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Radsport
Marco Brenner: "Ich will wieder Spaß am Rennradfahren haben"
Lange schwieg Marco Brenner. Jetzt sprach der 21-jährige Augsburger Radprofi über seinen Teamwechsel und darüber, warum er überzeugt ist, dass dies der richtige Schritt ist.
Robert Götz
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:29 Uhr

Auf einem Instagram-Post von Ihnen sieht man Sie freudestrahlend mitten zwischen Ihren neuen Teamkollegen vom Tudor Pro Cycling Team. Wie froh sind Sie, dass es mit dem Wechsel von dsm-firmenich zu Ihrem neuen Schweizer Rennteam geklappt hat?

Marco Brenner: Ich bin jetzt mega happy. Ich hatte ja schon im Dezember ein Teammeeting in der Schweiz und dann auch ein Trainingslager. Ich wurde mit offenen Armen empfangen und habe mich vom ersten Moment an wohlgefühlt. 

Das Team dsm-firmenich und Sie haben sich entschlossen, Ihr viertes Vertragsjahr nicht mehr zu aktivieren und sich zu trennen. Was lief im vergangenen Jahr schief?

Brenner : Das ist Vergangenheit. Ich schaue jetzt nur nach vorne und bitte um Verständnis, dass ich mich dazu nicht äußern will.

Sie sind Anfang 2021 als 18-Jähriger direkt vom Junioren-Team Auto Eder Bayern zum Team dsm in die WorldTour gewechselt. War der Sprung direkt in die Weltklasse des Rennradsports vielleicht doch zu hoch?

Brenner: Hinterher ist man immer schlauer als vorher. Aber wenn man mit 18 die Möglichkeit hat, gleich in ein WorldTour-Team zu wechseln, dann ist das sehr verlockend. Und ich wollte diese Chance unbedingt nutzen. Jetzt sehe ich das etwas differenzierter. Vielleicht hätte mir ein Jahr in der U23 nicht geschadet.

Warum? 

Brenner: Da hätte ich vielleicht bei kleineren Rennen mehr auf Ergebnis fahren können. Andererseits habe ich schon sehr früh wirklich viel gelernt. Ich bin jetzt hier bei Tudor einer der jüngsten Fahrer, aber auch einer mit der meisten Erfahrung. Es hat alles seine Vor- und Nachteile.

Warum haben Sie bei Tudor einen Vertrag bis 2026 unterschrieben? Der Rennstall ist in der ProTeam-Kategorie eine Klasse unterhalb der WorldTour angesiedelt. Ist das kein Rückschritt?

Brenner: Es ist ein sehr junges Rennteam mit einer klaren Vision. Als uns dieses Projekt vorgestellt wurde, hat es uns alle, meine Familie und meinen Berater, überzeugt. Was ich jetzt in diesen ersten Wochen schon gesehen habe, wie innovativ das Team arbeitet und welche Ambitionen Tudor hat, ist es für mich ein Schritt nach vorne. Von Anfang an hatte ich nie das Gefühl, ich komme in ein zweitklassiges Team. Ganz im Gegenteil.

Warum haben Sie dieses Gefühl?

Brenner: Es läuft hier alles sehr strukturiert und wissenschaftlich ab. Wir hatten zum Beispiel Aerotests mit dem Zeitfahrrad auf der Bahn. Wir waren in Silverstone in einem Windkanal. So etwas habe ich vorher noch nie gemacht. Zudem ist Tudor personell etwas kleiner besetzt, was für mich bedeutet, dass ich mehr Chancen bekomme. Ich habe diesen Schritt bewusst gewählt und bin schon nach wenigen Wochen überzeugt, es ist der richtige.

Wie wichtig war die Person Fabian Cancellara als Teamchef für Ihre Wechselentscheidung?

Brenner: Natürlich habe ich vor meiner Unterschrift mit Fabian telefoniert. Aber in erster Linie bin ich von diesem Projekt hier begeistert.

Was ist das Besondere daran?

Brenner: Ich kann hier mit dem Team mitwachsen. Und die Werte, die das Team verkörpert, finde ich echt cool: Swiss, Human, Performance. Vom ersten Moment an habe ich mich nicht nur als ein Angestellter gefühlt, sondern auch als ein Mensch, der wertgeschätzt wird. 

Fiel der Start auch leichter, weil mit Alberto Dainese, Marius Mayrhofer und Florian Stork gleich drei weitere Fahrer vom Team dsm zu Tudor gewechselt sind?

Brenner: Ja, sicher. Florian und ich sind gut befreundet. Es ist cool, dass es sich so ergeben hat, dass wir weiter zusammenfahren können. 

Wie geht es Ihnen persönlich mit Ihren muskulären Problemen im Rücken und in den Beinen, die Sie in Ihrem letzten Jahr beim Team dsm auch immer wieder zurückgeworfen haben?

Brenner: Da habe ich gerade wenig Probleme. 

Ihre Maßnahmen mit der Veränderung der Sitzposition, der Einlage im Schuh und den Rehamaßnahmen am Chiemsee, die ja im Team dsm nicht unumstritten waren, haben also geholfen?

Brenner: Ich denke schon.

Wann startet Ihre Saison?

Brenner: Ich denke Ende Januar. Der Fokus bei mir wird auf kleineren Rundfahrten zwischen vier und fünf Tagen liegen und auf dem Zeitfahren.

Wie sah Ihr bisheriger Trainingsplan aus?

Brenner: Zurzeit bin ich hier mit dem Team in der Nähe von Calpe in Spanien. Es ist nach Dezember schon das zweite Mal. Hier sind die Bedingungen einfach optimal. Ich habe mich auch schon privat hier von Mitte November bis Anfang Dezember vorbereitet. Nach dem jetzigen Trainingslager sind auch noch zwei Wochen auf Mallorca geplant.

Was haben Sie sich für diese Saison vorgenommen?

Brenner: Wenn ich dem Team ein paar Ergebnisse zurückgeben kann, wäre das super. Aber in erster Linie will ich wieder Spaß am Rennradfahren haben, der ist mir im letzten Jahr ein wenig verloren gegangen. 

 
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