Nicht immer stehen Preisgelder und Turniererfolge im Sport an erster Stelle. Das haben die Fußballer des SV Birkenfeld mit Trainer Taner Yorulmazel beim Jubiläums-Hallenturnier der TG Höchberg bewiesen. Anstatt die Gunst der Stunde zu nutzen, als sich Höchbergs stark haltender Schlussmann Simon Weininger verletzte, und das Endspiel möglicherweise zu gewinnen, verzichteten die Rot-Weißen darauf und boten den Gastgebern den Turnierabbruch an, obwohl noch knapp sieben Minuten zu spielen waren.
Mit fünf Stichen genäht
Eng ging es zu im Finale um den Jubiläums-Cup der TG Höchberg, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert. Knapp führte die Reserve der Gastgeber (Kreisklasse) gegen Kreisligist Birkenfeld. Mehrmals hatte sich TG-Keeper Simon Weininger, der im Turnier bis dahin nur einmal – und das von einem Mitspieler – bezwungen worden war, auszeichnen müssen. So auch knapp sieben Minuten vor dem Ende, als er einen Schuss aus den Birkenfelder Reihen gerade noch parieren konnte. Allerdings knallte der 19-Jährige dabei mit dem Kopf an den Pfosten.
Schnelle Erstversorgung
„Ich habe es erst gar nicht registriert, weil ich dem Ball hinterhergeschaut habe, und dachte, er würde sofort wieder aufstehen“, sagte Birkenfelds Trainer Taner Yorulmazel. Doch der Schlussmann blieb benommen und stark blutend am Boden liegen. Waldbüttelbrunns Torhüter Tilman Wagner und Hettstadts Betreuer Klaus Scheblein waren bereits aufs Feld geeilt und erstversorgten den Spieler. „Das sah wirklich schlimm aus. Simon lag in einer Blutlache“, berichtet Höchbergs Sportleiter Klaus Conrad, der das Turnier organisiert hatte. Unter dem Eindruck von Weiningers Kopfverletzung, die letztlich im Krankenhaus mit fünf Stichen genäht wurde, wäre es nur schwer möglich gewesen, das Endspiel fortzusetzen.
Doch ehe die Höchberger Verantwortlichen darüber entscheiden mussten, schlugen die Birkenfelder vor, das Turnier abzubrechen und die Partie mit 1:0 – dem Zwischenstand zum Zeitpunkt des Vorfalls – für die Gastgeber zu werten. Damit war die Landesligareserve auch der Sieger des Jubiläums-Cups. „Wir mussten nicht lange überlegen. Die Gesundheit eines Spielers geht immer vor und außerdem hätte es keinen Sinn gemacht, weiterzuspielen“, erklärt Yorulmazel das aus seiner Sicht einzig richtige Vorgehen. Die Siegprämie und den Turniersieg hätten er und seine Kicker dabei gar nicht im Blick gehabt, denn schließlich spiele man ja nur Fußball.
Bemerkenswert
Dass die Birkenfelder die Chance auf den Sieg ungenutzt ließen, findet Conrad bemerkenswert: „Die Aktion zeigt, dass sich Sportler trotz aller Rivalität gegenseitig helfen und unterstützen. Es war eine wahnsinnig tolle Geste der Birkenfelder, selbst wenn es nicht um Punkte ging. Das ist die schöne Seite des Sports.“
Die Siegprämie von 200 Euro erhielten zwar die kleinen Kracken, teilten diese aber mit den Kickern des Kreisligisten. Das sei natürlich auch ein feiner Zug gewesen, findet Trainer Yorulmazel, dessen Team somit umgehend Wertschätzung für seine faire Geste erfuhr.