Bis die Feierlichkeiten auf dem Karlburger Sportgelände Fahrt aufnahmen, dauerte es einige Minuten. Als Schiedsrichter Simon Marx die Partie am Sonntag kurz vor 18 Uhr nach sechs Minuten Nachspielzeit abgepfiffen hatte, hallten von Seiten der Gastgeber erst einmal vereinzelte Schreie der Erleichterung durch die frühsommerliche Abendhitze. Große Anspannung wich bei den Hausherren aus vielen Gesichtern. Und zwar deshalb, weil der TSV Karlburg mit einem 0:0 gegen den TSV Gochsheim nach einem 2:2 im Hinspiel den Klassenerhalt in der Fußball-Landesliga geschafft hatte.
„Das brauchen wir wirklich nicht jedes Jahr“, kommentierte Karlburgs Keeper Fabian Brand nicht nur den Umstand, dass er und seine Mitspieler bis zur letzten Sekunden der Begegnung hatten bangen müssen, sondern auch die körperlichen und psychischen Strapazen eines zweiwöchigen Relegationsmarathons mit einem vorangegangenen Abstiegskampf in der Liga. „Was die Jungs körperlich geschlaucht sind, bin ich mental. Es waren unglaublich intensive Wochen“, beschrieb Karlburgs Trainer Patrick Sträßer die letzte Zeit.
Angefangen hatte alles am Pfingstsamstag, als Karlburg am letzten Landesliga-Spieltag in der Nachspielzeit gegen die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach den 1:1-Ausgleich kassierte und damit auf Relegationsplatz 14 zurückfiel. Es folgte eine erste Relegationsrunde gegen den hoch gehandelten SV Vatan Spor Aschaffenburg, bei dem Sträßers Team das Hinspiel 1:2 verloren hatte und die Partie im Rückspiel bei einer 2:0-Führung schon gedreht zu haben schien. Doch die Aschaffenburger verkürzten in der Nachspielzeit auf 1:2, so dass es in die Verlängerung ging, in der Sebastian Stumpf die Karlburger mit seinem 3:1 in die nächste Runde schoss, wo der TSV Gochsheim wartete, bei dem es im Hinspiel ein 2:2 gab.
„Anscheinend brauchen wir immer etwas Drama“, sagte Karlburgs Verteidiger Johannes Gold nach den 96 Minuten im Rückspiel gegen Gochsheim. Da hatte sein Team bereits in der Anfangsphase zwei Rückschläge zu verkraften. Marcel Frank musste nach nur elf Minuten verletzt den Platz verlassen, sein Teamkollege Tobias Wießmann folgte nur sieben Minuten später. Da außerdem mehrere Akteure der Einheimischen angeschlagen ins Spiel gegangenen waren, wandelten die Karlburger fortan auf recht dünnem Eis. So brauchten die Hausherren etwa eine halbe Stunde, um sich aus der Umklammerung des gerade in der Anfangsphase ziemlich aggressiv auftretenden Zweiten der Bezirksliga Ost zu befreien.
Nachdem die Chancen in der ersten Hälfte verteilt gewesen waren, war Karlburg nach dem Wechsel am Drücker. So brachte David Machau freistehend vor Gästekeeper Jan Deppert den Ball nicht unter Kontrolle (52.), dann war Marvin Schramm bei zwei Kopfbällen nach Eckstößen der Führung nahe. Doch einmal verfehlte der Verteidiger knapp das Gochsheimer Tor (57.), dann rettete Deppert mit einer Flugeinlage (62.). Die dickste Möglichkeit hatte Marco Mehling, der den Verein nach der Saison verlassen wird und sein letztes Spiel für Karlburg bestritt, bei einem Konter, doch wieder rettete Deppert mit starker Parade (84.). „Von den Chancen her hätten wir das Spiel klar gewinnen müssen“, stellte Patrick Sträßer klar.
Doch vergebene Chancen werden eben oft bestraft, zudem hatten die Karlburger zuletzt schlechte Erfahrungen mit späten Gegentreffern gemacht. Fast wäre wieder etwas Ähnliches passiert. Zwar war Gochsheim in der zweiten Hälfte nur noch selten gefährlich, doch bei Daniel Meusels Freistoß, der in viel versprechender Position nur 17 Meter vom Tor entfernt antreten durfte (88.), hielten viele Karlburger den Atem an. Doch ging der wuchtige Schuss des Gochsheimers weit übers Tor. So retteten sich die Hausherren durch sechs Minuten Nachspielzeit und sicherten sich letztlich den Klassenerhalt.
„Großes Kompliment an die Moral, die die Jungs nach den ganzen Rückschlägen in den letzten Wochen gezeigt haben“, lobte Sträßer den Willen seiner Spieler. Die starteten die Nichtabstiegs-Party rund zehn Minuten nach Spielschluss – mit Humbatätärä und zahlreichen Bierduschen. Viel Zeit zum Erholen haben die Karlburger freilich nicht, bereits in zwei Wochen will Sträßer wieder ins Training einsteigen, denn bereits Mitte Juli beginnt die neue Runde.
Und in der trainingsfreien Zeit steht eine Unternehmung an, die manchen der TSV-Kicker ebenfalls körperlich an seine Grenzen bringen könnte. Am Mittwoch startet das Team mit den Klassenerhalt im Gepäck zur Saison-Abschlussfahrt nach Mallorca. „Dass da 14 Leute mitfliegen, zeigt, wie groß der Zusammenhalt in der Mannschaft ist“, so Trainer Sträßer.
Die Statistik des Spiels
Fußball: Landesliga-Relegation, 2. Runde, Rückspiel
TSV Karlburg – TSV Gochsheim 0:0
(Hinspiel 2:2)
Karlburg: Brand – Kübert, Schramm, Schiebel, Gold – Wießmann (18. Mehling), Rösch – Bachmann, Römlein, Frank (11. Stumpf) – Machau (90.+2 Wolff).
Gochsheim: Deppert – Greulich, Heimrich, Pfoster, Lamberty – Zweiböhmer, T. Kummer – Ketterl (78. Demar) – N. Kummer, Sprenger, Meusel.
Schiedsrichter: Marx (Großwelzheim). Zuschauer: 1310.