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FUSSBALL
Welt- und Europameister mit der U17 des DFB: Christian Wück über sein "kleines Geheimnis" mit den Player Cards
Besondere Anlässe erfordern besondere Maßnahmen: Der Gänheimer Coach und sein Team haben sich für den Titelgewinn etwas Außergewöhnliches einfallen lassen.
Zwei Medaillen brachte U17-Trainer Christian Wück von den vergangenen beiden Turnieren mit. Beide waren golden.
Foto: Silvia Gralla | Zwei Medaillen brachte U17-Trainer Christian Wück von den vergangenen beiden Turnieren mit. Beide waren golden.
Lukas Eisenhut
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:49 Uhr

Eine alte Fußballerweisheit besagt, dass es elf Freunde sein müssen, die zusammen auf dem Spielfeld stehen. Dann kann eine Mannschaft richtig erfolgreich sein. Die deutsche U17-Nationalmannschaft hat 2023 mit dem Europa- und dem Weltmeistertitel bewiesen, dass an der Weisheit etwas dran ist. Schließlich war auch von außen zu sehen, dass sich die Spieler des aus Gänheim (Lkr. Main-Spessart) stammenden Trainers Christian Wück untereinander gut verstehen. Geholfen hat ein kleiner Trick: Player Cards, die mit einem Hashtag und drei besonderen Eigenschaften des jeweiligen Spielers versehen waren.

Herr Wück, was hatte es in ihrer Mannschaft mit den Player Cards auf sich?

Christian Wück: Wir haben gemerkt, wie die Jungs sich untereinander unterhalten. Und es hat eine Phase gegeben, in der sie sich eigentlich nur in Hashtags unterhalten haben. Wir wollten auf diese Entwicklung mit aufspringen. Der Knackpunkt war dann folgender: Wir haben im Trainerteam eine Psychologin, die auf mich zukam und mir sagte, sie habe zwei Spielern eine einfache Frage gestellt: "Was glaubt ihr, was der Cheftrainer von euch hält?" Und beide haben unisono gesagt, dass sie das nicht wissen.

Das kam unterwartet ...

Wück: Man muss wissen, dass wir nach jedem Lehrgang mit den Spielern Feedback-Gespräche führen, in denen wir mit ihnen über ihre Potenziale und Stärken sprechen und darüber, wie der Lehrgang abgelaufen ist und worauf sie im Verein achten sollen. Aus meiner Sicht war also klar, dass die Spieler wissen, woran sie sind. Ich war dementsprechend etwas perplex, dass zwei Spieler so eine Aussage treffen. Dann haben wir uns als Trainerteam mit unserer Psychologin zusammengesetzt und überlegt, wie wir solche Antworten ausschließen können. So sind wir auf die Player Cards gekommen.

Und dann?

Wück: Dann haben wir uns einen Tag Zeit genommen und für jeden einzelnen Spieler einen Hashtag und die drei Charaktereigenschaften entwickelt. Damit wollten wir ausdrücken, was wir an den Spielern wertschätzen. Viel wichtiger war für mich aber, wie wir den Jungs die Karten übergeben haben. Das war vor unserer Qualifikationsrunde für die Europameisterschaft in der Türkei. Da haben wir uns einen Tag vor dem Spiel in der Kabine getroffen, und jeder einzelne Spieler musste vor versammelter Mannschaft zu mir kommen, seine persönliche Player Card abholen und laut seinen Hashtag und seine Charaktereigenschaft vorlesen.

Wozu hat das geführt?

Wück: So haben wir zwei Punkte abgeklärt: Wir haben dem Spieler individuell gesagt, was wir von ihm halten. Und die Mannschaft hat mitbekommen, wieso der Spieler eigentlich bei uns im Team ist. Das war, glaube ich, das kleine Geheimnis. Denn viele Spieler machen sich über sich Gedanken, aber weniger über ihre Mitspieler. So haben wir es hinbekommen, dass ein Spieler, der den Hashtag #allesrichtigmacher bekommen hat, von einigen Spielern in der Mannschaft plötzlich ganz anders angesehen wurde. Weil sie gemerkt haben: Oh ja, das stimmt ja eigentlich, aber das haben wir vorher noch nie so gesehen.

 
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