Zugegeben, der Gedanke ist verwegen – gerade in diesen Tagen, in denen der Sommer mal hartnäckig zu bleiben scheint. Jetzt soll das Thema Hallenfußball sein? Vielleicht war ja auch gerade das die Absicht, diese entscheidende Änderung just dann zu verkünden, wenn der Kick unterm Hallendach weit weg scheint. Wahrscheinlich ist der Zeitpunkt der Mitteilung aber nur der Tatsache geschuldet, dass wir eben am Anfang einer neuen Fußballsaison stehen. „Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) führt den parallel laufenden Spielbetrieb von klassischem Hallenfußball und Futsal zusammen und stellt ab dem kommenden Winter bei den Bayerischen Hallenmeisterschaften auf Hallenfußball nach FIFA-Regeln um“, heißt es in einer am Samstag auf der Internetseite des Verbandes veröffentlichten Mitteilung. Das bedeutet: Den Hallenfußball, wie wir ihn kannten, wird es, zumindest bei offiziellen Turnieren, bald nicht mehr geben. Statt mit Bande, Kleinfeldtoren und einem echten Fußball wird schon in diesem Winter ohne Bande, auf Handballtore mit einem kleineren und ziemlich „platten“ Ball gespielt.
Kein Aufschrei
Die ersten Vereine wurden vergangene Woche bei Spielgruppentagungen über die Neuerung informiert. Ein Aufschrei blieb aus. Wohl auch, weil nicht jedem die Konsequenzen der Änderungen sogleich bewusst waren. „Die Veranstaltung von privaten Hallenturnieren mit Bandennutzung ist weiterhin möglich“, steht in der Mittelung des Verbandes. Mit Bande darf bei Turnieren wie beim Rimparer Silvesterturnier noch gespielt werden. Möglich aber, dass der Ball nicht von der Bande zurückprallt, sondern dort wie ein nasser Sack liegen bleibt. Denn eigentlich muss – ob nun mit oder ohne Bande – nach den offiziellen Hallenregeln des Verbandes gespielt werden. Sonst darf kein offizieller Schiedsrichter die Spiele leiten.
„Ob Schiedsrichter des Verbandes bei Turnieren, die nach den alten, nicht mehr offiziellen Regeln gespielt werden, pfeifen werden, das muss erst noch geklärt werden“, sagt BFV-Bezirksvorsitzender Jürgen Pfau. So manches Traditionsturnier stünde womöglich vor dem Aus.
Beim Verband sieht man sich trotzdem „auf dem zukunftsweisenden Weg“, sagt Pfau. Beim Hallenfußball nach Futsal-Regeln gebe es weniger Verletzungen, zudem würden auch technisch weniger beschlagene Spieler profitieren. Hauptgrund für die Veränderungen dürfte freilich der beharrliche Druck des Fußballweltverbands FIFA auf den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gewesen sein, Futsal zu fördern. Deutschland ist eines der wenigen europäischen Länder, in denen es noch keine Futsal-Nationalmannschaft gibt. Das soll sich schnell ändern. Nun werden Länder- und Regionalmannschaften gebildet.
„Bei den Futsal-Kreismeisterschaften gab es zuletzt kaum Zuschauer“, gibt Pfau zu: „Aber der Sport, der dort geboten wurde, war durchaus sehenswert. Und vielleicht stellen sich die Leute in Zukunft ja auch um.“
Futsal
• Spielform: Je fünf Spieler pro Team spielen auf Handballtore über zweimal 20 Minuten netto.
• Ball: Der Ball ist kleiner (Umfang von 62 bis höchstens 64 Zentimeter) und hat weniger Druck (0,4 bis 0,6 bar Überdruck) als ein Standard-Fußball (1 bar).
• Fouls: Grätschen am Mann wird als Foul gewertet, Körperkontakt in Zweikämpfen ist erlaubt. Sämtliche Fouls werden gezählt. Ab dem sechsten Mannschaftsfoul (je Halbzeit) gibt es für jedes Foul einen direkten Freistoß ohne Mauer aus zehn Metern.
• Rückpass: Der Torwart darf den Ball nur einmal berühren (inklusive Abwurf). Danach erst wieder, wenn ein Gegner am Ball war oder der Torwart in der gegnerischen Hälfte ist.
• Vier-Sekunden-Regel: Für ruhende Bälle und Torabwurf stehen vier Sekunden zur Verfügung. Bei Zeitüberschreitung wechselt der Ballbesitz.