Vier Gold-, zehn Silber- und zwei Bronzemedaillen hat Matthias Behr auf Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen für den Fecht-Club Tauberbischofsheim gesammelt. Auch nach seiner aktiven Zeit blieb er dem Fechten verbunden. Am heutigen Mittwoch feiert der Leiter des Olympiastützpunktes seinen 60. Geburtstag. Eigentlich wollte Matthias Behr, der im Jahre 1966 die Fecht-Abteilung des TSV Tauberbischofsheim aufsuchte, nur seine beiden älteren Brüder im Training besuchen. Doch der elfjährige Junge hatte nicht mit der Reaktion des Fechttrainers Emil Beck gerechnet.
Matthias Behr: Als ich meinen großen Brüdern, die sechs und sieben Jahre älter sind, beim Fechten zugeschaut habe, hat Emil Beck mich gefragt „Wer bist du denn?“ Darauf habe ich geantwortet: „Ich bin der kleine Bruder. Ich möchte da zugucken.“ Und dann hat er mir keine richtige Ohrfeige gegeben, aber schon einen starken Klaps auf die Wange und hat gefragt: „Was? Du bist der kleine Bruder und bist noch nicht beim Fechten? Am Dienstag bist du da!“
Behr: Nach dem frühen Tod meines Vaters war meine Mutter alleinerziehend. Die Prioritäten lagen auf Ernährung und dass aus uns was „Rechtes“ wird. Geld war knapp. Doch Emil Beck war der Ansicht, dass jeder, der fechten will, auch fechten sollte. Er hat uns geholfen und uns gebrauchte Ausrüstung zur Verfügung gestellt. In diesem Zusammenhang muss ich mich auch bei der Stiftung Deutsche Sporthilfe bedanken. Ohne sie hätte ich nicht so lange gefochten.
Behr: Bis 16 kann ich noch zählen! Das waren eine Gold- und drei Silbermedaillen bei Olympischen Spielen und drei Gold-, sieben Silber- und zwei Bronzemedaillen bei Weltmeisterschaften.
BEHR: Das war die Goldmedaille mit der Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal. Damit konnten wir nicht rechnen. Thomas Bach und ich waren für Olympia 1972 qualifiziert, aber nicht nominiert. 1973 haben wir die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft in Göteborg geholt, danach bei den Aktiven nichts mehr. Dann kannst du nicht damit rechnen, dass du drei Jahre später Olympiasieger wirst. Und: Jeder Weltmeister hat irgendwann mal ein „Ex-“ davor; Olympiasieger bleibt man für immer.
BEHR: Meine Frau Zita Funkenhauser und mich. Auch mein Sohn Dominik hat erfolgreich gefochten, meine beiden Töchter Greta und Leandra fechten noch. Ich selbst bin Leiter des Olympiastützpunktes Tauberbischofsheim. Bis heute ist Fechten der Mittelpunkt meines Lebens.
Behr: Das war die spezielle Trainingsphilosophie von Emil Beck. Viele Wettkämpfe bestreiten, mit Stress umgehen lernen und Erfahrung sammeln. Damals gab es auch noch viel weniger Turniere und nur 70 bis 80 Nationen, die überhaupt gefochten haben. Ich weiß noch, wie euphorisch ich ins erste Säbelturnier gegangen bin und kein einziges Gefecht gewonnen habe. Danach war diese Waffe für mich erledigt. Degen habe ich noch während meiner Juniorenzeit sehr erfolgreich gefochten.
Behr: Ein paar liegen in meinem Büro auf den Schränken, eine habe ich nach einer Weltmeisterschaft dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl geschenkt. Eine Vitrine mit Erinnerungen aus dieser Zeit haben wir zu Hause nicht. Vier olympische Medaillen befinden sich im Rathaus, zwei von Zita, zwei von mir. Da schaue ich ab und zu vorbei, ob sie auch gut geputzt sind.