Zweifelsohne waren die unterfränkischen Wald- und Crosslaufmeisterschaften in Gambach in einem Punkt top, der Ausrichtung durch den örtlichen TSV. Eine optimal vorbereitete, anspruchsvolle Strecke genügte selbst durch den unverhofften Schneeeinfall am Veranstaltungstag höchsten Ansprüchen. Gleichwohl kam bei den verschiedenen Rennen der diversen Altersklassen nur selten wirklich Spannung auf. Durch die insgesamt teilweise sehr ausgedünnten Teilnehmerfelder bei den Aktiven war es zumeist den Nachwuchsathletinnen und -athleten zu verdanken, dass es zu einigen interessanten Duellen um die Siege ging.
So war auf der Mittelstreckendistanz der männlichen Konkurrenz David Kunkel (LG Lkr Aschaffenburg) ein Lichtblick, denn der U-20-Läufer dominierte nach drei Runden und 3,4 Kilometern alle übrigen Konkurrenten und nahm dem schnellsten Aktivenstarter, Julian Müller (HSV Birnfeld), 28 Sekunden ab. U-18-Hoffnung Daniel Kress (LUT Aschaffenburg) vervollständigte letztendlich das Siegertrio als schnellster Jugendlicher.
Es sollte eine Standortbestimmung für die Karlstadter Nachwuchshoffnung Johanna Beck werden. Dazu war die 3,4 Kilometer lange Mittelstrecke der weiblichen Klassen für die 17-jährige nahezu prädestiniert. Hatte der Staustufenlauf für die zierliche Bronzemedaillengewinnerin im Hindernislauf bei den deutschen Jugendmeisterschaften des vergangenen Jahres vor wenigen Wochen geradezu Langstrecken-Charakter, so war die gerade mal halb so lange Strecke bei den unterfränkischen Wald- und Crosslaufmeisterschaften nach einem Trainingslager in Portugal für die Karlstädterin gut geeignet.
Mit Respekt, aber auch der nötigen Entschlossenheit ging Beck an die drei zu laufenden Runden heran und fand sich schon nach einer Runde auf Rang vier in Schlagdistanz zu den vor ihr laufenden späteren Siegerin Leonie Theis (TV Ochsenfurt) und der Ostheimerin Julia Hoff. Bereits ausgangs von Runde zwei war es nur noch Theis, auf die es einen Vorsprung von rund zehn Metern aufzulaufen galt, da passierte, was Sportlern wie Sportlerinnen ganz gehörig den Plan durchkreuzen kann. Ein Stich im rechten Oberschenkel just im Moment, als die Ziellinie ein vorletztes Mal zu überlaufen war, und das bittere Ende: „Der Oberschenkel ist zu, es geht nicht mehr“, sagte Beck und signalisierte ihren neben der Strecke stehenden Trainern Beate Schalling und Andreas Kohlmann die Rennaufgabe. Zähneknirschend musste Beck die Konkurrentinnen ziehen lassen und selbst die Strecke verlassen.
Ein interessantes Duell gab es zumindest auf der Langstreckendistanz der Männer über neun Kilometer zu verfolgen. In Abwesenheit der beiden Nationalmannschaftsläufer Manuel Stöckert (Sc Ostheim) und Patrick Karl (TV Ochsenfurt) nutzte ein Trio aus dem nach drei von acht zu laufenden Runden etwas abfallenden Hans Appel (DJK Schweinfurt), Sven Perleth (Ostheim/Rhön) und dem späteren Sieger Filimon Habtemikael (LG Karlstadt/Gambach/Lohr) die Gunst der Stunde und setzte sich frühzeitig vom übrigen Feld ab. Geradezu wie ein Schweizer Uhrwerk spulten in der Folge Perleth und Habtemikael ihre Runden ab und setzten sich zusehends vom übrigen Feld ab. Nach der Hälfte der Distanz testete dann der aus Eritrea stammende Habtemikael die Tempohärte seiner Konkurrenten, zog Perleth davon und lief bis zum Ende des Rennens einen komfortablen Zwölf-Sekunden-Vorsprung heraus. So darf sich der 19-jährige anerkannte Flüchtling nun erstmals unterfränkischer Meister nennen.
Bei den Frauen fügte die Ochsenfurterin Leonie Theis ihrem Mittelstrecken-Titel auch noch in souveräner Manie den Langstreckentitel vor der Ostheimerin Susanne Haßmüller hinzu. Bei insgesamt nur zehn männlichen und sechs weiblichen Startern auf der Langstrecke zeigt sich die derzeitige Problematik, dass trotz vieler Laufsportlern bei Straßenläufen die Wenigsten sich noch dem harten Crosslauf stellen.
Interessant hingegen, dass bei den Seniorenklassen mit 45 Teilnehmern das größte Starterfeld zugegen war. Hinter dem außer Konkurrenz laufenden Alexander Finsel (TV Coburg) war hier der Ostheimer Tino Haßmüller Schnellster vor dem Wasserloser Michael Schrauder. Bleibt als Fazit zu hoffen, dass aus den starken Teilnehmerfeldern der U-14- und U16-Klassen in wenigen Jahren wieder mehr Konkurrenz den Frauen und Männern Beine macht.