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Las Vegas
Vier mit Bier: Verstappens WM-Party in der Nacht von Vegas
Er steht nun auf einer Stufe mit Vettel und Prost, fertig ist Serien-Weltmeister Max Verstappen aber noch lange nicht. Die Konkurrenz verneigt sich und denkt schon an nächstes Jahr.
Formel 1  Großer Preis von Las Vegas       -  Max Verstappen zeigt es an: Er hat Titel Nummer 4 sicher.
Foto: Matt York/AP/dpa | Max Verstappen zeigt es an: Er hat Titel Nummer 4 sicher.
Maximilian Haupt und Jens Marx, dpa
 |  aktualisiert: 24.11.2024 12:21 Uhr

Max Verstappen streckte immer wieder vier Finger in die Kameras. Während Las Vegas mit einem Mega-Feuerwerk die WM-Party einläutete, gönnte sich der alte und neue Formel-1-Weltmeister schon die ersten Biere. „Ich muss nicht mehr fahren”, sagte er lachend. Verstappens Intimus Helmut Marko kündigte an: „Wir wären nicht Red Bull und wir wären nicht in Las Vegas, wenn wir jetzt ins Bett gingen.” 

2021, 2022, 2023 und nun wieder: Verstappen ist der Champion. Mit dem vierten Triumph zwei Rennen vor dem Ende einer auch von Skandalen, Machtkämpfen und sportlichen Rückschlägen geprägten Red-Bull-Saison, gehört Verstappen jetzt zu den sechs erfolgreichsten Piloten der Formel-1-Geschichte. „Oh, mein Gott. Was für eine Saison”, funkte er noch aus dem Auto seinem Team.

Verstappen zog mit Sebastian Vettel, der von 2010 bis 2013 ebenfalls viermal nacheinander im Red Bull triumphiert hatte, und Alain Prost gleich. Er hat nun nur noch die Rekordchampions Michael Schumacher und Lewis Hamilton (jeweils 7) sowie Juan-Manuel Fangio (5) in der ewigen Bestenliste vor sich. Verstappen stehe „im Pantheon der unsterblichen Rennfahrer”, schrieb der britische „Guardian” voller Anerkennung. 

Die Schmerzen des gescheiterten Lando Norris 

Als er auf dem Las Vegas Strip Circuit über die Ziellinie gefahren war, habe er sich einfach erleichtert gefühlt. „Ich war froh, dass es vorbei war”, sagte Verstappen. Platz fünf mit einer kontrollierten Leistung reichten, WM-Herausforderer Lando Norris kam als Sechster hinter dem 27 Jahre alte Niederländer ins Ziel.

393 Punkte hat Verstappen, 331 Norris. Der 25 Jahre alte Brite kann ihn bei 60 noch zu holenden Punkten in Katar und Abu Dhabi an den nächsten beiden Wochenenden nicht mehr einholen. 

„Ihm zu gratulieren, tut nicht weh, aber zu wissen, dass die WM zu 100 Prozent erledigt ist”, sagte Norris. Nachdem ihn Verstappen beim Handschlag freundschaftlich tröstend in den Arm genommen hatte, ergänzte der Brite einen Satz, der vielleicht alles über die Leistung des Champions in diesem Jahr sagte. „Ich weiß nicht, ob ich es gewonnen hätte, selbst wenn ich ein perfektes Jahr gehabt hätte”, sagte Norris.

Sieben Verstappen-Siege in den ersten zehn Rennen hatten viele schon die nächste Langweiler-Saison befürchten lassen. Aber eine falsche Weiterentwicklung des RB20 bremste das Team und auch Verstappen. Zehn Rennen kein Sieg, bis zu seiner Gala-Fahrt von Startplatz 17 zum Sieg im Regen von Brasilien. „Es war eine sehr herausfordernde Saison, auch als Person. Ich musste ruhig bleiben”, erklärte Verstappen. 

Der Zoff um Teamchef Christian Horner bereits vor dem ersten Rennen, dem eine Mitarbeiterin unangemessenes Verhalten vorgeworfen hatte, lastete schwer auf dem Team. Ein öffentliches Gerangel um das Sagen im Rennstall begann, sogar Verstappens Vater Jos forderte die Absetzung von Horner. 

Zwischenzeitlich schien dann Marko, enger Vertrauter von beiden Verstappens und Motorsportberater des Unternehmens, vor dem Rauswurf zu stehen. Hinzu kamen die Abschiedsankündigungen von Star-Designer Adrian Newey und Sportdirektor Jonathan Wheatley. 

Die verschworene Gemeinschaft habe durch den Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz im Oktober 2022 etwas gelitten, sagte Marko und berichtete von dem, was sich das Team dann inmitten der Negativ-Schlagzeilen vorgenommen hatte: „Wir vergessen alles, wir wollen diese WM gewinnen.” Und Verstappen sei dabei eine Schlüsselfigur gewesen, ergänzte Horner. „Er hat härter gearbeitet, als ich es je gesehen habe.”

Die Konkurrenz verneigt sich

Als einer der ersten gratulierte Hamilton. „Er hat einen fantastischen Job gemacht, keine Fehler”, sagte der 39 Jahre alte Brite, der in Las Vegas in seinem drittletzten Rennen für Mercedes auf Platz zwei kam. Nur sein Silberpfeil-Rivale George Russell war schneller. „Er hat wahrscheinlich irgendwann gedacht, er wird diese WM nicht gewinnen. Aber er hat jedes Wochenende geliefert”, attestierte auch Russell dem alten und neuen Champion eine außergewöhnliche Leistung. 

Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der Verstappen für die Zukunft gern zum eigenen Rennstall gelockt hätte, betonte: „Ein großer Champion, total würdig. Er hat in der ersten Hälfte des Jahres alles in Grund und Boden gefahren. Es war schon klar, dass er einer der Größten war und jetzt ist er noch größer.” 

Hollywood lässt grüßen 

Dass Verstappen sein nächstes Meisterstück in Las Vegas perfekt machte, war für die Formel 1 ein PR-Coup, für Red Bull und Verstappen selbst auch keine Überraschung mehr. Umgehend wurde seine neue Kollektion mit vier Sternen vorgestellt, vor Ort trugen die Teammitglieder von Horner über Marko bis zu den Mechanikern T-Shirts mit der Aufschrift „M4X”. 

In der Garage hatten sie das Bier in einer Box bereits kaltgestellt, und aus den Boxen entlang der Strecke dröhnte „We are the Champions”. „Jetzt stehe ich hier als viermaliger Weltmeister. Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist”, sagte Verstappen vor dem berühmten Hotel Bellagio.

Längst zerbrechen sich die Rivalen den Kopf, wie sie einen fünften Titel des Serien-Champions verhindern können. „Es wird schwierig, ihn nächstes Jahr zu schlagen”, vermutete der künftige Ferrari-Pilot Hamilton. Red Bull und Verstappen hätten vermutlich früher als andere Teams schon auf nächstes Jahr gesetzt. In der Gegenwart reichte das dennoch für eine große Party.

 
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