Per Günther war als Basketballprofi berühmt für präzise Distanzwürfe. So ansatzlos wie die Bälle auf dem Parkett hat er abseits des Spielfelds seine Sprüche rausgeballert. Viele davon sind in Erinnerung geblieben, auch dieses Bonmot aus der Saison 2011/2012: Die Ulmer Mannschaft war in dieser Spielzeit in die hypermoderne Ratiopharm-Arena gezogen. Nach vielen Jahren in dieser sehr besonderen Saison mal wieder in die Play-offs kommen – das war es, was man sich in Ulm damals maximal vorstellen konnte. So um Weihnachten rum war Ulm plötzlich Tabellenzweiter. Frage also an den damals noch jungen Spielmacher: Muss das Saisonziel jetzt neu formuliert werden? Per Günther komponierte aus der Lamäng diese Antwort: „Ich werde mich als Sportler nicht hinstellen und sagen: Ich bin Zweiter und will Achter werden.“
14 Jahre in Ulm, kein Titel
Günther hat 14 Jahre lang das Trikot von Ratiopharm Ulm getragen, einen Titel hat er nie gewonnen. Meister wurde Ulm ausgerechnet im ersten Jahr nach dem Karriereende des langjährigen Kapitäns. Per Günther wäre nicht Per Günther, würde ihm nicht auch dazu was einfallen. Er würde da „keine direkte Korrelation“ ziehen, ließ er ausrichten. Die Ulmer Erben von Per Günther haben jedenfalls sportlich etwas erreicht, was er nie geschafft hat. Bei der rhetorischen Aufarbeitung dieser Sensations-Meisterschaft müssen sie aber an den Maßstäben scheitern, die der ehemalige Leitwolf schon vor mehr als zehn Jahren gesetzt hat.
Als würde Freiburg deutscher Meister werden
Um basketballfernen Schichten die Dimensionen dieses Titelgewinns begreiflich zu machen: Stellen wir uns einmal vor, im Fußball würde der FCA … Okay, das ist Quatsch und wir wollen ja auch nicht albern werden. Also stellen wir uns vor, der SC Freiburg würde deutscher Meister werden. Christian Streich ist gewiss nicht auf den Mund gefallen, aber ob er bei der schwierigen Aufgabe der Formulierung eines Ziels für die Folgesaison günthersche Standards erfüllen würde?
Günther widmete auch schon einen Madonna-Song um
Das hat auch noch kein Spieler aus dem recht jungen Ulmer Kader überzeugend hinbekommen. Man könnte natürlich einen der Sprüche des Meisters der Worte recyceln. Nach einem schlechten Spiel hat Per Günther mal Madonna mit ihrer Würdigung junger Liebhaber zitiert: „Sie wissen nicht, was sie tun. Aber sie tun es die ganze Nacht.“ Was er den Nachwuchskräften damit mitteilen wollte: Strengt euch gefälligst an. Nicht mehr, aber erst recht nicht weniger erwartet das Ulmer Publikum in der neuen Saison von der Ulmer Mannschaft. Die wird sehr wahrscheinlich nicht noch einmal deutscher Meister werden. Und wenn doch: Vermutlich ist bis dahin eine Zitatesammlung von Per Günther auf dem Markt.