Vor dem letzten Spieltag der Saison in der Tischtennis-Bundesliga sind die meisten Entscheidungen gefallen. Borussia Düsseldorf, der 1. FC Saarbrücken und die TTF Liebherr Ochsenhausen stehen als Teilnehmer für die Play-offs, das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft 2020/21, fest. Der TSV Bad Königshofen ist noch im Stechen um Platz 4.
Der ASV Grünwettersbach freilich besitzt die besten Aussichten, den letzten freien Platz in den Play-offs zu ergattern. Nämlich dann, wenn er sein Heimspiel gegen den Post SV Mühlhausen gewinnt, egal wie. Wenn nicht, haben auch der TTC Neu-Ulm oder der TSV Bad Königshofen, die an diesem Sonntag, 15 Uhr, in Pfaffenhofen an der Roth aufeinandertreffen, die Möglichkeit, an diesem Saisonhöhepunkt teilzunehmen. Werder Bremen und Schwalbe Bergneustadt hingegen sind vom Spielverhältnis her jetzt schon aus dem Rennen.
Für die Bad Königshöfer gelten konkret diese Konstellationen, damit der Traum vom Halbfinale im Best-of-three-Modus gegen Borussia Düsseldorf in Erfüllung geht: Wenn man selbst 3:0 gewinnt, müsste Grünwettersbach 0:3 oder 1:3 verlieren. Gelingt dem TSV ein 3:1-Erfolg, wäre er auf eine glatte 0:3-Niederlage der Grünwettersbacher angewiesen. Es winkt dem TSV also aus der Ferne der vierte Platz.
Kilian Ort: "Schaun mer mal, wozu es reicht"
"Wir wissen, dass wir noch eine Minimalchance haben", sagt Bad Königshofens Kilian Ort. Genauso seien sich die TSV-Spieler aber darüber im Klaren, dass sie den Einzug in die Play-offs nicht in der eigenen Hand haben. "Aber: Sag niemals nie. Jeder von uns wird versuchen, sein Einzel zu gewinnen. Und dann schaun mer mal, wozu es reicht."
Realistisch nahe ist für den TSV Platz 5 oder 6. Im schlechtesten Fall droht Platz 9 zum Abschluss der so oder so besten Saison der Grabfelder in der TTBL. Das wäre genauso sensationell, wie wenn Neu-Ulm bereits im zweiten Jahr seiner TTBL-Zugehörigkeit diesen Sprung ins Spitzenquartett schaffte. Von seiner Besetzung her allerdings nicht. Der TTC ist kein gewachsener, sondern ein künstlicher Verein. Sein Mäzen Florian Ebner, ein finanzielles Schwergewicht im Mediensektor und früherer Präsident des SSV Ulm 46, gibt sich nicht mit halben Sachen zufrieden. Als er vor zwei Jahren einstieg, wurde seine Zielangabe, "sich in der TTBL langfristig etablieren", schon als Kampfansage an Düsseldorf, Saarbrücken und Ochsenhausen interpretiert.
Neu-Ulms Kader ist hochkarätig besetzt
Das Stamm-Trio des TTC diese Saison besteht aus zwei Europameistern, dem Portugiesen Tiago Apolonia und dem Franzosen Emmanuel Lebesson, sowie dem russischen U21-Europameister Vladimir Sidorenko. Trainer ist Dimitrij Mazunov, als Aktiver vielfacher Medaillengewinner bei EM, WM und Olympia. Er leitet auch eine eigene Trainingsgruppe, vergleichbar etwa mit denen in Saarbrücken und Ochsenhausen und schart hier sowie im Verein hochtalentierte Nachwuchsspieler um sich, die sich gegenseitig zur Weltklasse pushen.
"Sie haben drei Spieler, von denen jeder das Spiel entscheiden kann", schätzt Kilian Ort den Gegner ein. "Im Hinspiel hat sich der Sidorenko etwas unter Wert verkauft. Er ist einer der besten Nachwuchsspieler Europas. Wir müssen sehen, dass wir alle fit werden und wollen ihnen einen großen Kampf liefern."
Nach dieser Runde verlässt Lebesson Neu-Ulm. Für ihn kommt der russische Shootingstar Lev Katsman (19) aus Bad Homburg. Der wiederum trainierte bisher schon bei Mazunov, ebenso wie Bad Homburgs Maksim Grebnev (19), den es als Ersatz für Abdel-Kader Salifou nach Bad Königshofen zieht. Als Nummer 4 hat der TTC jetzt schon Kay Stumper (19) im Team, der als aussichtsreichstes deutsches Nachwuchstalent gilt. Bei seinen drei Einsätzen ließ er durchblicken, dass sein absoluter Durchbruch nur noch eine Frage der Zeit ist: 2:3 gegen Walther, 1:3 gegen Boll und 2:3 gegen Gerassimenko.
Unglückliche TSV-Niederlage im Hinspiel
Wer hätte gedacht, dass ein paar Sekunden im Hinspiel im Oktober darüber entschieden, dass Bad Königshofen dieses Spiel nicht gewann, sondern 2:3 verlor, und diese zwei Punkte letztendlich zum Durchmarsch in die Play-offs fehlen könnten. Doch bekanntlich halten sich Glück und Pech im Verlauf einer Saison die Waage. Noch unglücklicher konnte man aber nicht verlieren, ohne den verletzten Kilian Ort. Steger schlug Sidorenko 3:0, verlor gegen Lebesson 0:3. Zeljko besiegte Lebesson 3:2 und Salifou unterlag gegen Apolonia 0:3. Im Entscheidungsdoppel verloren Zeljko/Salifou gegen Apolonia/Sidorenko 2:3 nach 2:0-Führung, die Sätze vier und fünf 10:12/10:12. Damals nicht so tragisch, aus heutiger Sicht Pech mit Spätfolgen.