Für die Tischtennismänner des SB Versbach geht es bereits am zweiten Spieltag um sehr viel. Nach der durchaus einkalkulierten Niederlage im Premieren-Heimspiel in der neu gegründeten dritten Bundesliga am letzten Wochenende gegen Mainz steht am Samstag das Frankenderby gegen den TTC Wohlbach an (Spielbeginn 14:00, Pleichachtal-Halle). Ein Team, mit dem sich der Würzburger Stadtteilklub seit Jahren in diversen Ligen duellierte und mit dem man sich in Versbach auf Augenhöhe sieht. Folglich sollte diesmal mit Blick auf das große Ziel Klassenerhalt unbedingt gewonnen werden. Entscheidend mithelfen soll dabei auch die einzige SBV-Neuverpflichtung in dieser Saison, Thomas Theissmann.
Mit wachen Augen beobachtet Thomas Theissmann sein Gegenüber. Er analysiert. Selbstbewusst. Freundlich. Konzentriert. Engagiert. Egal ob im Gespräch oder an der Platte. Und er ist ein Mann, der seine Worte mit Bedacht wählt. „Es wird eine sportlich spannende Saison. Und unser Ziel Klassenerhalt ist ambitioniert. Aber ich denke, dass wir einige Teams richtig ärgern können.“ Um das zu tun, haben die Versbacher den 37-Jährigen verpflichtet. Theissmann ist ein Routinier, spielte 20 Jahre professionell in Liga zwei, war unter anderem 2004 Bester des DTTB-Top24-Turniers, nahm an der Studenten-WM teil und wurde gar in der Weltrangliste geführt. Einen besonderen Status beansprucht er deshalb bei seinem neuen Klub aber nicht. „Ein toller Typ“, sagen sie überall in Versbach über ihn.
Dass Abteilungsleiter Hubert Uhl Theissmann überhaupt nach Versbach lotsen konnte, gilt in Insiderkreisen als Coup. Der freilich relativ einfach zu erklären ist: Theissmann hat mit seiner Freundin, die ebenfalls für den SBV an der Platte steht, ein Haus in Versbach bezogen, arbeitet zudem in der Nähe von Haßfurt. „Die Zeit wird immer wertvoller für mich. Und es ist etwas anderes, ob ich zweieinhalb Stunden zum Zweitligisten nach Mühlhausen zum Training fahre, oder ob ich in drei Minuten zu Fuß in der Halle in Versbach stehe.“ Dabei ist Theissmann eine treue Seele. Sieben Jahre schlug er zuletzt für die Thüringer auf. Auch davor blieb er lange bei seinen Klubs, etwa zwölf Jahre im hessischen Kassel. Jetzt hat er in Mainfranken seine Heimat gefunden. „Das Familiäre in Versbach, dass man auch mal was mit den Mitspielern macht, das finde ich toll. Menschlich passt das prima, ich fühle mich hier sehr wohl.“
So wie bei seinem Sport Tischtennis. Theissmann ist einer, der Sport und Beruf verbunden hat. Seit Jahren entwickelt und testet der promovierte Chemiker Beläge für, na klar: Tischtennisschläger. „Es gibt kaum einen Belag, den ich nicht schon gespielt habe“, sagt Theissmann und gesteht: „Ich gucke auf den Schläger meines Gegners sicher anders als früher. Ich habe quasi eine chemische Brille auf.“ Und mit der kann er sicher so manche Feinheit erkennen, das Spiel seines Gegenübers vielleicht wirklich ein bisschen im Voraus „lesen“.
Aber Theissmann ist nicht nur nüchterner Analyst. Er ist auch ein emotionaler Typ. Nicht nur, wenn er selber an der Platte steht, sondern auch, wenn er seine Mitspieler von der Bank aus anfeuert. „Emotionen gehören im Tischtennis dazu. Ich kann mich an der Platte auch ganz schön aufregen. Aber ich kann auch von außen meine Mitspieler antreiben, das ist auch ein Beitrag.“ Und den soll Theissmann in dieser Saison leisten. Nicht mehr aber auch nicht weniger erwarten sie von ihm. „Er wird uns mit seiner Erfahrung sicher den einen oder anderen wichtigen Punkt holen“, sagt Uhl. Und auch seine Mitspieler setzen auf diesen „tollen Typ“. „Ausgeglichenheit, Erfahrung und Spaß: Das sind die Hauptkomponenten für den Erfolg“, findet der Neue und weiß: „Wenn wir alles zusammenbekommen, dann werden wir unsere Ziele erreichen.“