Tamer Yigit ist zum FV Karlstadt zurückgekehrt. Nach zweijähriger Zwischenstation als Spielertrainer bei Fatihspor Karlstadt und nach zehnmonatiger Tätigkeit als Trainer beim Landesligisten Bayern Kitzingen ist der 36-Jährige nun als Trainer da, wo er das Fußballspielen gelernt hat – beim Bezirksliga-Aufsteiger FV Karlstadt, der an diesem Sonntag um 15 Uhr mit einem Heimspiel gegen die DJK Hain in die Saison startet.
Es ist ein Donnerstagabend während der Saisonvorbereitung, Tamer Yigit schlendert gemütlich zum Trainingsplatz am Karlstadter Johann-Schöner-Gymnasium. „Ich wohne gleich nebenan“, erzählt der dreifache Familienvater und berichtet von den Vorteilen des kurzen Wegs.
Bis zum Sommer 2013 schnürte Yigit, der im Alter von einem Jahr als Pflegekind in die Kreisstadt kam und sich als „waschechten Karlstadter“ bezeichnet, für den FV die Fußballschuhe. Als Experte für Standardsituationen erzielte er zahlreiche Treffer in der Bezirksoberliga und später in der Bezirksliga. Nachdem er den neu gegründeten Verein Fatihspor Karlstadt zwei Jahre lang erfolgreich als Spielertrainer begleitet hatte, wechselte er vor einem Jahr zum Landesligisten Bayern Kitzingen. Mit erheblichem Zeitaufwand pendelte der Regionalleiter einer Bausparkasse mehrmals pro Woche von Karlstadt nach Kitzingen.
„Zu Beginn der Winterpause habe ich den Funktionären dann mitgeteilt, dass sie sich nach einem neuen Trainer umschauen müssen, weil ich aus beruflichen Gründen nach Schwäbisch Gmünd umziehen werde“, erinnert sich der Karlstadter.
Doch es kam ganz anders. Denn obwohl der neue Job bereits beschlossene Sache war, änderte sich dies Anfang März. „So etwas spricht sich hier natürlich schnell herum, und so hat Sportvorstand Helmut Schmitt Kontakt mit mir aufgenommen“, berichtet Yigit von den ersten Gesprächen mit seinem früheren Jugendtrainer und jetzigen Vorstand. Tamer Yigit musste nicht lange überlegen und sagte den Verantwortlichen in Karlstadt zu. „Die Nähe, aber vor allem das Potenzial der Mannschaft und die Gespräche mit der Vorstandschaft haben den Ausschlag gegeben“, begründet der Karlstadter seine Entscheidung.
Nachdem sein Wechsel zum FV beschlossene Sache war, stellten er und die Vorstandschaft der Mannschaft das Konzept vor und konnten diese überzeugen. Und wie sieht dieses Konzept aus? „Das kurzfristige Ziel ist es, sich in der Bezirksliga zu etablieren. Langfristig wollen wir in die Landesliga kommen – sei es in zwei, drei oder vier Jahren“, gibt der Coach die Marschrichtung vor. Doch nicht nur die Jungs, die am letzten Spieltag den Aufstieg in die Bezirksliga perfekt gemacht haben, konnte der neue Trainer überzeugen. Auch der Großteil der Nachwuchsspieler und etliche ehemalige Akteure des FV, wie Felix Walter, Abdurrahman Marangoz und Gökhan Balaban, kamen in die Kreisstadt zurück.
Der fußballbegeisterte Trainer, der seiner Mannschaft lediglich mittwochs einen freien Tag gönnt, schwärmt nach fünf Wochen Vorbereitungszeit von seiner Arbeit mit den Spielern. „Die Jungs ziehen super mit. Im Schnitt haben wir 25 Mann beim Training“, gibt Yigit, dessen Augenmerk in den ersten Vorbereitungswochen der Ausdauer, Kondition und Kraft galt, an.
Weitgehend unbekannte Klasse
In den letzten Wochen ging es an die Feinabstimmung. „Nur als Einheit können wir funktionieren“, weiß der neue FV-Coach, der mit einem Teil seiner Spieler selbst schon auf dem Platz stand. Das Schwierige an der neuen Klasse sieht Tamer Yigit darin, dass weder er als bisheriger Landesliga-Trainer, noch die Mannschaft als bisheriger Kreisligist die Bezirksliga kennt. „Wichtig ist, dass wir auf uns schauen. Wenn wir das umsetzen, was wir uns vorstellen, bin ich überzeugt, dass wir Erfolg haben werden“, zeigt sich der Karlstadter zuversichtlich.
Yigit scheint angekommen zu sein – nicht nur wegen der räumlichen Nähe. Seine Begeisterung für den FV und seine neue Mannschaft sind ihm, der ab August sein Büro in der Würzburger Semmelstraße beziehen wird, deutlich anzumerken. „Ich glaube an das Schicksal. Natürlich sind eine berufliche Veränderung und ein Ortswechsel eine Herausforderung und spannend. Aber letzten Endes sind wir alle froh, dass wir in der alten Heimat geblieben sind“, zeigt sich der Familienvater angesichts der Wendungen erleichtert.