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BIATHLON
Oberhof überlässt für den WM-Zuschlag nichts dem Zufall
Oberhof bewirbt sich für die Biathlon-WM 2023: Am Wochenende fällt beim IBU-Kongress in Kroatien die Entscheidung.
Foto: Anand Anders | Oberhof bewirbt sich für die Biathlon-WM 2023: Am Wochenende fällt beim IBU-Kongress in Kroatien die Entscheidung.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.04.2019 02:10 Uhr

Wenn einer weiß, wie siegen geht, dann Sven Fischer. 47 ist der ehemalige Biathlet und Oberhofer Publikumsliebling mittlerweile, vierfacher Olympiasieger, siebenfacher Weltmeister, 47 Mal stand er bei Weltcup-Rennen oben auf dem Stockerl. Ihn zum Gesicht der Oberhofer Bewerbung für die Biathlon-WM 2023 zu machen, war ein schlauer Schachzug der Organisatoren. Fischer brennt für Oberhof, er will mit aller Macht, dass es am Wochenende beim IBU-Kongress im kroatischen Poreæ nur eine Entscheidung der Delegierten gibt: Ja zu Oberhofs WM-Bewerbung für 2023.

Thüringisches Wintersport-Mekka

Zuletzt richtete das thüringische Wintersport-Mekka 2004 eine WM aus. Vor zwei Jahren scheiterte man mit der Bewerbung für die WM 2020. Krachend, wie Sven Fischer zugibt. „Wir haben aus den Fehlern gelernt, schauen nach vorne“, will er sich aber nicht damit aufhalten, was war, sondern den Delegierten des Internationalen Biathlon-Verbandes zeigen, was Oberhof zu bieten hat. „Wir möchten dein Gastgeber sein“ ist das Motto der Kampagne und des Image-Films, der mit Augenzwinkern auf die Wetterkapriolen am Rennsteig eingeht. Die sind im März, wenn die WM wäre, bei weitem nicht so gravierend wie Anfang Januar, wenn Weltcup ist.

Infrastruktur muss verbessert werden

Dass die Infrastruktur im Stadion in Oberhof, an den Strecken, an den Funktionsgebäuden, Tribünen und Athletenräumen dringend verbessert werden muss, weiß man in Thüringen schon lange. Das Land hat großzügig Gelder versprochen, Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) garantierte im Januar beim Weltcup die Unterstützung für die WM-Bewerbung und mindestens 15 Millionen Euro für den Umbau. Die Pläne sind so gut wie fertig, im Frühjahr 2019 ist Baubeginn. Sollte es mit der WM 2023 klappen, soll alles bis zum Weltcup 2022 fertig sein, um zu testen, was noch verbessert werden muss.

Bewerbung ist kein Selbstläufer

Die Oberhofer Bewerbung ist kein Selbstläufer, das weiß Fischer. Mit dem tschechischen Nove Mesto hat man einen starken Konkurrenten. Um die nötigen Stimmen zusammen zu bekommen, war für die Oberhofer zuletzt viel Reisen angesagt.

Bei den Olympischen Winterspielen in Südkorea war man unterwegs, bei allen Weltcups nach dem Oberhofer in dieser Saison präsentierte man die Bewerbung. „Wir haben große Unterstützung und Wohlwollen erfahren, auch schon einige verbale Zusagen“, erzählt Sven Fischer. Die Struktur des Internationalen Biathlon-Verbandes ist so, dass man nicht nur mit den großen Verbänden aus Norwegen, Russland oder Frankreich Einigkeit erzielen muss, sondern auch die Delegierten aus der Mongolei, Indien oder Brasilien umschmeichelt werden wollen. Jeder der 56 Mitgliedsverbände hat eine Stimme bei der Wahl des WM-Standortes. Um ganz sicher zu gehen, ist Sven Fischer auch mit seinem Team schon in Kroatien im Konferenzzentrum gewesen – wo stellt man den Bewerbungsstand hin, wo findet der Empfang statt. Dieses Mal wird nichts dem Zufall überlassen, um den Zuschlag zu bekommen.

Korruptions-Ermittlungen in Österreich

Dass der Biathlon-Weltverband wegen der Korruptions-Ermittlungen in Österreich im Zusammenhang mit den Dopingaffären um russische Biathleten gegen den zurückgetretenen Präsidenten Anders Besseberg und die bei vollen Bezügen frei gestellte Generalsekretärin Nicole Resch schwere Zeiten durchmacht, ist den Oberhofern klar. Dass es ihre Bewerbung erschwert, weil Resch aus Thüringen stammt, glaubt Fischer nicht: „Wir haben doch damit gar nichts zu tun. Wir konzentrieren uns voll auf uns.“

Was die IBU nicht kann. Sie wird ausführlich diskutieren müssen, wie man mit dem russischen Staats-Doping umgeht und wer die IBU in die Zukunft führen soll: der Schwede Olle Dahlin oder die Lettin Baiba Broka. Athleten wie Martin Fourcade fordern ein starkes Zeichen des Verbandes gegen Doping.

 
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