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Augsburg
Warum Weltmeister Stefan Bradl beim MotoGP in Deutschland nicht starten darf
Honda kämpft mit großen Verletzungsproblemen, trotzdem kommt Bradl am Sachsenring nicht zum Einsatz. Eine Woche später in Assen sitzt der Zahlinger auf dem Bike.
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Foto: Ulrich Wagner | Motorradrennfahrer Stefan Bradl wird nicht auf dem Sachsenring starten, sondern eine Woche später in Assen.
Milan Sako
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:35 Uhr

Heimspiel am kommenden Wochenende auf dem Sachsenring - doch die deutschen Motorradfans müssen auf einen Einsatz von Weltmeister Stefan Bradl verzichten. Obwohl mit Alex Rins (Schien- und Wadenbeinbruch) sowie Joan Mir (Fingerverletzung) gleich zwei Honda-Piloten ausfallen, sitzt der deutsche Ersatzpilot der Japaner in der MotoGP am Sonntag nicht auf der Maschine. "Ich wäre sehr gerne gefahren. Aber es kommt alles zu kurzfristig. Ich kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen", sagt der 33-Jährige. Der Grund: In der kommenden Woche stehen am Dienstag und Mittwoch Testfahrten für den japanischen Rennstall in Misano (Italien) auf dem Programm. "Es ist meine Hauptaufgabe, das Bike für die Honda-Fahrer weiterzuentwickeln. Nach einer längeren Pause kommen hoffentlich wieder einige neue Teile für die Honda", erzählt der Moto2-Weltmeister aus dem Jahr 2011.

MotoGP-Pilot Bradl holte sich Brandblasen an den Füßen

Wie im Vorjahr werden wieder über 200.000 Motorradfans an der Strecke in Hohenstein-Ernstthal erwartet. Nachdem die Formel 1 einen Bogen um das Land macht, sind die Duelle der Zweiradartisten das letzte große Motorsport-Event in Deutschland. Vor einem Jahr noch sprang Bradl für den spanischen Motorrad-Star Marc Marquez ein, der sich zum vierten Mal am Oberarm operieren ließ. Während die anderen Honda-Piloten auf dem wegen starker Hitzeentwicklung eigentlich unfahrbaren Bike ausfielen, hielt Bradl tapfer durch und verfehlte als 16. mit Brandblasen an den Füßen knapp die Punkteränge. "Wir hatten große Probleme mit der Aerodynamik und haben die Hitze nicht vom Bike wegbekommen. Noch einmal würde ich das nicht machen. Ich hatte Verbrennungen an den Füßen. Das hat mich nicht weitergebracht", erzählt der Motorradfahrer und fügt an: "Noch einmal würde ich das heute so nicht wieder machen."

In den Niederlanden findet ein weiteres MotoGP-Rennen statt

Nach dem Sachsenring ist nur eine Woche später ein Bradl-Start für Honda beim Großen Preis der Niederlande in Assen (24./25. Juni) vorgesehen. Ob nun für Joan Mir, der eine Werksmaschine der Japaner von Repsol fährt, oder für Alex Rins, der im früheren Bradl-Team LCR des Italieners Lucio Cecchinello startet, steht noch nicht fest. Der dritte Saisoneinsatz des Zahlingers in der MotoGP zeichnet sich in jedem Fall ab. Bradl fuhr bereits beim 3. WM-Lauf in Austin (Texas/USA) und ärgert sich ein wenig über sich selbst: "Ich war richtig gut unterwegs. Auf Platz elf liegend habe ich den Bock weggeschmissen." 

Im südspanischen Jerez raste der 33-Jährige mit einer Wildcard ausgestattet auf Rang 14 und sammelte wie erhofft WM-Punkte. "Als Ersatzfahrer von null auf hundert in eine eingespielte Mannschaft einzuspringen ist nicht ganz einfach. Aber mir hat es großen Spaß gemacht", erzählt der Pilot, der für den übertragenden Sender ServusTV die Motorrad-Rennen kommentiert. 

Honda kämpft seit geraumer Zeit mit Problemen, den Anschluss an die Spitze zu halten. Der erfolgsverwöhnte Seriensieger aus Japan findet sich in der Herstellerwertung auch in diesem Jahr nur auf dem vierten Platz hinter Ducati, KTM und Aprilia wieder. Nur Yamaha als Fünfter und Letzter ist noch schlechter platziert. Stefan Bradl erklärt die Schwierigkeiten so: "Die europäischen Hersteller haben in der MotoGP die Latte hochgelegt. Unser Honda-Team, aber auch Yamaha kämpfen mit der Entwicklungseffizienz. Ducati ist in diesem Bereich schneller. Aber wir tun alles, um wieder heranzukommen." 

Nachdem Bradl am Sachsenring nicht zum Zug kommt und darf Jonas Folger ein weiteres Mal den verletzten GasGas-Stammpiloten Pol Espargaró ersetzen. Das bestätigte das Team am Mittwoch. Folger springt seit dem Grand Prix in den USA in der MotoGP-Klasse für den 32-jährigen Espargaró ein. In der Moto2 ist Lukas Tulovic (WM-Rang 21) mit dem Memminger IntactGP-Team dabei, Erfahrungen zu sammeln. Die deutschen Piloten sind in der Motorrad-Weltspitze nur sehr dünn vertreten und tun sich insgesamt schwer. Die Lücke zwischen der Klasse Mini-Bikes und der IDM (Internationale Deutsche Meisterschaft) sei zu groß für die Talente aus dem Land, das Spitzenfahrer wie Toni Mang, Werner Haas, Gregor Braun oder Helmut Bradl hervorbrachte. 

Bradl engagiert sich mit Honda Deutschland für junge Fahrer

In seinem Projekt "Stefan Bradl Rookies Days" engagiert sich Bradl Junior gemeinsam mit HondaDeutschland für Talente und bietet jungen Fahrerinnen und Fahrern zwischen zwölf und 15 Jahren Trainingstage in Hockenheim und Oschersleben an. Doch in Spanien, wo allein drei WM-Rennen (Jerez, Barcelona, Valencia) ausgetragen werden, sind unzählige Talente unterwegs, die sich frühzeitig gegen starke Konkurrenz durchbeißen müssen.

Immer wieder versuchen deutsche Piloten, sich als Jugendliche das Rüstzeug in Spanien zu holen, und ziehen für ihren Sport auf die Iberische Halbinsel. "Oft sind sie aber komplett überfordert, weil ihre Ausbildung nicht reicht. Sie riskieren viel, stürzen häufig und verlieren nicht selten wieder die Lust", schildert Bradl die Probleme der deutschen Piloten, den Anschluss an die internationale Spitze zu bekommen.

 
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