So eine Stimmung wie nach der mehr als dreimonatigen Fußballpause herrschte in der gesamten Vorrunde nicht in der NGN-Arena des TSV Aubstadt. Dabei durften von den 358 Zuschauerinnen und Zuschauern 150 auf den Sitzschalen unter dem nagelneuen Tribünendach Platz nehmen.
Eine überdachte Tribüne indes war für die mit grandiosen Auftritten verwöhnten Fans des TSV Aubstadt ebenso ungewohnt wie diese Art von Fußballspiel. Jedes der zwölf Heimspiele dieser Saison, selbst die nicht gewonnenen, hatte mehr Strahlkraft als dieses.
Das Spiel besteht aus drei verschiedenen Abschnitten
Wobei die TSV-Fans selbst mit dem 0:0-Unentschieden an sich gegen den Tabellen-Vorletzten SpVgg Greuther Fürth II nicht unzufrieden gewesen wären, hätten sie eine nur annähernd so attraktive Gastgeber-Elf gesehen wie in jenen zwölf Partien. Woran es lag? Darüber rätselte man schon während des Spiels, das eigentlich aus drei verschiedenen Abschnitten bestand, die im Zusammenschnitt ein Unentschieden durchaus rechtfertigten.
Im ersten Abschnitt war die Taktik des Fürther Trainers Petr Ruman darauf aufgebaut, einen Rückstand zu verhindern und selber den einen oder anderen Nadelstich zu setzen. Es gelang dies bei drückender, permanenter Überlegenheit der Aubstädter, die allerdings keine einzige ernstzunehmende Torchance dabei kreieren konnten.
Mehrere von diesen hatten die Trainer Victor Kleinhenz und André Betz ihnen aufgetragen. In Rain waren es acht Tage vorher in 87-minütiger Unterzahl beim 0:1 wenigstens vier Hochkaräter gewesen. Weshalb Kleinhenz im Vorfeld mal nur vom Kreieren sprach. Da es insgesamt nur eine oder eineinhalb waren (Bieber/39., Pitter/76.), fiel das Auslassen gar nicht so schlimm aus.
Beim Schuss von Adlung zeigt Wenzel eine Riesen-Parade
Die Fürther machten im hinteren Drittel jedenfalls mit zehn Feldspielern dicht und sorgten zweimal durch die bei Ballbesitz flexible Doppelspitze Adlung/Pisanu für erhebliche Unruhe. Als Davide Pisanu von halblinks abzog und den Außenpfosten traf (4.), konnte man Torwart Wenzel noch zugutehalten, ein gutes Auge zu haben. Und als Daniel Adlung (22.) draufhielt, da musste Wenzel schon eine Riesen-Parade zeigen. Der von Adlung war der erste und einzige Schuss der Gäste bis zur 90. Minute, der ohne Torwart ins Tor gegangen wäre. Ansonsten hatte die TSV-Abwehr alles im Griff.
Auffallend noch in dieser Phase, dass die Gastgeber zumindest an ihren Tempofußball der Vorrunde anzuknüpfen gewillt waren. Der allerdings noch von zu vielen Ballverlusten behaftet war. Der zweite Abschnitt verlief etwa von der 30. bis zur 57. Minute. Da begann Ruman nämlich anscheinend unzufriedene, zumindest überaus gierige Spieler von der Bank einzuwechseln, die alle drei ihr Eingreifen mit deftigen Fouls eröffneten. Es war schon auffällig, verlief die Partie bis dahin doch sehr zahm und manierlich.
Aubstadt kommt ohne eine Verwarnung aus
Vielleicht zu manierlich vonseiten der Einheimischen bis zum Schlusspfiff. Sie bekamen keine einzige Karte vom sehr großzügig leitenden Schiedsrichter Potemkin gezeigt, aber auch die Fürther nur zwei. Doch auch in dieser zweiten halben Stunde des Spiels fanden die Aubstädter einfach keine Lücke im Abwehr-Bollwerk der Gästeelf.
Richtig giftig und gallig wurde es in der dritten halben Stunde, in der Kleinhenz mitunter mit drei Spitzen (Endres, Bieber und Pitter), direkt dahinter Gündling, angreifen ließ. Zu typischen Bieber-Szenen kam es aber erst gar nicht: keine Flanken, keine Schüsse mit zweiten Bällen.
Beinahe wäre Aubstadt wieder in den Schlussminuten geschlagen worden
Beinahe wäre Aubstadt - wie in Rain - erneut in den Schlussminuten geschlagen worden. Adlung zog aus 20 Metern ab Richtung Torwinkel, sodass Lukas Wenzel zum zweiten Mal eingreifen musste. Aber wie! Auf einmal sprachen viele von "zufrieden, dass wir nicht verloren haben".
Kleinhenz, einer der immer das Positive sucht und findet, äußerte sich unzufrieden wie selten. Sein Resümee: "Wenn das so weiter geht, wird es ganz schwer für uns. Wir brauchen viel mehr Entschlossenheit, Geschlossenheit und Leidenschaft." Und mit etwas Abstand ergänzte er: "Wir haben uns das etwas anders vorgestellt. Das war mir alles etwas zu träge. Mehr wäre heute gar nicht verdient gewesen."