende des HSC Bad Neustadt und Geschäftsführer der HSC Bad Neustadt GmbH & Co. KG hatte im Vorfeld der Sponsoren-Konferenz geäußert, dass der Verein ein Problem hätte, wenn niemand käme. Als Schulz am Donnerstagabend im Alten Amtshaus die Treppe in den ersten Stock hochstieg, sah er drei gut besetzte Tischreihen, an denen Sponsoren, Spieler und Verantwortliche Platz genommen hatten.
Das Bild sandte Schulz und den Entscheidern des Tabellenführers der 3. Handball-Liga Süd, der nach zwölf Partien 24:0 Punkte auf dem Konto und vier Zähler Vorsprung auf Verfolger Coburg hat, ein klares Signal: Ja, wir haben Interesse daran, dass der Verein im Falle der Meisterschaft den Aufstieg in die 2. Bundesliga realisieren kann. Maximilian Schmitt, der smarte Rückraumspieler der Mannschaft von Matthias Obinger, brachte es zwei Stunden später so auf den Punkt: „Wir Spieler tun alles für den Aufstieg. Aber ohne Sie geht es nicht. Lassen Sie uns gemeinsam das Ziel realisieren.“ Es entsprach dem Tenor eines Abends, der den HSC-Verantwortlichen Hoffnung machte, dass sie mit Hilfe ihrer Unterstützer, die in Zukunft intern nur noch Partner genannt werden sollen, das benötigte Geld einzusammeln.
„Die Sportler haben uns vor ein Riesenproblem gestellt und das meine ich auch so“, leitete Schulz ein und sprach von einer Zäsur im sportlichen Bereich, die dem Klub im Falle der Meisterschaft und des Aufstiegs bevorstünde. „Alle Verträge müssen schriftlich hinterlegt sein“, erläuterte Schulz eine Lizenzbedingung der Handball-Bundesliga HBL und berichtete von einer Verschärfung des Lizenzierungsverfahrens, die die HBL Anfang der Woche bekannt gegeben hatte: „Ich bin froh darüber, denn jetzt bekommt man eine klare Rückmeldung, ob es geht oder nicht.“
Auf knapp 150 000 Euro hatte Schulz bereits Anfang der Woche im Gespräch mit dieser Zeitung die Mehrkosten für den Spielbetrieb im Bundesliga-Unterhaus im Vergleich zur 3. Liga beziffert und schlüsselte diesen Betrag nun Punkt für Punkt auf. Die größten Posten, so Schulz, seien 30 000 Euro mehr, die für die Berufsgenossenschaft aufzuwenden wären, und 90 000 Euro für die Entlohnung von drei neuen Spielern, die der HSC benötige, um den Kader auf Zweitliga-Niveau zu verbreitern. In der Summe – inklusive einer Reserve von 5000 Euro – kam Schulz auf 152 980 Euro zusätzliche Kosten in der höheren Liga. Hinzu käme eine Bankbürgschaft von 20 000 Euro, die zu hinterlegen sei. Der Saisonetat dürfte sich dann nach Schätzungen im Bereich von einer halben Million Euro bewegen, explizit genannt wurde diese Zahl nicht.
Trainer Matthias Obinger, promovierter Sportwissenschaftler an der Universität Würzburg, stellte seine Vision von einer „Sportstadt Bad Neustadt“ vor. Würzburg verbinde man sportlich mit Dirk Nowitzki und deshalb mit Basketball, sagte er, und München mit . . . „1860“, hatte Zwischenrufer Maximilian Schmitt die Lacher auf seiner Seite. Beim Gedanken an Bad Neustadt, so Obingers Wunsch, müsse einem sofort der HSC einfallen. „Aktuell gehören wir zu den besten 50 Mannschaften Deutschlands. Als Zweitligist wären wir unter den besten 38. Welche Kommune würde sich nicht gerne auf die Fahnen schreiben wollen, einen Handball-Zweitligisten zu beheimaten?“, fragte Obinger. „Der Aufstieg ist das Ziel der Mannschaft und er ist mein persönliches Ziel“, positionierte er sich. „Wir wollen hier in Bad Neustadt Leistungshandball etablieren“, warb er auch für das zweite große Projekt, das der HSC gerade verfolgt: Mittelfristig peilt der Klub die Qualifikation zur A-Jugend-Bundesliga an. Mannschaftsarzt Günter Fröhling dankte in seiner Wortmeldung Obinger und der Mannschaft für einen „tollen Job und starke Leistungen.“
Das Marketing-Team unter der organisatorischen Leitung von Eva Hartmann stellte seine Arbeitsschwerpunkte vor. „Wir wollen den Heimspielabend zu einem Event machen“, sagte sie. Bernd Knahn ergänzte, man müsse den HSC als Produkt begreifen, mit dem man Erfolg, Vielfältigkeit, Emotionen und Glaubwürdigkeit verbinde. Peter Hahn sagte, Erfolg sei langfristig nur realisierbar, wenn man die Verwurzelung des Vereins in der Region klar mache. Dennoch wolle man sich als Marke über die Region hinaus präsentieren. Vielleicht trägt dazu ja eine neue HSC-Hymne bei, an derzeit Studenten der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl arbeiten. In deren Namen bat Benjamin Krenzer um Schlagworte, was den HSC auszeichne.
Auch ein Hauch Kommunalpolitik wehte durch das Alte Amtshaus. Norbert Klein, der Sportreferent der Stadt Bad Neustadt und Herausforderer von Bürgermeister Bruno Altrichter bei der Wahl im März, bestätigte, dass der HSC für die Stadt ein Aushängeschild sei. Amtsinhaber Altrichter antwortete, die Stadt sei immer ein Partner des HSC gewesen und werde es auch bleiben: „Sie haben die Stadtverwaltung und den Stadtrat an Ihrer Seite, das kann ich Ihnen versichern.“ Die Unterstützung der Stadt ist im Falle eines Aufstiegs auch nötig, denn der Einbau fester Presseplätze auf der Tribüne der Bürgermeister-Goebels-Halle und eine Erweiterung der Anzeigetafel gelten als Voraussetzungen für die Lizenzerteilung durch die HBL.
„Bitte unterstützen Sie den Verein“, forderte der frühere Vorsitzende Elmar Demling die Sponsoren auf. Die schickten Dieter Schulz ein weiteres klares Signal. Nach dem offiziellen Ende verließ kaum einer sofort das Alte Amtshaus, stattdessen blieben die drei Tischreihen noch lange gut besetzt.