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FUSSBALL: BUNDESLIGA
Nichts Neues in Nürnberg: 1:3 gegen die Hertha
Fussball - 1. Bundesliga - 1. FC Nuernberg - Hertha BSC       -  Allmächt: Torwart Christian Mathenia (von links), Georg Margreitter, Hanno Behrens und Ewerton können es nicht fassen. Nach der Heimniederlage gegen Berlin wird die Situation für Schlusslicht 1. FC Nürnberg immer bedrohlicher.
Foto: Heiko Becker | Allmächt: Torwart Christian Mathenia (von links), Georg Margreitter, Hanno Behrens und Ewerton können es nicht fassen. Nach der Heimniederlage gegen Berlin wird die Situation für Schlusslicht 1.
Hans Strauß
Hans Strauß
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:33 Uhr

34 Jahre alt ist Vedad Ibisevic mittlerweile. Aber wie weit der Bosnier von der Fußball-Rente noch entfernt ist, musste der 1. FC Nürnberg am Sonntagnachmittag schmerzhaft zur Kenntnis nehmen. Das Führungstor für Hertha BSC erzielte der Berliner Torjäger selbst, die beiden Treffer von Ondrej Duda zum verdienten 3:1 (1:1)-Sieg bereitete er gewitzt vor.

„Man hat gesehen, wie stark die Hertha ist, wenn man ihr die Möglichkeit gibt, den Ball in um den Strafraum hinzulegen“, sagte Club-Trainer Michael Köllner, ohne dabei seine Defensivkräfte zu tadeln. Ohnehin war Köllner nach dem Spiel nicht zu einem kritischem Umgang mit seinem Personal aufgelegt. Die Wagenburg wird geschlossen. Der Druck wächst, auch auf ihn.

Deutlicher wurde Rechtsverteidiger Enrico Valentini: „Bei den entscheidenden Szenen haben wir einfach nicht gut verteidigt.“ Vor allem, dass Ibisevic beim 0:1 (15.) nach einem simplen Doppelpass mit Sturmpartner Davy Selke frei vor dem machtlosen Christian Mathenia auftauchte und seinen siebten Saisontreffer erzielte, war kaum entschuldbar.

So sehr hatte der Club zum Rückrundenstart auf ein positives Signal gehofft. Aber letztlich war es wie in vielen Partien des letzten Jahres: Bemühte, aber letztlich überforderte Nürnberger mussten sich einem abgezockteren Gegner beugen. Die Niederlagen der Keller-Konkurrenten Hannover, Stuttgart und Augsburg am Vortag hätten eine Steilvorlage sein müssen. Doch die Chance, mit einem Sieg auf den Relegationsrang zu springen, blieb ungenutzt, obwohl der FCN erstmals seit dem Aufstieg mit seiner nominell stärksten Formation antreten konnte: Mathenia, Valentini, Hanno Behrens und der doch von Beginn an eingesetzte Eduard Löwen waren zurück, zudem kam Ewerton nach einer verkorksten Hinserie zu seinem Startelf-Debüt im Oberhaus. Und trotzdem musste sich Valentini damit trösten, dass sich die Situation für den alten und neuen Tabellenletzten zumindest nicht verschlechtert hat.

Wie sein Trainer hatte der Deutsch-Italiener „ein ordentliches Spiel“ gesehen, „auch wenn wir zu wenig Durchschlagskraft entwickelt haben.“ Köllner entschuldigte das mit der massiven Fünferkette, die sein Kollege Pal Dardai („Wir haben sehr konzentriert gespielt“) aufgeboten hatte. Doch der Club begann entgegen den Ankündigungen des Trainers, ein aggressives Pressing aufziehen zu wollen, sehr verhalten, wenig selbstbewusst. Die Berliner waren meist Herr der Lage, abgesehen von den zehn Minuten vor der Pause.

Löwens Hereingabe nutzt Behrens aus kurzer Distanz zum Ausgleich

Da schaffte es der Club zum einzigen Mal in dieser Partie, Druck aufzubauen, und auch den überraschenden Ausgleich: Löwen zog den Ball mit viel Druck auf den zweiten Pfosten, der lauernde Kapitän Behrens grätschte ihn zum 1:1 ins Netz (42.). Mit ihrer angesichts vieler Berliner Abwehrbeine etwas vom Glück begünstigen Coproduktion zeigten die beiden Rückkehrer schon ihren Wert für die Mannschaft, auch wenn manches nicht klappte.

Der frische Mut, mit dem der Club die zweite Hälfte begann, war schnell wieder weg. Ibisevic ließ den Ball geschickt prallen, der Slowake Duda hatte deshalb freie Bahn zum 1:2 (50.). „Das schnelle Gegentor nach der Pause hat uns letztlich das Genick gebrochen“, sagte Valentini. Dass Köllner direkt davor einen nicht gegebenen Elfmeter bei einer Attacke an Ishak monierte und zudem auch bei Handspielen sowie der knapp bemessenen Nachspielzeit eine Benachteiligung geltend machte, war in Summe zu dick aufgetragen.

Der Club bemühte sich weiter, vor allem über den unermüdlichen, aber leider wenig effektiven Virgil Misdjan, doch die Ordnung in der Defensive war weg. Das starke Hertha-Mittelfeld nutzte den sich bietenden Raum beim Umschaltspiel überzeugend, Ondrej Petrak war dem auf der verantwortungsvollen Sechserposition im 4–1-4-1-System überhaupt nicht gewachsen, im Strafraum waren Georg Margreitter und Ewerton offenbar mit den Nerven am Ende. Eine Hereingabe von Selke ließ Ibisevic einfach durch, dahinter lauerte wieder Duda und erzielte seinen zweiten Treffer (70.). In der Schlussphase verhinderte Mathenia mit etlichen starken Paraden eine deutlichere Abfuhr, zudem scheiterte Selke am Pfosten.

Aber es reichte auch so. Die Zuversicht, die Köllner aus der Partie zog, wirkte aufgesetzt. „Wir richten den Blick jetzt auf Mainz. Dort wollen wir die Punkte holen, die wir heute nicht geholt habe“, sagte der Trainer. An seiner Startformation will er offenbar festhalten, Neuzugänge fordert er in Eintracht mit Sportvorstand Andreas Bornemann weiterhin nicht.

Ob er einen Siegeszug wie den von Mitaufsteiger Fortuna Düsseldorf, das vier Spiele in Serie gewonnen hat, für möglich halte? Köllners Antwort kam ohne Zögern: „Das traue ich meiner Mannschaft auch zu.“

 
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