Der Ball rollt in diesem Jahr nicht mehr. Keine Punktspiele, keine Liga-Pokal-Begegnungen – der Bayerische Fußballverband hat seine Vereine in die Winterpause geschickt. Und Hallenturniere, auf die der Verband in diesen Corona-Zeiten verzichtet, wären zum aktuellen Zeitpunkt nicht erlaubt – auch nicht, wenn sie von Vereinen organisiert würden. Damit die Spieler und Fans nicht ganz auf „König Fußball“ verzichten müssen, wollen wir in den nächsten Wochen in unserem Archiv blättern und Highlights in Erinnerung rufen. Was passierte vor zehn, 20, 30 oder gar mehr Jahren auf den Fußballplätzen?
Wir beginnen mit der „Zeitreise“ in die jüngere Vergangenheit. Was da schon auffällt: Viele Vereine haben keine „eigene“ Fußballmannschaft mehr, sondern sind, um sportlich zu überleben, Spielgemeinschaften eingegangen. In den nächsten Wochen werden auch andere Sportarten zum Zug kommen. Vor zehn Jahren (Spieltag 13./14. November 2010) stand in der Zeitung:
• „TSV Großbardorf verschwindet in der Versenkung“ lautet die Schlagzeile nach der 0:2-Heimniederlage im prestigeträchtigen Unterfranken-Derby in der Bayernliga gegen den FC Schweinfurt 05 vor 1660 Zuschauern. Ja, damals lagen die Schützlinge von Trainer Wolfgang Schmitt auch nach der Niederlage noch vor dem heutigen Regionalligisten: Großbardorf auf Rang fünf, die „Schnüdel“ auf Position elf. Und die Würzburger Kickers, aktuell Schlusslicht der Zweiten Bundesliga und nach dem erneuten Trainerwechsel zur Zeit in aller Munde, fristeten ihr Dasein gar eine Liga tiefer – in der Landesliga Nord.
• In der Landesliga Nord nimmt der TSV Aubstadt überhaupt keine Fahrt auf. Nach 18 Partien ist er in dem 18er Feld Träger der roten Laterne: nur ein Sieg, und fünf Unentschieden bei 12 Niederlagen summieren sich zu acht Punkten. Der 13. Misserfolg wird womöglich verhindert, weil die Partie bei der FT Schweinfurt abgesagt wird.
• Gleich ein Trio vertritt die Farben des Rhön-Grabfeld-Kreises in der Bezirksoberliga. Und am Spieltag 13./14. November hat der SV Rödelmaier nichts zu lachen. „Vielleicht war es unser Fehler, das Spiel selbst gemacht zu haben“, sagte Mike Seidler nach der 0:6-Pleite des SVR beim Spitzenreiter FC Gerolzhofen. Seidler musste damals feststellen, dass die „gnadenlose Ausnutzung unserer Abwehrfehler“ und das Vergeben der eigenen Chancen zu der Abfuhr führten. Der FC Strahlungen (2.) wird im Spitzenspiel gegen den TSV Karlburg (4.) daheim vor großer Kulisse (400 Fans) kalt erwischt (0:2/6.). Die Mannschaft um Spielertrainer Jürgen Hein wird am Ende trotz des 1:4 mit Beifall in die Kabine verabschiedet. Der Dritte im Bunde, der TSV Bad Königshofen, hat eine Zwangspause. Das Spiel der Grabfelder, zu diesem Zeitpunkt auf Platz 13, gegen den TSV Sulzfeld wird abgesagt.
• Mit dem nachträglichen Geschenk zum 50. Geburtstag für ihren Trainer Werner Köhler wird es nichts: Die Sportfreunde Herbstadt kassieren in der Bezirksliga 2 eine 0:2-Heimniederlage gegen den TSV Mühlhausen und fallen von Platz sechs auf acht zurück. Nur zwei Zähler hinter dem Dritten, aber auch nur ein Drei-Punkte-Polster auf den Abstiegs-Relegationsplatz 13. Herbstadts Grabfeld-Rivale TSV Großbardorf II ist in dieser Liga mit 17 Mannschaften, was für jedes Team eine Mammut-Saison mit jeweils 32 Spielen bedeutet, an diesem Wochenende spielfrei.
• „Frank Büttner, der Mann mit den tausend Händen“, wird der Torwart des FC Schönau-Wegfurt nach dem 3:2-Triumph in der Kreisliga Rhön beim Spitzenreiter SC Diebach gefeiert. Mit seinen Paraden bringt er die SC-Stürmer schier zur Verzweiflung.
• In der Kreisklasse Rhön 2 kassiert Tabellenführer DJK Windshausen mit 1:3 gegen den TSV Steinach die erste Heimniederlage der Saison. Es ist ein hart umkämpftes Match, in dem der Schiedsrichter drei Mal Knallrot zückt: Zwei Windshäuser und ein Steinacher Spieler werden vorzeitig allesamt zum Duschen geschickt. Die unverhoffte Schützenhilfe nimmt Verfolger SV Niederlauer dankbar an. Allerdings mit großen Anlaufschwierigkeiten. Nach 63 Minuten beim SV Wildflecken mit 0:2 in Rückstand reißt der Tabellenzweite das Steuer herum. Am Ende wird ein 4:2-Sieg bejubelt – dem dreifachen Torschützen Thorsten Bauer sei Dank. Er beweist dabei bei zwei Elfmetern Nervenstärke.
• Tabellenführer TSV Urspringen setzt seinen Höhenflug in der Kreisklasse Rhön 3 fort. Mit dem knappen 2:1 gegen den TSV Heustreu (zwei Mal Benjamin Schlusche) wird auch im 14. Saisonspiel der Nimbus der Unbesiegbarkeit gewahrt (elf Siege, drei Unentschieden). Allerdings spürt man den Atem von Verfolger TSV Aubstadt II im Nacken, der gegen den ASV Sulzfeld nach 1:3-Rückstand erfolgreich zur Aufholjagd bläst und mit 5:3 gewinnt, wobei Jan Schneider und Christof Pecat je zwei Mal einnetzen. Auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches, auf den zweiten aber schon: Der TSV Mellrichstadt gewinnt gegen die DJK Oberfladungen problemlos mit 6:2. Was die 90 Minuten aber für TSV-Spielertrainer Karsten Schilling unvergessen machen: Nicht mal so sehr, dass er als vierfacher Torschütze glänzt. Nein, er vollendet jedes Mal per Kopf. Das macht ihm keiner mehr so schnell nach. Ein helles Köpfchen.
• In der A-Klasse Rhön 2 stürmt die DJK Wülfershausen die Festung Weichtungen. Mit dem 4:3-Erfolg beim souveränen Tabellenführer untermauern die Männer von der Saale Platz drei und ihre Aufstiegsambitionen – zumal in dieser Saison die ersten Zwei direkt aufsteigen und es selbst der Dritte über die Relegation nach oben schaffen kann.
• In der A-Klasse Rhön 3 reicht der DJK Frickenhausen ein Tor zum Derbysieg beim TSV Ober-Unterwaldbehrungen. Jürgen Ress trifft früh (7.) per Elfmeter.
• Der TSV Hollstadt strahlt mit der Sonne um die Wette: Der Tabellenführer gewinnt in der B-Klasse Rhön 3 das Spitzenspiel gegen Verfolger TSV Unsleben mit 5:2 und erringt die Herbstmeisterschaft. Das wird angemessen gefeiert: mit Freudengesängen und Zigarren, die sich Verantwortliche und Spieler gönnen. Nicht auszuschließen, dass sich das ein gutes halbes Jahr später, am Ende der Saison, wiederholt hat. Denn die Mannschaft von Trainer Thomas Borchert erringt mit 68 Punkten (neun Zähler vor Vizemeister TSV Unsleben) und einer Trefferquote von 112:37 überlegen die Meisterschaft.