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Doping
Ruth Fuchs gestand Doping: Die Frau mit dem eisernen Arm ist tot
Die Speerwerferin Ruth Fuchs war ein Star des DDR-Sports. Nach der Wende gestand sie, gedopt zu haben. Im Sport eine eher ungewöhnliche Art, mit diesem Thema umzugehen.
Ruth Fuchs.jpeg       -  Die ehemalige Speerwerferin Ruth Fuchs ist im Alter von 76 Jahren gestorben.
Foto: dpa, Archiv | Die ehemalige Speerwerferin Ruth Fuchs ist im Alter von 76 Jahren gestorben.
Andreas Kornes
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:29 Uhr

Ruth Fuchs nannten sie die "Frau mit dem eisernen Arm". Was half, besagten Arm so leistungsfähig zu machen, dass er den Speer in den 1970er Jahren fast 70 Meter weit werfen konnte, war Oral-Turinabol. Dabei handelt es sich um ein anaboles Steroid, das in der ehemaligen DDR entwickelt wurde. Oral-Turinabol war der Klassiker unter den Dopingmitteln, die im Osten flächendeckend an Spitzensportlerinnen und -sportler verteilt wurden. Wer Schnellkraft benötigte, bekam die blauen oder rosafarbenen Pillen in die Hand gedrückt. Auch Ruth Fuchs. Zweimal holte sie Olympiagold, 1972 in München und 1976 in Montreal.

Auch im Westen wurde tief ins Apothekerschränkchen gegriffen

An dieser Stelle soll es nicht darum gehen, ob und welche Möglichkeiten es gab, sich gegen das staatlich angeordnete Doping zu wehren. Auch soll nicht verschwiegen werden, dass im Ringen zweier politischer Systeme der Westen ebenfalls tief ins Apothekerschränkchen griff, um seine Sportstars aufzupimpen, ungeachtet aller gesundheitlicher Folgen.

Gern genommenes Doping-Geständnis per Salamitaktik

Hier soll es darum gehen, wie einer oder eine später damit umgeht, sich einst falsch verhalten zu haben. Beliebt und gerade erst wieder spektakulär vorgeführt ist die Salamitaktik, die darin besteht, scheibchenweise immer nur das zuzugeben, was ohnehin nicht mehr zu leugnen ist - speziell in Dopingangelegenheiten ein Dauerbrenner. Erinnert sei an den Ex-Radprofi Erik Zabel, der 2007 unter Tränen gestand, betrogen zu haben, aber nur einmal, ganz ehrlich. Ein einmaliger Ausrutscher in die Epo-Spritze quasi. Sechs Jahre später gab es dann unter dem Druck neuer Erkenntnisse Teil II des Geständnisses zu hören, diesmal war das Portfolio dann schon größer, von Epo über Cortison bis hin zu Blutdoping. 

Marita Koch beharrt bis heute auf der Sauberkeit ihrer Leistung

Zweite Strategie im Umgang mit einer (in diesem Fall dann mutmaßlichen) Dopingvergangenheit ist das Leugnen. Die einstige DDR-Läuferin Marita Koch beispielsweise beharrt auf dem Standpunkt, ihre Fabelzeit über 400 Meter aus dem Jahr 1985 (bis heute unangefochtener Weltrekord) sei sauber zustande gekommen. Kann man machen, muss man aber nicht. Beweise ihr doch einer erst einmal das Gegenteil. 

Ruth Fuchs dagegen hat 1994 gestanden, gedopt zu haben. "Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, das habe ich nicht gemacht", sagte sie damals. Das ist die dritte Möglichkeit, mit einer dunklen Vergangenheit umzugehen. Ehrlich. Fehler offen einzugestehen ist unangenehm und deshalb mutig. Wer wüsste das nicht aus eigenem Erfahren? Am Mittwoch ist die Frau mit dem eisernen Arm im Alter von 76 Jahren gestorben.

 
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