Es war ein Bild wie gemalt. Platz eins, zwei und drei beim Bundesligarennen in Karbach. Für Teamchefin Vera Hohlfeld war es einfach nur „traumhaft schön“ wie sich das Trio vom thüringischen Team „Maxx-Solar“ nach 111,1 Kilometern in den Armen lag.
Nachdem sie schon beim Auftakt der Rad-Bundesliga in Fürth-Cadolzburg überzeugt hatten, wo die erst 19-jährige Erfurterin Corinna Lechner triumphierte, gelang dem Team um die Weltklasse-Athletin Hanka Kupfernagel nun in Karbach eine weitere taktische Meisterleistung. Jedenfalls verlief das Rennen genau so wie es sich die Zeitfahr-Weltmeisterin und Silbermedaillengewinnerin von Olympia 2000 in Sydney vorgestellt hatte. Schon nach wenigen Kilometern blies das Team um die 40-Jährige zur Attacke und riss Löcher in das Feld der knapp 90 Fahrerinnen. Schon da mussten auch die Wombacherin Sarah-Lena Hofmann und die Karbacherin Luisa Kattinger abreißen lassen. Kupfernagel machte schließlich die Bahn frei für Reta Trotman und kontrollierte die zwölfköpfige Spitzengruppe beim Ritt über die Fränkische Platte. Dass sie dann auch noch als Zweite hinter ihrer aus Neuseeland stammenden Mannschaftskollegin ins Ziel kam, machte Hanka Kupfernagel, die sich noch gut an ihren ersten Auftritt Anfang der 90-er Jahre in Karbach erinnern kann, besonders glücklich. Schließlich schaffte auch noch Corinna Lechner als Dritte den Sprung aufs Treppchen und verteidigte somit ihre Führung in der Bundesliga-Gesamtwertung.
Sarah-Lena Hofmann mit Defekt
Die beiden Lokalmatadorinnen kamen mit der zweiten Verfolgergruppe ins Ziel. Sarah-Lena Hofmann hatte kurz vor Waldzell einen Plattfuß, fiel zwischenzeitlich zurück, kämpfte sich aber wieder an die Gruppe heran. „Alle Attacken nach vorne waren dann aber erfolglos“, meinte die im sechsten Semester befindliche Psychologie-Studentin. Derweil war Luisa Kattinger nicht nach Attacken zumute: „Es war verdammt hart für mich, ich habe nächste Woche Abschlussprüfung fürs Fachabitur und konnte deshalb nur etwa 70 Prozent trainieren“, meinte die mit 18 Jahren jüngste Teilnehmerin im Feld.
Wie Hofmann richtet auch Kattinger den Fokus auf die Ende Juni stattfindenden deutschen Meisterschaften. „Für mich beginnt die Saison eigentlich erst richtig nach meinen Prüfungen. Vielleicht schaff ich's ja auch noch zur U-23-Europameisterschaft“, meinte die in Karbach für ein Team aus Nordrhein-Westfalen angetretene Kattinger. Dieses Ziel hat indes auch noch Sarah-Lena-Hofmann, die am Sonntag das Trikot vom Team Stuttgart trug.
Hochspannung herrschte beim stark besetzten Männer-Rennen über 127 Kilometer. Lange Zeit hatte es nach einer Sprintankunft ausgesehen, nachdem sich eine zwölfköpfige Spitzengruppe gebildet hatte. Dann aber wagte der Allgäuer Bernd Bernauer auf einer Abfahrt einen Vorstoß und rettete seinen Vorsprung hauchdünn ins Ziel.
Für einen Achtungserfolg als Sicht des Veranstalters Concordia Karbach sorgte Mareike Robohm im Wettbewerb der U-17. Sie musste sich erst im Spurt ihren Konkurrentinnen um eine Hundertstelsekunde geschlagen geben und wurde Dritte. „Ich bin trotzdem zufrieden mit meiner Leistung“, meinte die talentierte Nachwuchsfahrerin.
Außer ihr schaffte es mit Linda Riedmann nur noch eine Concordia-Fahrerin aufs Treppchen. Dort aber strahlte sie von ganz oben, nachdem sie mit großem Vorsprung im Rennen der U-11 zwei Buben abgeschüttelt hatte. Am Tag davor hatte sie noch als Torhüterin zum Sieg der Karbacher U-11-Fußballer beigetragen. Somit war es für sie ein perfektes Wochenende. Während sie als Mädchen das Privileg genießt, noch bei den U-11 antreten zu dürfen, muss ihr Zwillingsbruder Jan als Junge bei den U-13 ran. Dort musste er sich mit Rang vier begnügen, nachdem ihm im Spurt um Platz zwei ein Radlänge gefehlt hatte.