Sie haben bei der SpVgg Althausen/Aub ein schmuckes, funktionales Sportheim, eine zeitgemäße Sportanlage, sind schuldenfrei und haben mit Bruno Waldsachs einen Vorsitzenden, der seit Jahrzehnten diesen Verein wie ein treu sorgender Vater führt und Risiko und Unheil von ihm fern hält. Sie sind von der Gründung an aufeinander zugegangen, die Fußball-Interessierten aus den beiden Nachbardörfern am Fuß der dort beginnenden Haßberge, im Osten des dort endenden Landkreises Rhön-Grabfeld.
Und sie hatten nie wirklich einen sportlichen Höhenflug, fühlen aber nicht, etwas versäumt zu haben. Für sie ist ein Sportverein im kleinen Dorf mehr als Fußball spielen. In ihm wird kommuniziert und sozialisiert. Er ist ein Bindeglied seiner Einwohner. Zusammenhalt ist das, wovon man mehr hat als Erfolge, von denen andere wieder mehr haben. Sie trotzten bisher allen Fusions-Angeboten, „weil wir selbstständig bleiben wollen und genug Spieler haben.
“ Einer aus Aub hätte sie vielleicht mal nach oben bringen können: Erwin Albert, wenn er nicht, bedingt durch verwandtschaftliche Zusammenhänge, von der Schülermannschaft an schon in Bundorf begonnen und dort geblieben wäre, bis er den Weg zum Profi nach Belgien ging.
Manchmal auf der Außenbahn
Heute ist die SpVgg Althausen/Aub Vierter der B-Klasse 5. Chancen, vielleicht noch mal oben anzugreifen? Lukas Lurz, der Stammtorwart, der aber hin und wieder auch auf der rechten Außenbahn spielt, sagt: „Nein, da geht nichts mehr. Aber wir machen weiter.“ Genau das ist das ungeschriebene Gesetz bei der SpVgg: „Wir machen weiter, egal was kommt.“ Dazu braucht es Leute wie Lurz, der eigentlich Großbardorfer ist. Aber sein Vater Claus und die gesamte Verwandtschaft väterlicherseits sind aus Aub, im Volksmund „Draa“ genannt. Lukas hat bis zur C-Jugend in Großbardorf gespielt. Dann verging ihm die Lust am Fußball, wandte er sich für einige Jahre dem Basketball beim TSV Bad Königshofen zu. Und als dort die letzte Mannschaft abgemeldet war, wurde er, inzwischen 19, von seinem Onkel Bernhard Lurz, der schon damals Trainer war, angesprochen, rüber in seine zweite Heimat zu kommen.
Dort brauche man immer junge Leute mit mehr oder weniger großer Begeisterung für den Fußball. Das Mehr würde schon noch kommen, wenn man erst mal richtig integriert sei.
Bei Lukas Lurz war das kein Problem. Er bringt so viel Gespür und Feingefühl mit, ist offen und direkt, aber ein versöhnlicher, umgänglicher Typ, dass das einfach was werden musste. Heute ist Onkel Bernhard Lurz nach einem gefühlten Jahrzehnt nicht mehr Trainer. Kilian Kuhn und Johannes Richter haben ihn beerbt, führen die vereinsinterne Tradition fort.
Zwei Rückkehrer: Richter hat es bei den Sportfreunden Herbstadt bis in die Bezirksliga geschafft. Kuhn war die Nachwuchshoffnung des TSV Aubstadt überhaupt. Auch ihn zog es heim zur SpVgg. Er setzte sich an die Spitze der Torschützenliste, ehe ihn ein komplizierter Schien- und Wadenbeinbruch ausbremste. Das war vor einem Jahr in Eichenhausen. Ein Riesenverlust für die SpVgg. Aber der erst 21-Jährige bringt sich wenigstens als Trainer ein, will in der nächsten Runde wieder einsteigen.
Kilian Kuhn sagt über Lukas Lurz: „Er ist unsere Stimmungskanone. Wenn es im Spiel oder im Training mal nicht so läuft oder die Stimmung im Keller ist, dann haut er einen raus, dass alle lachen und wieder zupacken. Er mag den Spaß, weiß aber auch, wann Ernst angesagt ist und fordert ein, im Training ordentlich gefordert zu werden.“
Lukas Lurz war schon immer ein zielorientierter, strukturierter, ehrgeiziger junger Mann, der weiß, was er will. Jetzt ist er 27 und von Beruf Straßenmeister-Anwärter, noch. Das war schon immer sein Wunsch, nicht zuletzt deshalb, weil sein Vater in Rödelmaier bei der Straßenmeisterei beschäftigt ist und sein Opa auch Straßenwärter war. In Rödelmaier beim Staatlichen Bauamt Schweinfurt machte er seine Ausbildung. Jetzt ist er bei der Autobahndirektion Nordbayern, Dienststelle Würzburg, in der Autobahnmeisterei Knetzgau tätig und wird Ende Mai, Anfang Juni seine Prüfungen zum Meister ablegen. Lurz wird also zum Saisonende hin mit Sicherheit nicht B-Klassen-Meister, aber Straßenmeister.
Clubfan von Geburt an
Was seinen Lieblingsverein der Bundesliga betrifft, braucht er keinen Serienmeister für sein Ego. Der 1. FC Nürnberg hat es ihm „schon von Geburt an“ angetan. Bleibt trotz Meisterprüfung, Fußball und Freundin Beatrice Zeit für ein weiteres Hobby? „Ich bin im Musikverein Großbardorf sehr aktiv. Und ehrlich, wenn ich von meinen zwei Hobbys aus Zeitgründen eines aufgeben müsste, wäre es nicht die Musik.“ Lukas Lurz spielt tragende Rollen, wo er auch ist, in der Kapelle die Tuba. Am Sonntag wird in Großbardorf das neue Musikheim eingeweiht. „Diesmal passt?s bei mir, weil wir spielfrei sind. Ansonsten vertragen sich Musik und Fußball überhaupt nicht von den Terminen her. “
Im Gegensatz zur Musik, in der Lukas auf andere Weise Freude und Erfüllung findet, fielen seine Erfolge und schönsten Erlebnisse beim Fußball wesentlich bescheidener aus. Über diese oder jene Meisterschaft oder Relegation kann er nicht erzählen. Er muss erst gar nicht nach Meisterfotos suchen. Die gibt es nicht.
Dafür bewahrt er in seiner persönlichen Erinnerung kleine, aber feine Erlebnisse auf wie in einem Schatzkästchen: „Ich habe mal in einem Spiel, ich weiß nicht einmal mehr, wer der Gegner war, einen guten Ball gezogen, wodurch wir das Spiel gewonnen haben. Da hat mich der Trainer als den besten Mann von unserer Mannschaft gelobt.“ Sein schlimmstes Erlebnis hielt sich dafür ebenso in Grenzen: „Wir haben mal bis 20 Minuten vor Schluss 3:0 geführt. Dann ist mir ein Fehler unterlaufen zum 3:1 und wir verloren noch 3:4. Und das Schlimmste, es war gegen unseren Erzfeind Gabolshausen/Untereßfeld.“