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MOTORSPORT:
Bezwinger der grünen Hölle
Kunterbunt geflickt überquerte der GT4 des Bad Königshöfer Teams Leutheuser Racing&Events beim 24h-Rennen am Nürburgring das Ziel als Dritter.
Foto: Klaus Höhn | Kunterbunt geflickt überquerte der GT4 des Bad Königshöfer Teams Leutheuser Racing&Events beim 24h-Rennen am Nürburgring das Ziel als Dritter.
Von Klaus HöhN
 |  aktualisiert: 09.07.2019 02:10 Uhr

Die 47. Ausgabe des Langstreckenklassikers ADAC TOTAL 24h-Rennen verlangte den Teilnehmern alles ab. Das erste freie Training am Donnerstag musste nach nur 53 Minuten wegen sintflutartigem Regen abgebrochen werden. Allerdings beruhigte sich das Wetter im Laufe des Nachmittags, so dass das Nachtqualifying unter guten Bedingungen ablief. Der folgende Freitag war zwar kühler, brachte aber für das vorentscheidende 2. Qualifying optimale Bedingungen.

Homogenes Team

Das Bad Königshöfer Team Leutheuser Racing&Events, mit drei Fahrzeugen angetreten, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Die GT4-Mannschaft mit Arne Hoffmeister, Florian Wolf, Manuel Amweg und Rudi Adams stellten ihren Boliden in der Addition der beiden Qualis auf P4 ab. Dabei war Rudi Adams ein absoluter Gewinn für das Team. Gleich mit zwölf Gegnern hatte es die Besatzung des M240i zu tun. Klaus-Dieter Frommer und Michael Hess vertraten die erfahrene Generation, Mark Hellerich und Florian Naumann die Gilde der aufstrebenden jungen Fahrer. Diese Konstellation erwies sich im Rennen als sehr homogene Mannschaft. Im Quali beließen sie es mit P7. Das 1er M-Coupé war mit alten Bekannten besetzt. Harald Rettich, Fabrice Reicher und Richard Purtscher waren schon im letzten Jahr gesetzt. Uwe Legermann machte in diesem Jahr das Quartett komplett. Sie spulten im Quali ihre Pflichtrunden ab, denn sie kannten sowohl das Auto als auch die Strecke bestens.

Der Renntag wartete mit Kaiserwetter auf, als wollte sich die Eifel für die Unbill des Donnerstags entschuldigen. Etwa 230.000 Zuschauer rund um die Strecke fieberten wie die Mannschaften dem Start entgegen. Die Startfahrer der Leutheuser-Mannschaft waren im GT4 Arne Hoffmeister, im 240i Klaus-Dieter Frommer und im 1er Harald Rettich. Die Devise lautete: „Im Startgetümmel zurückhalten und Anschluss halten, dann kompromisslos angreifen.“

Wertvoller Vorsprung

Als die Strecke dann etwas ausgedünnt war, griffen die Leutheuser Boliden an. In packenden Zweikämpfen fuhr das Quartett Hoffmeister, Wolf, Amweg und Adams im Laufe des frühen Abends bis auf P4 nach vorne. Nach einer kurzen Verschnaufpause wurde die nächste Attacke eingeleitet, wobei am Ende P3 heraussprang. Diese Position galt es erst einmal zu verteidigen. An die beiden Führenden war aus eigener Kraft nicht heranzukommen. Diese werksunterstützten Teams konnten sich den Luxus leisten, bei jedem Fahrerwechsel einen Satz neuer Reifen aufzuziehen, was dann wieder einen Vorsprung von knapp sieben Sekunden pro Runde ausmachte. Zunächst musste der Vorsprung vor dem Viertplatzierten gehalten werden. Als dieser mit technischen Problemen an die Box musste, drehte das Leutheuser Team noch einmal richtig auf und erzielte einen beruhigenden Vorsprung von über drei Runden. Das sollte sich später noch als Glücksfall erweisen.

Schrecksekunde nach Mitternacht

Das Team vom M 240i fuhr ein gleichmäßiges Rennen, nachdem klar war, dass man in die Phalanx der etablierten Cup-Autos nicht wird eindringen können. Wichtig war, das Halten von P6. So wurden die Runden unaufgeregt abgespult. Nur nach Mitternacht kam eine Schreckensmeldung herein, dass man Feindberührung hatte und einen Schlag auf das rechte Hinterrad bekommen hatte. Da sich das Auto aber wie vorher fahren ließ, wurde auf einen zusätzlichen Boxenstopp verzichtet. Der Rest des Rennens verlief ruhig und das Team konnte am Schluss freudestrahlend P6 feiern.

Ein bisschen mehr Arbeit machte das M1er Coupé. Bereits in der dritten Runde erschien das Auto an der Box mit zu hoher Wassertemperatur. Die Ursache war schnell ausgemacht: ein gerissener Keilriemen. Das trieb Christian Leutheuser die Sorgenfalten auf die Stirn, denn der Keilriemen war neu. Kurz nach 1 Uhr in der Nacht wurde beim Boxenstopp eine angebrochene Frontschürze festgestellt. Kurzerhand kappte der Teamchef mit der Elektrosäge die abgesplitterten Teile, dann ging das Auto wieder auf die Strecke. In den frühen Morgenstunden erschien das Auto wieder mit zu hoher Wassertemperatur. Wieder war der Keilriemen gerissen. Nun wurde Ursachenforschung betrieben und man konnte eine gebrochene Spannrolle des Keilriemens lokalisieren. Schnell war der Schaden behoben und das Fahrzeug drehte bis zum Schluss souverän seine runden. P1 war das umjubelte Ergebnis.

Crash an der Boxeneinfahrt

Das Rennen war nun schon in der Endphase, als um 13.56 Uhr der Leutheuser Crew der Atem stockte. Im Fernsehen war mit anzusehen, wie bei 260 km/h am Ende der Döttinger Höhe beim GT4 die Motorhaube aufsprang und dem Fahrer jegliche Sicht nahm. Routiniert bremste dieser das Auto sanft ab, um die mit hoher Geschwindigkeit von hinten nahenden Teilnehmern nicht zu gefährden. Es wäre beinahe gut gegangen. Doch bevor es zum Stillstand kommen konnte, schlug das Auto an der Boxeneinfahrt auf den Fahrbahnteiler auf. Es konnte die Box aus eigener Kraft erreichen, gelotst durch den Teamchef persönlich, der den Blindflug durch Zurufen steuerte. An der Box zeigte die Leutheuser Mannschaft, dass sie zurecht zu einer der schnellsten in der Szene gehört. Angeführt vom Teamchef wurden alle losen Teile entfernt, verbogene fixiert, Haube und alle noch losen Karosserieteile ausgiebig mit Panzertape fixiert. Ein kunterbuntes Rennauto wurde nach einer Standzeit von drei Runden wieder auf die Strecke geschickt. Jetzt zahlte sich der herausgefahrene Vorsprung voll aus. Mit einer dreiviertel Runde Vorsprung übernahm Arne Hoffmeister das Auto und konnte mit einem guten Vorsprung P3 ins Ziel retten.

Das Bad Königshöfer Team Leutheuser Racing&Events mit Fanunterstützung beim 24h-Rennen am Nürburgring.
Foto: Klaus Höhn | Das Bad Königshöfer Team Leutheuser Racing&Events mit Fanunterstützung beim 24h-Rennen am Nürburgring.
 
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