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RADSPORT
Tokio 2021: Welche Chancen sich Mountainbiker Maximilian Brandl ausrechnet
Olympia-Premiere für den Sendelbacher: Vor dem Start im Cross-Country-Rennen am Montag sagt Maximilian Brandl, warum sein Karrierehöhepunkt viele Unwägbarkeiten hat.
Montag, 26. Juli,  um 8 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit: Dann steht der Sendelbacher Maximilian Brandl in Izu in Japan zu seinem Olympia-Rennen an der Startlinie.
Foto: Lynn Sigel | Montag, 26. Juli,  um 8 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit: Dann steht der Sendelbacher Maximilian Brandl in Izu in Japan zu seinem Olympia-Rennen an der Startlinie.
Uli Sommerkorn
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:28 Uhr

Als deutscher Meister 2019 und 2020 im Cross-Country-Rennen und WM-Zwölfter im vergangenen Herbst ist er der erfolgreichste deutsche Mountainbiker der jüngeren Vergangenheit - auch wenn er zuletzt den einen oder anderen sportlichen Rückschlag verdauen musste: Maximilian Brandl aus Lohr-Sendelbach (Lkr. Main-Spessart). Der 24-jährige Biologie-Student, der in Freiburg im Breisgau lebt, startet für das Lexware-Team aus Kirchzarten. Als er im Jahr 2015 in Andorra Vizeweltmeister der Junioren wurde, ließ er einen Prominenten hinter sich – nämlich Egan Bernal, der vier Jahre später die Tour de France gewinnen sollte.

Am kommenden Montag, 26. Juli, gibt der Unterfranke im japanischen Izu seine Olympia-Premiere im Cross-Country-Rennen. Seit zwei Wochen ist der Unterfranke schon in Japan. Zunächst ging es mit seinem Team in ein Trainingslager am Fuß des Fuji-Vulkans, dann folgte der Umzug ins olympische Dorf "Rad", zwei Autostunden südwestlich von Tokio. Dort, in der Nähe der Stadt Izu, finden auch die Mountainbike-Wettbewerbe statt. 

Wie geht's ihm vor dem Start und welche Chancen rechnet er sich aus? Im Interview sagt Maximilian Brandl, wieso er sich eine Top-Platzierung zutraut.   

Frage: Knapp eine Woche noch bis zum olympischen Cross-Country-Rennen - was ist Ihr vorherrschendes Gefühl? Große Vorfreude oder doch Unsicherheit, weil in Corona-Zeiten doch noch etwas den Start gefährden könnte?

Maximilian Brandl: Es ist schon etwas seltsam. Ich denke, nicht so sehr wegen des Rennens an sich. Das wird sich nicht so krass unterscheiden von den Weltcup-Rennen in letzter Zeit. Eher, weil wir wahrscheinlich sehr isoliert sein werden und das olympische Feeling dann wohl nicht so recht aufkommen kann.

Also so gar keine Olympia-Stimmung im Vorfeld?

Brandl: Das nun auch wieder nicht. Es gab schon Momente, in denen die Vorfreude aufkam. Zum Beispiel bei der Einkleidung. Da hatte man dann mal etwas Greifbares in der Hand.

Muss man sich selbst drum kümmern, dass Kleidung und Ausrüstung nach Japan kommen?

Brandl: Ums Material brauche ich mich nicht zu kümmern. Und auch für die Kleidung bin ich nicht selbst verantwortlich, die kommt alles vom DOSB. Ich musste nur zur Anprobe nach Stuttgart. Aber dann kamen zwei Tage vor dem Abflug zwei große Koffer gefüllt mit Klamotten mit Kleiderordnung für jeden Anlass. Ich musste quasi nur noch Helm, Brille, Schuhe und zwei Räder selbst einpacken, mit allem Ersatzmaterial und Handgepäck war ich dann aber trotzdem bei circa 90 Kilogramm Gepäck.

Wie groß ist die Anspannung beim Gedanken ans olympische Rennen?

Brandl: Nicht so sehr, weil es ein olympisches Rennen ist. Eher, weil die letzten Rennen nicht so gelaufen sind wie gewünscht. Bei der deutschen Meisterschaft war ich nur Vierter. Und beim letzten Weltcup bin ich gestürzt und habe viele Plätze verloren.

Ist also Druck da, weil Sie im Augenblick nicht wissen, wo Sie stehen?

Brandl: Eigentlich nicht. Für Fahrer wie Manuel Fumic oder Elisabeth Brandau, die wissen, dass Tokio ihre letzten Olympischen Spiele sein werden, ist das anders. Ich bin 24 Jahre alt, habe bis 2024 einen Vertrag bei meinem Team. Und 2024 sind ja in Paris wieder Olympische Spiele.

Wissen Sie, was die Mountainbiker in Japan vor Ort konkret erwartet?

Brandl: Unter diesen Bedingungen kann man nicht alles so exakt durchplanen. Wir wissen nicht, wie die Logistik vor Ort ist. Wir wissen nicht, wann wir raus auf die Trainingsstrecken dürfen und mit wem. Nach einem Trainingslager am Fuße des Fuji-Vulkans sind wir im olympischen Dorf "Radsport" untergebracht. Das liegt etwa zwei Stunden südwestlich von Tokio, dort finden auch unsere Wettkämpfe statt. Aber es ist alles sehr isoliert, so dass wir kaum Athleten aus anderen Sportarten begegnen dürften. Was ich im Internet recherchiert hatte, ist, dass es dort Temperaturen von 26 bis 30 Grad hat und auch nachts nicht richtig kühl wird. Deshalb ist eine frühe Anreise sinnvoll, um uns an die Temperaturen anzupassen.

Bild aus dem Oktober 2020: Maximilian Brandl jubelt in Obergessertshausen (Lkr. Günzburg) über den Gewinn des deutschen Meistertitels nach einem Rennen durch den Schlamm.
Foto: Armin Küstenbrück | Bild aus dem Oktober 2020: Maximilian Brandl jubelt in Obergessertshausen (Lkr. Günzburg) über den Gewinn des deutschen Meistertitels nach einem Rennen durch den Schlamm.
Stichwort Planung - sind Sie ein Kopfmensch?

Brandl: Ich denke schon, dass ich eher ein Kopfmensch bin. Ich finde es eine coole Sache, wenn Planungen, die man zuvor gemacht hat, am Ende aufgehen.

Wer sich Ihre Rennen ansieht, hat oft den Eindruck, dass die nach einem genauen Plan ablaufen.

Brandl: Ich mache mir schon Gedanken, wie ein Rennen ablaufen sollen. Es ist besser, einmal eine Gruppe fahren zu lassen und sich nicht zu früh zu verausgaben. Gegen Ende kann man immer noch viel Boden gutmachen.

Video: Maximilian Brandl nach dem Gewinn des deutschen Meistertitels im Jahr 2019 auf dem Heimkurs in Wombach

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Mit Blick auf Ihre letzten Ergebnissen - welche Platzierung haben Sie sich als Ziel fürs olympische Rennen gesetzt?

Brandl: Der 37. Platz beim letzten Weltcup in Les Gets ist natürlich wegen des Sturzes kein Maßstab. Ich traue mir schon zu, unter die Top Ten zu fahren, vielleicht sogar unter die besten Acht. Schließlich müsste mir nach allem, was ich weiß, die Strecke liegen. Außerdem sind bei Olympia nicht so viele Teilnehmer wie bei Weltcup-Rennen am Start. Und ich habe in diesem Jahr bei Welcup-Rennen im Short Track bewiesen, dass ich in die Weltspitze fahren kann. Natürlich träumt man auch von einer Medaille, aber dafür müsste wirklich alles optimal laufen.

Cross Country und Short Track

Die Mountainbike-Disziplin Cross Country ist seit 1996 eine olympische Sportart ist. Ein Cross-Country-Rennen ist ein Einzelwettbewerb über eine mehrfach zu fahrende gleiche Rundstrecke, bei dem alle Teilnehmer gleichzeitig starten.
Short Track ist eine verkürzte Form des Cross-Country-Wettbewerbs, die nicht olympisch ist. Die Rundenlänge und die Renndauer sind deutlich geringer, was von den Fahrern mehr Risiko fordert. Das neue Format soll enge und taktische Rennen ermöglichen und dadurch das Cross Country attraktiver für Zuschauer machen. Nach der Vorstellung im Jahr 2017 wurde der Short Track als neue Disziplin anerkannt und in den Cross-Country-Weltcup aufgenommen.
Quelle: urs/wikipedia
 
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