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Sachsenring
Warum Ducati im Motorrad-Rennsport dominiert
Die Italiener führen die Moto-GP mit Francesco Bagnaia an. Seit 2012 gehört der Hersteller zu Audi. Am Sachsenring gewinnt allerdings ein anderer Fahrer.
Motorrad-WM - GP Deutschland.jpeg       -  Jorge Martin (vorne) legte sich mächtig ins Zeug, um vor Francesco Bagnaia zu gewinnen.
Foto: Jan Woitas, dpa | Jorge Martin (vorne) legte sich mächtig ins Zeug, um vor Francesco Bagnaia zu gewinnen.
Marco Scheinhof
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:31 Uhr

Irgendwann reichte es. Am Samstagabend hatte sich ein Unbekannter in die Garage von Ducati geschlichen. Unerwartet, und damit unerwünscht. Gerade fand eine der Führungen statt, die die Motorrad-Teams am Sachsenring für ausgewählte Gäste anbieten. Mit klaren Vorgaben – keine Videos und nur wenige Bilder. Wer nicht registriert ist, wird skeptisch beäugt. Geheimhaltung ist wichtig im Motorsport. Soll nur kein Konkurrent spionieren können. Also wird der Eindringling höflich, aber mit bestimmten Worten nach draußen geschickt.

Ducati ist der dominierende Hersteller in der MotoGP, der Topklasse der Motorrad-Weltmeisterschaften. Der Wunsch, bei den Italienern etwas entdecken zu können, ist entsprechend groß. Francesco Bagnaia hat im vergangenen Jahr den Titel gewonnen. Pecco wird er genannt, der Italiener ist Fan von Juventus Turin. Bei seinem Triumph bekam der 26-Jährige allerdings ein Trikot vom FC Bolognaüberreicht. Der Hauptsitz seines Arbeitgebers ist in Bologona. Ob sich Juve-Fan Bagnaia gefreut hat, ist nicht überliefert.

Auch in dieser Saison liegt der Ducati-Fahrer an der Spitze der Gesamtwertung. Im Sprint am Samstag belegte er Platz zwei hinter Jorge Martin, der zwar auch auf einer Ducati sitzt, aber für das vom Konzern unterstützte Pramac-Team fährt. Im Hauptrennen am Sonntag blieb die Reihenfolge gleich: Martin siegte vor Werksfahrer Bagnaia und verkürzte den Rückstand in der WM-Wertung auf 16 Punkte. Es war ein enges Duell bis zur Ziellinie.

Audi-Chef Duesmann ist ein großer Motorrad-Fan

Es war ein erfolgreiches Wochenende für Ducati, am Ende lagen fünf Ducati-Motorräder vorne. Als "Porsche des Motorsports" bezeichnen sich die Italiener. Sportlich, aber auch exklusiv sollen ihre Produkte sein. 2012 hatte Audi den italienischen Motorrad-Hersteller übernommen. Für angeblich 850 Millionen Euro. Ducati plagten bis dahin Verbindlichkeiten, die sind weg. Die Eigenständigkeit aber haben die Italiener behalten. "Wir stehen so gut da, wie lange nicht", sagte Chef Claudio Domenicali am Samstagabend. Zusammen mit Audi-Boss Markus Duesmann saß er beim Abendessen. Die Zusammenarbeit soll beiden helfen. Audi wird 2026 in die Formel 1 einsteigen, beim hierfür nötigen Hybridantrieb und nachhaltigem Kraftstoff ist der Austausch mit Ducati sehr eng. 

Duesmann war ebenso wie Audi-Finanzvorstand Jürgen Rittersberger am Samstag zum Sachsenring gekommen. Beide sind große Motorrad-Fans. Duesmann hat in der Nähe Münchens eine Halle mit all seinen motorisierten Zweirädern. Führt ihn ein Termin nach Bologna und zu Ducati, nutzt er das gerne, um mit seinem Kollegen DomenicaliMotorräder zu testen. Duesmann erzählte am Samstag viel von seiner Leidenschaft für die Zweiräder. Die teilt er mit den mehr als 233.000 Fans, die über das Wochenende zum Sachsenring kamen. Allein am Sonntag waren fast 100.000 Zuschauerinnen und Zuschauer an der Strecke.

Sie bekamen viel Motorsport geboten – aber auch viele gefährliche Momente. Immer wieder gab es Unfälle. Immer wieder mussten ramponierte Motorräder weggebracht werden. Marc Márquez schaffte es sogar, eine Maschine am Freitag in zwei Teile zu reißen, als er in den von der Boxengasse auf die Strecke fahrenden Johann Zarco rutschte. Auf einem Anhänger wurde dessen Motorrad zurück ins Fahrerlager gebracht. Sofort begutachtet von TÜV und Dekra. 

Márquez fällt vor allem durch seine Stürze auf

Marc Márquez ist noch immer einer der Helden im Fahrerfeld. Spricht der Spanier, bildet sich eine große Menschentraube um ihn. Sportlich aber hat er in diesem Jahr Probleme, weil seine Honda zu langsam ist. Dreimal war Maárquez am Samstag in den beiden Qualifikationsläufen gestürzt. Am Sonntagvormittag führte seine Unglücksserie fort, er rutschte wieder ins Kiesbett. Er wurde von Moto-GP-Arzt Angel Charte untersucht, es wurde der Bruch eines Fingers der linken Hand festgestellt ebenso eine Verletzung am Knöchel. Dennoch hätte Márquez mitfahren können, er wollte aber nicht mehr. Es war genug der Stürze und Rückschläge. Er wollte nur noch weg.

Stefan Bradl weiß, wie groß das Risiko ist. Gerade, wenn das Fahrzeug so schwer zu fahren ist wie die Honda. Bradl war als TV-Experte am Sachsenring, in einer Woche wird er wieder in der Moto-GP fahren. Als Ersatz bei Honda, für wen, ist noch unklar. Ein Risiko für Bradl? "Natürlich macht man sich Gedanken", sagte der 33-Jährige. Auch weil das neue Format mit dem Sprintrennen am Samstag vom ersten Training an volles Risiko erfordert. Er weiß, dass er in einer Woche eher am Ende des Feldes landen wird. Weil ihm der Rhythmus fehlt. Und weil er nicht das volle Risiko gehen wird, nur um sich von Platz 20 auf Rang 18 zu verbessern. Es ist eine Abwägungssache.

Die deutschen Fahrer spielen am Wochenende keine Rolle

Die deutschen Fahrer spielen am Wochenende keine Rolle. Lucas Folger fuhr in der MotoGP weit hinterher, Lukas Tulovic vom Allgäuer Intact Moto-GP-Team schied in der Moto 2 am Sonntag schon in der fünften Runde wegen eines Sturzes aus. Er musste im Medical Center untersucht werden, gab aber Entwarnung: "Ich habe ein paar Prellungen und offene Wunden erlitten sowie eine dicke Lippe. Jetzt muss ich mich bestmöglich erholen, um in Assen wieder fit zu sein."

Ducati durfte jubeln. Über starke Momente in der Moto-GP. Und über stetige Entwicklungen in der Moto E. Mit Prototypen des italienischen Herstellers wird auch in der elektrischen Serie gefahren, im Verkauf gibt es noch keine elektrischen Maschinen. Es wird noch Jahre dauern, bis es so weit ist. Die Batterie ist derzeit noch zu schwer. Nur zehn Runden dauerte das Rennen am Sachsenring. Ein gutes Versuchsfeld ist die Serie dennoch. 

 
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