Was für ein Spiel. Der HSC Bad Neustadt-Rhön riss in der Dritten Liga Ost in einer spektakulären Schlussphase das Steuer herum und bezwang den TV Gelnhausen noch mit 20:19 (10:13). Pure Erleichterung auf HSC-Seite nach der Schlusssirene nach einer Begegnung, die an Dramatik nicht zu überbieten war. „Dieser Sieg tut unserem Punktekonto, unserem Selbstvertrauen, das wir angesichts der nächsten schweren Spiele brauchen, und unserem Nervenkostüm, das bei einer weiteren Niederlage angekratzt wäre, gut“, meinte nicht nur Rechtsaußen Jan Wicklein.
Dieser stellte sich im Foyer, wie auch seine Mannschaftskameraden, ganz gelöst den Fragen der Fans, „denen heute unser großer Dank gilt“, so Coach Margots Valkovskis. „Ohne diese großartige Unterstützung wäre die Wende nicht eingeläutet worden.“ Dabei begann die Partie aus Sicht der Gastgeber ordentlich.
Den schnellen Rückstand durch einen Siebenmeter („In dieser Hinsicht wurde viel gegen uns gepfiffen“, Wicklein), wandelten Vilim Leskovec, der viel Verantwortung im Angriff übernahm und bester Schütze des Abends war, sowie Maximilian Schmitt, der sich öfters aus zentraler Position in die TV-Deckung warf, in eine erste Führung um. Diese glichen die Hessen zwar bis zum 4:4 immer wieder aus. Zwei schnelle Kontertore über Felix Wolf sowie Gary Hines sorgten für das 6:4 und die erste Zwei-Tore-Führung.
Ausgangspunkt dieser Schnellangriffe waren Paraden von Keeper Nick Weber. Der Neuzugang war ein starker Rückhalt, präsentierte sich mit guten Reflexen und war nach Ansicht der Fans im Foyer bester Akteur auf dem Parkett. Als Filip Milutinovic, der noch Anpassungsprobleme hat, mit seinem einzigen Treffer in der 19. Minute das 9:7 erzielte, war die Welt bei den Einheimischen in Ordnung.
Bad Neustadt zu hektisch
Zehn Minuten später nicht mehr. Denn in dieser Phase leistete sich die Offensivabteilung zu viele Fehler, die Defensive hatte schwer an den Zeitstrafen gegen Leskovec und Wicklein zu knabbern und insgesamt hektische Pässe, gepaart mit Fangfehlern, brachten die Schützlinge von Andreas Kalman ins Spiel zurück. In der 25. Minute bejubelten die wenigen Gästefans das 10:9 für ihre Mannschaft, das Alen Kulenovic mit einem Wurf ins verwaiste Tor – die Hausherren agierten da in Unterzahl mit einem sechsten Feldspieler – besorgte. Die Würfe der danach zu hektisch agierenden Gastgeber waren in in der Folgezeit schlecht angesetzt oder wurden vom ebenfalls guten TV-Goalie Julian Lahme abgewehrt. Dessen Vorderleute waren auf den Geschmack gekommen und bauten den Vorsprung auf 13:9 aus. Die Sorgenfalten auf der HSC-Bank wurden größer, daran vermochte auch der Leskovec-Treffer zum 10:13-Halbzeitstand nichts ändern. Aus der Kabine kamen beide Kontrahenten eher schlecht.
Nach dem 11:14 kam es zu einem Fehlerfestival, symptomatisch war der verworfene Strafwurf vom bis dahin zielsicheren Philip Botzenhardt, Weber kochte ihn durch einen überragenden Reflex ab. Dies animierte seine Vorderleute allerdings nicht zur Aufholjagd. In einer nun beidseits mit vielen Unzulänglichkeiten geführten Auseinandersetzung ging es beim Stand von 16:19 in die letzten zehn Minuten.
Während einer Überzahlsituation (Zeitstrafe Kulenovic) sorgte Wicklein mit einem Siebenmeter und einem seiner diesmal eher seltenen Flugeinlagen für den Anschlusstreffer. Der nun zunehmend mutigere Gary Hines, der in der Deckung den Abfangjäger spielte, sorgte für das umjubelte 19:19 (55.).
Strittige Szenen
Doch die Führung sollte nicht gelingen, weil Wolf und Leskovec in einer Überzahlsituation sowie Hines an Lahme scheiterten. Auf der Gegenseite parierte Weber Würfe der frei vor ihm auftauchenden Eurich und Kaluzinski. 49 Sekunden vor Matchende holte sich HSC-Trainer Valkovskis seine Schützlinge zu einer letzten Besprechung an die Außenlinie und beruhigte deren Nerven. 14 Sekunden später hämmerte Hines die Kugel in den Winkel. Es folgte eine Auszeit der Gäste, deren nächster Angriff in einem Zusammenprall zwischen Gerr und Kulenovic endete und in eine rote Karte für den HSC'ler mündete.
Die Schlussaktion rief die letzten Proteste auf der TV-Bank hervor. Zwischen dem in den Kreis einfliegenden Botzenhardt und Wicklein kam es zum Körperkontakt. Während die Gäste einen Siebenmeter forderten, entschied das Schiedsrichter-Duo auf Stürmerfoul.
Die Statistik des Spiels
Dritte Liga Ost HSC Bad Neustadt-Rhön – TV Gelnhausen 20:19 (10:13)
Bad Neustadt: Weber, Schmidl (zwei Siebenmeter) – Schmitt 3, Milutinovic 1, Wolf 1, Hines 4, Riesenberger, Pal, Kalliske, Wicklein 5/3, Gerr, Leskovec 6.
Gelnhausen: Lahme, Vöhringer (ein Siebenmeter) – Jankovic 1, Danowski 2, Gerst, Juli, Kulenovic 2, Kaluzinski 2, Pape 2, Jambor 2, Botzenhardt 3/3, Marquardt 3, Eurich 2/2.
Siebenmeter: 4/3:6/5.
Zeitstrafen: 8:10 Minuten.
Disqualifikation: Gerr (59., Bad Neustadt, Foulspiel).
Schiedsrichter: Magalowski/Schwieger (Magdeburg).
Zuschauer: 516.
Spielfilm: 4:3 (10.), 9:7 (20.), 10:13 (30.) – 12:16 (40.), 16:19 (50.), 20:19 (60.).