Achtung. Es folgt ein Satz, der einiges an Kontext voraussetzt. Hier ist er: Thomas Tuchel, Trainer des FC Bayern München, wurde vor dem Pokalspiel gegen den SC Freiburg gefragt, ob er Julian Nagelsmann eine Unterschrift beim FC Chelsea empfehlen könne.
Hintergrund dazu: Chelsea London hat am Sonntagabend bekannt gegeben, seinen bisherigen Coach Graham Potter freizustellen. Der Engländer übernahm im September beim Premier-League-Klub für Thomas Tuchel. Der wiederum ist bekanntlich seit kurzem beim FC Bayern im Amt, wo er auf Julian Nagelsmann folgte. Letztgenannter wiederum scheint beste Karten darauf zu haben, Nachfolger Potters bei Chelsea zu werden. Nagelsmann könnte also der Nach-Nachfolger seines eigenen Nachfolgers beim FCB werden.
FC Chelsea zahlte für Graham Potter vor einem halben Jahr 20 Millionen Euro
Puh, ganz schön kompliziert. Und irgendwie ja auch kurios, wenn es dazu kommen sollte. Dass Chelsea für Potter fast 20 Millionen Euro an dessen vorherigen Verein Brighton zahlte und ihn dennoch nach einem halben Jahr wieder rausschmiss, ist da nur eine Fußnote. Dennoch ist es beileibe nicht das Irrste, was die Historie des Trainerwechsels zu bieten hat.
Legendär etwa das Aus von Toni Schumacher, der 1999 beim damaligen Zweitligisten Fortuna Köln in der Halbzeitpause entlassen wurde. Die Fortuna lag gegen WaldhofMannheim mit 0:2 zurück – und Präsident Jean Löring beförderte seinen Übungsleiter mit "Hau app in de Eiffel. Du häss he nix mie zu sare" in den Dauerurlaub. Löring betonte nach Spielende, keine Wahl gehabt zu haben: "Als Verein musste ich reagieren."
Tuchel: "Ein anderer Verein als den, den ich damals vorgefunden habe"
Der US Salernitana machte im Januar von sich reden, als man Trainer Davide Nicola zuerst feuerte, dann wenige Tage später wieder ins Amt hob – um ihn dann im Februar endgültig den Laufpass zu geben. Insofern ist es gar nicht so verrückt, was sich nun in London zutragen könnte. Nur eben sehr, sehr teuer. Und überhaupt: In einem Sport, in dem darum gestritten wird, wer wann wen angerufen hat (oder nicht), kann ein Verein schon mal die Trainer wechseln wie Autofahrer ihre Bereifung.
Thomas Tuchel hat sich übrigens recht elegant aus der Nummer befreit: Bei Chelsea habe sich nach dem Eigentümerwechsel derart viel in kurzer Zeit geändert, dass er gar nichts Verlässliches mehr über den Klub sagen könne. "Es ist ein anderer Verein als den, den ich damals vorgefunden habe." So kann man‘s natürlich auch sehen. Und das Beste: Das ist völlig kontextfrei.