
Normalerweise müsste sich Silvio Eschrich, OK-Chef des Biathlon-Weltcups in Oberhof, die Ohren zuhalten, wenn er die Wettervorhersage im Radio hört. Frühlingshafte Temperaturen werden da bis Weihnachten vorher gesagt, ein Albtraum für Veranstalter von Wintersport-Events. Doch Eschrich ist ganz gelassen, er muss ja nur aus dem Fenster schauen: Da sieht er bestes, typisches Oberhof-Wetter. Grau in grau, höchstens fünf Grad im Moment, und nach den Feiertagen soll es knackig kalt werden.
Schnee ist das große Thema für alle, die nach wie vor auch in Mittelgebirgen Wettbewerbe veranstalten. In Oberhof hat man leidvolle Erfahrungen dazu, vor vier Jahren konnten die Skijhäger nicht kommen, weil das weiße Gold geschmolzen war. Heute ist das anders: 11 000 Kubikmeter Schnee haben die Oberhofer bereits, "um ruhig schlafen zu können", so Eschrich, braucht es 15 000 Kubikmeter. Das sollte problemlos möglich sein. Wenn es kalt genug ist, werden die insgesamt 33 Schneekanonen auf Hochtouren laufen, außerdem ist in der Skihalle gleich neben der Biathlonstrecke genügend Schnee vorhanden.

Eine spannende Frage ist, ob sich die im Moment durchwachsenen Leistungen der deutschen Biathletinnen und Biathleten, die am Wochenende im französischen Le Grand Bornand Wiedergutmachung für die bisher schlechten Darbietungen leisten wollen, auf den Ticketverkauf ausgewirkt haben. Nach dem Rücktritt von Laura Dahlmeier im vergangenen Winter gibt es bekanntlich keinen deutschen Biathlon-Star mehr, der verlässlich aufs Podium läuft.
Derzeit gibt es bis auf die Rennen am Samstag, 11. Januar, noch an allen Tagen (9., 10. und 12. Januar) Karten, teilweise sogar noch in der DKB-Arena, wo die Fans auch den Schießstand mit einsehen können. Silvio Eschrich macht sich keine Sorgen, dass man die Werte wie 2019 nicht erreichen könnte: Damals kamen über 60 000 Fans an vier Tagen.
Den Weltcup vor der Brust, die WM 2023 im Blick, das ist im Moment das Motto, das für die Arbeit von Eschrich und seinen Kollegen gilt. Bekanntlich bekam die nur 1500 Einwohner große Stadt am Rennsteig den Zuschlag für gleich zwei Weltmeisterschaften innerhalb von drei Monaten im Februar und März 2023: Sowohl die Rodler kämpfen in Oberhof um Weltmeistertitel, als auch die Biathleten.
Für beide Sportstätten sind Investitionen im mittleren zweistelligen Millionenbereich angekündigt, die der Freistaat Thüringen und der Bund gemeinsam schultern. Die Infrastruktur wird massiv ausgebaut, vor allem das Biathlon-Stadion aus- und umgebaut. Es entstehen ab nächstem Frühjahr neue Funktionsgebäude, mehr Stehplätze im Stadion, es wird ein neuer Tunnel zwischen dem Schießstand und der Haupttribüne gebaut, die Loipen umgebaut. Da man in Oberhof aufgrund der Witterung nur im Frühjahr und Sommer bauen kann, ein ambitioniertes Unterfangen, rechtzeitig fertig zu sein. Spätestens für den Weltcup 2022 soll das neue Stadion von den Athleten auf Herz und Nieren getestet werden, um vor der WM noch ausbessern zu können.
Beim Thema Schnee kann Silvio Eschrich dann übrigens super gelassen sein. Wegen der Biathlon-Weltmeisterschaft wird ein so genanntes Schnee-Haus gebaut, ein überdachtes Schnee-Depot, in dem bis zu 25 000 Kubikmeter Schnee sogar den Sommer überstehen.