Die Fans skandierten „Dirk, Dirk, Dirk“, bei Nowitzki-Mentor und Privatcoach Holger Geschwindner kullerten sogar die Tränen: Der deutsche Basketball-Superstar knackte beim 122:111-Sieg seiner Dallas Mavericks gegen die Los Angeles Lakers als erst sechster Spieler die Marke von 30 000 Punkten in der nordamerikanischen Profiliga NBA und hievte seinen Legenden-Status damit in noch höhere Sphären. Langsam gehen die Superlative für den besten europäischen Basketballer der Geschichte aus.
Nowitzki: „Es ist surreal“
„Es fühlt sich wahnsinnig an. Es ist noch irgendwie etwas surreal. Es war natürlich eine unglaubliche Reise bis jetzt“, erklärte der 38-jährige Würzburger nach der Partie in der Nacht zum Mittwoch. 13 Minuten und zwei Sekunden benötigte der sensationell und wie zu besten Zeiten aufspielende Nowitzki, um die noch fehlenden 20 Punkte zu erzielen. Am Ende wurden es 25 Zähler, alle in der ersten Halbzeit erzielt – ein Punkt unter seinem Saisonbestwert.
Nach dem Rekord rückte das Match erst einmal in den Hintergrund. Die mit „Nowitzki 30k“-Shirts ausgestatteten Fans in der Arena schauten auf dem Videowürfel ein anderthalbminütiges Highlight-Video seiner bisherigen Karriere. Klub-Besitzer Mark Cuban hüpfte vor Freude wie ein kleines Kind, der Twitter-Account der Mavs quillte vor Glückwünschen über.
Freude bei der Familie in Würzburg
Auch in Dirk Nowitzkis Heimatstadt Würzburg sorgte dessen neuerlicher Rekord für Freude und Respekts-Bekundungen bei Familie und Weggefährten. Schwester und Managerin Silke Mayer gratulierte sofort per WhatsApp, wie sie dieser Redaktion sagte. „30 000 ist zunächst zwar nur eine Zahl, aber wenn man bisschen eintaucht und die Geschichte dahinter sieht, ist das schon richtig geil. Die Bilder aus Dallas von Dienstagnacht waren Gänsehaut pur, wie seine Teamkollegen über ihn hergefallen sind und ihn gefeiert haben. Oder wie viele Fans in der Halle Tränen in den Augen hatten. Bei mir sind viele Erinnerungen hochgekommen, besonders an sein erstes Spiel in der NBA und natürlich an den Gewinn der Meisterschaft 2011“, erzählte die Schwester. Es habe zwar schon viele Höhepunkte in Dirks Karriere gegeben, „aber das ist ein richtiger Meilenstein.
Ich weiß, dass ihm das gar nicht so wichtig ist, denn ihm ist stets die Mannschaft wichtiger. Aber das Erreichen dieser Marke ist natürlich trotzdem richtig großartig.“
Burkhard Steinbach, Urgestein der Würzburger Basketball-Szene und als „Koloss von Moos“ in den neunziger Jahren Teamkollege von Dirk Nowitzki und enger Freund, war hin und weg. „Das ist der Wahnsinn. Ich werde ihm eine Nachricht schreiben: ,Noch fünf Jahre, dann bist du die Nummer 1!' Nein, im Ernst, es ist eine gigantische Leistung von Dirk, vor allem, wenn man die Namen liest, die bisher 30 000 Punkte in der NBA erzielt haben. Das ist das Who-ist-Who des Basketballs“, sagte der auf einem Pferdehof in Moos bei Würzburg lebende Steinbach.
Bauermann erinnert sich
Dirk Bauermann, unter dessen Regie als Bundestrainer die deutsche Basketball-Nationalmannschaft mit ihrem Kapitän Dirk Nowitzki als EM-Zweiter 2005, WM-Achter 2006 und der Olympia-Teilnahme 2008 in Peking große Erfolge feierte, geriet ins Schwärmen. „Dirk ist ja nicht nur ein großartiger Spieler, sondern inzwischen schon zur Legende geworden. Er genießt überall auf der Welt großen Respekt.
Egal, wohin man auch kommt, alle respektieren, alle lieben ihn. Man kann sich nur in Ehrfurcht vor ihm verneigen“, sagte der aktuelle Coach des Basketball-Bundesligisten s.Oliver Würzburg.
Landtagspräsidentin Barbara Stamm freute sich mit dem „heimatverbundenen“ Nowitzki. „Wer von uns Würzburgern, in Bayern und darüber hinaus ist da nicht stolz, dass wir einen solch großartigen Sportler haben? Hervorragend ist auch, dass er sich so stark ehrenamtlich engagiert. Es ist unglaublich, mit welcher Konstanz Dirk Nowitzki von Erfolg zu Erfolg geeilt ist. Das ist sicher eine tolle Motivation für alle jungen Sportler, wenn sie sehen, dass man es von hier aus zu höchsten Rekorden und Titeln bringen kann“, sagte sie.
Gratulation der Sportprominenz
Auch die deutsche Sport-Prominenz gratulierte einem ihrer größten Stars zahlreich. „Lieber Dirk, 30 000 Punkte in der NBA. Bist Du wahnsinnig?“, fragte Tennis-Legende Boris Becker in einer Video-Botschaft. „Unglaublich, du bist eine Legende. Mach weiter so“, sagte Fußball-Weltmeister Jérôme Boateng. Real-Madrid-Profi Toni Kroos ergänzte: „Eine unfassbare Zahl.
Herzlichen Glückwunsch dazu von mir, einem deiner größten Fans, wie du weißt.“ Auch die NBA-Größen LeBron James und Magic Johnson sowie Nowitzkis langjähriger, kongenialer Partner Steve Nash gratulierten.
„Ich war richtig in Fahrt“, kommentierte Routinier Nowitzki seine Leistung. „Die Jungs haben mich sehr gut in Szene gesetzt. Als ich dann 18 Punkte hatte und gesehen habe, wie alle aufgestanden sind, wurde ich nervös und habe gleich mal einen Airball geworfen. Als es geklappt hat, war es ein großartiger Moment.“ „The German Wunderkind“ bedankte sich vor den Augen seiner in Dallas anwesenden Familie um Frau Jessica artig. Er war in diesen Minuten auf eine Stufe mit den größten NBA-Legenden aufgestiegen: nach dem NBA-Titel 2011, der Ernennung zum besten Spieler der Saison 2007 jetzt der elitäre 30 000er-Klub.
„Eine unglaubliche Reise“
Neben dem 13-fachen Allstar sind auch Kareem Abdul-Jabbar, Karl Malone, Kobe Bryant, Michael Jordan und Wilt Chamberlain in diesem Klub. Nowitzki ist der erste Nicht-Amerikaner und neben Malone (Utah Jazz) und Bryant (LA Lakers) der dritte Spieler, der dieses Kunststück nur mit einem Team geschafft hat.
„Es war bislang eine unglaubliche Reise“, erinnerte sich Nowitzki an seine bisherige NBA-Zeit, die am 5. Februar 1999 begann. Aber beendet ist sie noch nicht. Der frühere Nationalspieler möchte gerne in der nächsten Saison, seiner 20., weiter für die Mavericks auflaufen. Und auch in dieser Spielzeit hat er noch einiges vor. Durch den dritten Sieg in Serie hat Dallas den Rückstand auf die Play-off-Plätze wieder auf zwei Siege verkürzen können. „Ich hoffe, es kommen noch einige Punkte dazu“, sagte Nowitzki und kündigte an, den Abend mit einem Bier („Das erste seit langer Zeit“) ausklingen lassen zu wollen.