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„Olympiasieger bleibt man für immer“
Fechten ist der Lebensmittelpunkt: Matthias Behr geht seit dem elften Lebensjahr im Fechtzentrum in Tauberbischofsheim ein und aus. Heute feiert der Leiter des Olympiastützpunktes seinen 60. Geburtstag.
Foto: Fecht-Club | Fechten ist der Lebensmittelpunkt: Matthias Behr geht seit dem elften Lebensjahr im Fechtzentrum in Tauberbischofsheim ein und aus. Heute feiert der Leiter des Olympiastützpunktes seinen 60. Geburtstag.
Kirsten Mittelsteiner
Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 15.12.2015 14:41 Uhr

Vier Gold-, zehn Silber- und zwei Bronzemedaillen hat Matthias Behr auf Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen für den Fecht-Club Tauberbischofsheim gesammelt. Auch nach seiner aktiven Zeit blieb er dem Fechten verbunden. Am heutigen Mittwoch feiert der Leiter des Olympiastützpunktes seinen 60. Geburtstag. Eigentlich wollte Matthias Behr, der im Jahre 1966 die Fecht-Abteilung des TSV Tauberbischofsheim aufsuchte, nur seine beiden älteren Brüder im Training besuchen. Doch der elfjährige Junge hatte nicht mit der Reaktion des Fechttrainers Emil Beck gerechnet.

Frage: „Mit einer Ohrfeige fing alles an“ titelte einmal die Bildzeitung in einem Bericht über Sie. Was ist an dieser Schlagzeile wirklich dran?

Matthias Behr: Als ich meinen großen Brüdern, die sechs und sieben Jahre älter sind, beim Fechten zugeschaut habe, hat Emil Beck mich gefragt „Wer bist du denn?“ Darauf habe ich geantwortet: „Ich bin der kleine Bruder. Ich möchte da zugucken.“ Und dann hat er mir keine richtige Ohrfeige gegeben, aber schon einen starken Klaps auf die Wange und hat gefragt: „Was? Du bist der kleine Bruder und bist noch nicht beim Fechten? Am Dienstag bist du da!“

Daraus wurde dann eine 25 Jahre lange, erfolgreiche Sportkarriere. Wie wurde damals zu Hause die Nachricht aufgenommen, dass nun auch der dritte Sohn fechten will?

Behr: Nach dem frühen Tod meines Vaters war meine Mutter alleinerziehend. Die Prioritäten lagen auf Ernährung und dass aus uns was „Rechtes“ wird. Geld war knapp. Doch Emil Beck war der Ansicht, dass jeder, der fechten will, auch fechten sollte. Er hat uns geholfen und uns gebrauchte Ausrüstung zur Verfügung gestellt. In diesem Zusammenhang muss ich mich auch bei der Stiftung Deutsche Sporthilfe bedanken. Ohne sie hätte ich nicht so lange gefochten.

In dieser langen Zeit haben Sie viele Medaillen für den Fecht-Club allein auf Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen gesammelt. Wissen Sie noch, wie viele?

Behr: Bis 16 kann ich noch zählen! Das waren eine Gold- und drei Silbermedaillen bei Olympischen Spielen und drei Gold-, sieben Silber- und zwei Bronzemedaillen bei Weltmeisterschaften.

Und welche war für Sie die wichtigste?

BEHR: Das war die Goldmedaille mit der Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal. Damit konnten wir nicht rechnen. Thomas Bach und ich waren für Olympia 1972 qualifiziert, aber nicht nominiert. 1973 haben wir die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft in Göteborg geholt, danach bei den Aktiven nichts mehr. Dann kannst du nicht damit rechnen, dass du drei Jahre später Olympiasieger wirst. Und: Jeder Weltmeister hat irgendwann mal ein „Ex-“ davor; Olympiasieger bleibt man für immer.

Davon gibt es in Ihrer Familie ja zwei – bisher zumindest.

BEHR: Meine Frau Zita Funkenhauser und mich. Auch mein Sohn Dominik hat erfolgreich gefochten, meine beiden Töchter Greta und Leandra fechten noch. Ich selbst bin Leiter des Olympiastützpunktes Tauberbischofsheim. Bis heute ist Fechten der Mittelpunkt meines Lebens.

Alle Erfolge haben Sie mit dem Florett erfochten. Sie haben aber das Fechten auch mit dem Degen und dem Säbel gelernt.

Behr: Das war die spezielle Trainingsphilosophie von Emil Beck. Viele Wettkämpfe bestreiten, mit Stress umgehen lernen und Erfahrung sammeln. Damals gab es auch noch viel weniger Turniere und nur 70 bis 80 Nationen, die überhaupt gefochten haben. Ich weiß noch, wie euphorisch ich ins erste Säbelturnier gegangen bin und kein einziges Gefecht gewonnen habe. Danach war diese Waffe für mich erledigt. Degen habe ich noch während meiner Juniorenzeit sehr erfolgreich gefochten.

Besitzen Sie die Waffen aus Ihrer aktiven Zeit noch?

Behr: Ein paar liegen in meinem Büro auf den Schränken, eine habe ich nach einer Weltmeisterschaft dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl geschenkt. Eine Vitrine mit Erinnerungen aus dieser Zeit haben wir zu Hause nicht. Vier olympische Medaillen befinden sich im Rathaus, zwei von Zita, zwei von mir. Da schaue ich ab und zu vorbei, ob sie auch gut geputzt sind.

 
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