Als deutscher Meister 2019 und 2020 im Cross-Country-Rennen und WM-Zwölfter im vergangenen Herbst ist er der erfolgreichste deutsche Mountainbiker der jüngeren Vergangenheit - auch wenn er zuletzt den einen oder anderen sportlichen Rückschlag verdauen musste: Maximilian Brandl aus Lohr-Sendelbach (Lkr. Main-Spessart). Der 24-jährige Biologie-Student, der in Freiburg im Breisgau lebt, startet für das Lexware-Team aus Kirchzarten. Als er im Jahr 2015 in Andorra Vizeweltmeister der Junioren wurde, ließ er einen Prominenten hinter sich – nämlich Egan Bernal, der vier Jahre später die Tour de France gewinnen sollte.
Am kommenden Montag, 26. Juli, gibt der Unterfranke im japanischen Izu seine Olympia-Premiere im Cross-Country-Rennen. Seit zwei Wochen ist der Unterfranke schon in Japan. Zunächst ging es mit seinem Team in ein Trainingslager am Fuß des Fuji-Vulkans, dann folgte der Umzug ins olympische Dorf "Rad", zwei Autostunden südwestlich von Tokio. Dort, in der Nähe der Stadt Izu, finden auch die Mountainbike-Wettbewerbe statt.
Wie geht's ihm vor dem Start und welche Chancen rechnet er sich aus? Im Interview sagt Maximilian Brandl, wieso er sich eine Top-Platzierung zutraut.
Maximilian Brandl: Es ist schon etwas seltsam. Ich denke, nicht so sehr wegen des Rennens an sich. Das wird sich nicht so krass unterscheiden von den Weltcup-Rennen in letzter Zeit. Eher, weil wir wahrscheinlich sehr isoliert sein werden und das olympische Feeling dann wohl nicht so recht aufkommen kann.
Brandl: Das nun auch wieder nicht. Es gab schon Momente, in denen die Vorfreude aufkam. Zum Beispiel bei der Einkleidung. Da hatte man dann mal etwas Greifbares in der Hand.
Brandl: Ums Material brauche ich mich nicht zu kümmern. Und auch für die Kleidung bin ich nicht selbst verantwortlich, die kommt alles vom DOSB. Ich musste nur zur Anprobe nach Stuttgart. Aber dann kamen zwei Tage vor dem Abflug zwei große Koffer gefüllt mit Klamotten mit Kleiderordnung für jeden Anlass. Ich musste quasi nur noch Helm, Brille, Schuhe und zwei Räder selbst einpacken, mit allem Ersatzmaterial und Handgepäck war ich dann aber trotzdem bei circa 90 Kilogramm Gepäck.
Brandl: Nicht so sehr, weil es ein olympisches Rennen ist. Eher, weil die letzten Rennen nicht so gelaufen sind wie gewünscht. Bei der deutschen Meisterschaft war ich nur Vierter. Und beim letzten Weltcup bin ich gestürzt und habe viele Plätze verloren.
Brandl: Eigentlich nicht. Für Fahrer wie Manuel Fumic oder Elisabeth Brandau, die wissen, dass Tokio ihre letzten Olympischen Spiele sein werden, ist das anders. Ich bin 24 Jahre alt, habe bis 2024 einen Vertrag bei meinem Team. Und 2024 sind ja in Paris wieder Olympische Spiele.
Brandl: Unter diesen Bedingungen kann man nicht alles so exakt durchplanen. Wir wissen nicht, wie die Logistik vor Ort ist. Wir wissen nicht, wann wir raus auf die Trainingsstrecken dürfen und mit wem. Nach einem Trainingslager am Fuße des Fuji-Vulkans sind wir im olympischen Dorf "Radsport" untergebracht. Das liegt etwa zwei Stunden südwestlich von Tokio, dort finden auch unsere Wettkämpfe statt. Aber es ist alles sehr isoliert, so dass wir kaum Athleten aus anderen Sportarten begegnen dürften. Was ich im Internet recherchiert hatte, ist, dass es dort Temperaturen von 26 bis 30 Grad hat und auch nachts nicht richtig kühl wird. Deshalb ist eine frühe Anreise sinnvoll, um uns an die Temperaturen anzupassen.
Brandl: Ich denke schon, dass ich eher ein Kopfmensch bin. Ich finde es eine coole Sache, wenn Planungen, die man zuvor gemacht hat, am Ende aufgehen.
Brandl: Ich mache mir schon Gedanken, wie ein Rennen ablaufen sollen. Es ist besser, einmal eine Gruppe fahren zu lassen und sich nicht zu früh zu verausgaben. Gegen Ende kann man immer noch viel Boden gutmachen.
Video: Maximilian Brandl nach dem Gewinn des deutschen Meistertitels im Jahr 2019 auf dem Heimkurs in Wombach
Brandl: Der 37. Platz beim letzten Weltcup in Les Gets ist natürlich wegen des Sturzes kein Maßstab. Ich traue mir schon zu, unter die Top Ten zu fahren, vielleicht sogar unter die besten Acht. Schließlich müsste mir nach allem, was ich weiß, die Strecke liegen. Außerdem sind bei Olympia nicht so viele Teilnehmer wie bei Weltcup-Rennen am Start. Und ich habe in diesem Jahr bei Welcup-Rennen im Short Track bewiesen, dass ich in die Weltspitze fahren kann. Natürlich träumt man auch von einer Medaille, aber dafür müsste wirklich alles optimal laufen.