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Deutsche Kombinierer zocken sich zu WM-Silber
Das DSV-Quartett wird Zweiter hinter Norwegen. Julian Schmid ärgert sich über die Unsportlichkeit seines Rivalen Riiber, doch die Jury schmettert den Protest ab.
dpa_5FACC20087D660A9.jpg       -  Eric Frenzel, Vinzenz Geiger, Johannes Rydzek und Julian Schmid (von links) haben Silber gewonnen.
Foto: Daniel Karmann, dpa | Eric Frenzel, Vinzenz Geiger, Johannes Rydzek und Julian Schmid (von links) haben Silber gewonnen.
Thomas Weiß
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:02 Uhr

Was hat der deutsche Wintersport da für einen neuen Ehrgeizling hervorgebracht? Julian Schmid vom Skiclub Oberstdorf, mit 23 Jahren der Jüngste im Team der erfolgsverwöhnten deutschen Kombinierer, läuft aufreizend locker über die Ziellinie, sichert sich bei seiner ersten WM die dritte Silbermedaille im dritten Wettbewerb. Und: Er jubelt nicht mal.

Seine Staffelkollegen Eric Frenzel, Vinzenz Geiger und Johannes Rydzek strahlten da schon, feierten mit den Fans und versuchten mit Schulterklopfen, Umarmungen und aufmunternden Worten, ihren Schlussläufer davon zu überzeugen, dass er sich über die Silbermedaille auch freuen dürfe.

Deutsche legen Protest gegen Magnus Riibers Unsportlichkeit ein

Die Ursache von Schmids temporärer Verärgerung lag etwa 400 Meter vor dem Ziel. Der Oberstdorfer kämpfte nach einem bis dato packenden Zweikampf gegen Weltcup-Dominator Jarl Magnus Riiber um Gold. Schon beim letzten Wechsel hatte Riiber provoziert, wollte nicht loslaufen und ließ Schmid den Vortritt. Später lief Riiber voraus. Als Schmid beim letzten Anstieg die Gunst der Stunde nutzen wollte und im Doppelstock innen vorbeiziehen wollte, schnitt der abgebrühte Norweger seinem Widersacher den Weg ab.

"Wir sind uns gegenseitig auf die Ski getreten“, sagte Schmid später. „Ich wollte mich da durchkämpfen. Aber das ist sich leider nicht ausgegangen.“ Bundestrainer Hermann Weinbuch wertete die Aktion Riibers als Unsportlichkeit und legte Protest ein. „Ich finde, er hat ihn behindert. Aus meiner Sicht war Julian auf gleicher Höhe, wenn nicht sogar einen Tick vorn.“ Die Jury des Skiverbandes lehnte den Protest ab, Riiber sei vorn gewesen und habe das Recht, sich gegen die Attacke Schmids zu wehren.

Schmid fand sich schnell mit der Jury-Entscheidung ab. "Ich musste alles probieren. Wer da oben als Erster ankommt, der gewinnt Gold“, rechtfertigte der Oberstdorfer seinen misslungenen Angriffsversuch. "Der Ärger ist verraucht. Es war wieder ein sehr schöner Erfolg für mich, wieder mit Silber.“ Fast hätte Schmid den zweiten Platz noch hergeschenkt, weil er kurz vor der Ziellinie locker austrudeln wollte, dabei aber den von hinten heranbrausenden Schlussläufer Johannes Lamparter aus Österreich beinahe übersah. Schmid rettete Silber mit 0,3 Sekunden Vorsprung und lernte seine Lektion: "Das wird mir nicht mehr passieren. Ja, das war zu knapp. Ich hätte durchziehen müssen.“ 

Eric Frenzel ist nun der erfolgreichste nordische Skisportler

Einer, der aus dem Strahlen nicht mehr herauskam, war Eric Frenzel. Der 34-jährige Sachse fühlte sich als Startläufer pudelwohl („das Rennen war wie für mich gemacht“), egalisierte die 23 Sekunden Rückstand auf Norwegen schon nach zwei Runden und schrieb mit seiner 18. WM-Medaille Geschichte: Frenzelüberflügelte Langlauf-Legende Björn Dählie und ist nun erfolgreichster nordischer Skisportler. 

Auch Trainer Weinbuch war am Ende glücklich: „Wir haben gezockt ohne Ende. Und haben einiges an Zockerei hinnehmen müssen“, sagte er in der ARD. Rydzek war „froh und dankbar, Teil eines so verrückten Rennens gewesen zu sein“ und Olympiasieger Vinzenz Geiger sagte nach seinem zweiten Silber: „Im ersten Moment dachte ich: Schade. Aber wir haben alle vier einen guten Job gemacht.“

 
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