Die Fans haben dem Club den Bundesliga-Abstieg nicht übel genommen. Über 2000 Besucher kamen am Donnerstagvormittag zum öffentlichen Trainingsauftakt an den Valznerweiher – so viele wie seit Jahren nicht. Für den neuen Trainer Damir Canadi war die eigentliche Überraschung, dass die Treue zum FCN trotz der Regengüsse am Morgen so deutlich dokumentiert wurde. Als der Ball dann rollte, schien wieder die Sonne.
Der von den Fans ausgegebenen Mission Wiederaufstieg verschließt sich Canadi nicht, allerdings mit Einschränkungen. Für ihn bleibt es beim Zwei-Jahres-Plan, den Sportvorstand Robert Palikuca bereits bei der Vorstellung des 49-jährigen Österreichers vor einigen Wochen ausgegeben hatte. „Wir wollen unser Ziel in dieser Saison erreichen, vielleicht wird das aber auch erst in der nächsten möglich sein. Robert und ich wollen vor allem etwas Stabiles aufbauen. Ein ständiges Rauf und Runter ist nicht gut für einen Verein“, sagte Canadi.
Drei renommierte Rivalen
Mit dem Hamburger SV, der völlig unerwartet ein zweites Jahr in der 2. Bundesliga bestreiten muss, und den Mitabsteigern Hannover 96 und VfB Stuttgart gibt es schon einmal drei Klubs, die sich das Ziel Aufstieg deutlicher auf die Fahne schreiben dürften als der FCN. Zudem bleibt abzuwarten, wie sich der Nürnberger Kader in den nächsten Wochen noch entwickelt. Bisher gibt es mit Rechtsverteidiger Oliver Sorg (28, von Hannover 96, ablösefrei), Linksaußen Robin Hock (20, TSG Hoffenheim) und Mittelstürmer Felix Lohkemper (24, 1. FC Magdeburg) erst drei Neue. „Wir haben natürlich noch einiges vor“, versprach Canadi, räumte aber ein, dass man sich angesichts des beschränkten Budgets „auf junge Spieler konzentrieren“ müsse.
Die sieben Millionen Ablösesumme, die der Club angeblich für U-21-Nationalspieler Eduard Löwen von Hertha BSC erhalten wird, tun da gut. Neben ihm haben auch die Leihspieler Robert Bauer, Yuya Kubo, Timothy Tillman sowie Edgar Salli und Ivo Ilicevic den Verein verlassen. Der Optimismus von Sportvorstand Palikuca, dass er Matheus Pereira vielleicht zum Bleiben bewegen könne, ist schon einige Wochen her. Zweite Liga, das ist wohl eher nicht das, was der hochtalentierte Brasilianer und sein Klub Sporting Lissabon wollen.
Ewerthon wohl zum HSV
Nicht nach Nürnberg zurückgekehrt ist auch Ewerton. Der brasilianische Abwehrchef wird wohl eine Ausstiegsklausel nutzen und für 2,5 Millionen Euro Ablösesumme zum Liga-Konkurrenten Hamburger SV wechseln. Trainer Canadi hat die sportliche Schwächung bereits akzeptiert: „Die Entscheidung liegt bei ihm.“ Weiter an Bord ist Virgil Misidjan. Der dribbelstarke, aber abschlussschwache Niederländer, für den vor einem Jahr drei Millionen Euro investiert worden waren, trainiert ganz normal mit. Die Transferperiode endet aber erst Ende August. Der Terminplan wird Freitag in einer Woche veröffentlicht.
Namhaftester Neuzugang bisher ist Oliver Sorg, der 2014 sogar ein Länderspiel absolviert hatte. Das empfand der 29-Jährige damals aber eher als Bürde: „Die Medien haben mich zum kommenden deutschen Rechtsverteidiger gemacht. Ich war aber immer noch der Junge, der im Breisgau das Fußballspielen gelernt hat.“ Vom SC Freiburg wechselte er 2015 zu Hannover 96, für seine Unterschrift nun in Nürnberg macht er nach dem ersten Rasentraining vor allem einen Grund geltend: „Hier passt das Menschliche, die Harmonie in der Mannschaft, auch wenn es sportlich mal nicht so läuft.“ Das sei ihm in den Spielen gegen Nürnberg aufgefallen, ehemalige Cluberer wie Niclas Füllkrug und Philipp Tschauner hätten ihm das bestätigt. Und die ersten Eindrücke mit den neuen Kollegen auch.
Erlebnisse bei der Wohnungssuche
Sorg hätte wohl bei einem Erstligisten unterkommen können, aber das wollte er nicht: „Ich will erst noch mal was schaffen und mit dem Club aufsteigen.“ Die starke Verankerung des Vereins in der Bevölkerung habe er bereits auf der Suche nach einem Haus zu spüren bekommen: „Da hieß es immer, ach, du bist jetzt Cluberer. Das nimmt einen mit, da will man ein Teil davon werden.“ Die Miete allerdings, räumte Sorg aber ein, sei bei aller FCN-Begeisterung nicht niedriger geworden. Das erste Testspiel bestreitet das neue Team am Samstag (18 Uhr) beim FC Lichtenfels.