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Berlin
Merk über Referee-Technik: „Die Geister”, die man rief...
Die Handregel sorgt bei der EM für große Diskussionen. Der frühere Spitzenschiedsrichter Markus Merk fragt sich, wer die Gegensätze noch verstehen soll. Etwas findet er „nervig”.
Markus Merk       -  Schiedsrichter-Legende Markus Merk spricht über strittige Szenen bei der EM.
Foto: Thomas Frey/dpa | Schiedsrichter-Legende Markus Merk spricht über strittige Szenen bei der EM.
dpa
 |  aktualisiert: 15.07.2024 02:40 Uhr

Der frühere Spitzenschiedsrichter Markus Merk sieht die vieldiskutierte Handspielregel kritisch und hat Anpassungen angemahnt. „Beim Block eines gefährlichen Torschusses im Spanien-Spiel gibt es keinen Elfmeter, aber beim chipregistrierten Streifschuss ohne unmittelbare Torgefahr gegen Dänemark sehr wohl. Wer soll diese Gegensätze verstehen?”, sagte Merk in einem „Kicker”-Interview mit Blick auf die deutschen K.o.-Duelle bei dieser EM.

Merk macht Vorschlag

„Bis heute fehlen einheitlich nachvollziehbare Parameter, und an der Auslegung wird immer wieder "gebastelt". Allein diese EURO bietet genügend Beispiele, um praxis- und fallbezogene Standards zu entwickeln. Experten müssen gemeinsam an den Tisch, um den "größtmöglichen gemeinsamen Nenner" zu erarbeiten”, sagte Merk.

Im EM-Viertelfinale der deutschen Nationalmannschaft hatte der Spanier Marc Cucurella den Ball gegen die Hand bekommen - einen Elfmeter gab es trotz des abgeblockten Schusses von Jamal Musiala nicht. Im Achtelfinale hatte Dänemarks Joachim Andersen bei einer Flanke den Ball ebenfalls mit der Hand leicht berührt - hier gab es einen Strafstoß.

„Wenn die Geister erst mal gerufen sind”

Beim Handspiel von Andersen konnte durch einen Chip im Ball zweifelsfrei eine Berührung nachgewiesen werden. Weitere technische Hilfsmittel sind der Video-Assistent (VAR) oder die halb-automatische Abseitserkennung. 

„Wenn die Geister erst mal gerufen sind, muss man damit leben. Wir haben jetzt Situationen, die kein Mensch sieht. Aber wir produzieren massive Diskussionen durch den VAR, die es vorher nicht gab. Ich finde diese Entwicklung schade”, sagte Merk.

Merk: Fußball lebt von Toren

„Zum Beispiel die Abseitssituationen. Erstens bleibt der exakte Moment des Abspiels, somit die Wahl des korrekten Bildes, bei über 30 Bildern pro Sekunde trotz halb-automatischer Abseitserkennung und Chip im Ball, vor allem bei dynamischen und gegenläufigen Situationen, zweifelhaft”, sagte Merk. Zudem lebe der Fußball von Toren.

Merk, Schiedsrichter des EM-Finales 2004, sieht auch eine Abseitssituationen kritisch. Etwa die von Romelu Lukaku bei Belgien gegen Rumänien oder die von Thomas Delaney bei Deutschland gegen Dänemark. In beiden Fällen standen die Spieler extrem knapp im Abseits.

Abseitsregel reformieren

„Beides wäre früher ohne Diskussionen durchgewunken worden. Mein Vorschlag für eine Testphase: Ein Spieler ist nur dann strafbar Abseits, wenn er mit ganzem Körper im Abseits steht. Natürlich wird es auch dann Grenzentscheidungen geben, diese sind aber nachvollziehbarer, weil sichtbarer”, sagte Merk.

Zudem müsse man beachten, dass jede Korrektur durch technische Hilfsmittel ein Schiedsrichter-Fehler sei. Das dürfe nicht als Selbstverständlichkeit hingenommen werden, sagte er. „Die permanenten Verzögerungen durch die VAR-Checks im Hintergrund bei Spielunterbrechungen sind extrem nervig.”

Portugal - Tschechien       -  Merk nerven die Unterbrechungen.
Foto: Hendrik Schmidt/dpa | Merk nerven die Unterbrechungen.
 
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