In seinen Worten klingt Stolz mit. „Ich habe für mich mehr als nur die Erwartungen erfüllt“, sagt Christian Zebisch, der am vergangenen Sonntag bei der Challenge Roth seinen ersten Triathlon über die Volldistanz absolviert hat. Der Kaminkehrermeister aus Lohr-Pflochsbach lief mit einer Gesamtzeit von 13:28,57 Stunden auf Platz 2113 unter 3367 Einzelstartern ins Ziel ein. Symptomatisch für den ganzen Tag sei ein Schild gewesen, das er kurz vor der Wechselzone vom Rad zum Marathonlauf gesehen habe, berichtet der 40-Jährige: „Dein Traum wird wahr“ stand darauf geschrieben. „Da wusste ich, dass ich jetzt auch den Lauf schaffen werde“, erzählt Zebisch.
Mit etwa 5000 Athleten, mehr als 200 000 Zuschauern und 6000 Helfern gilt der Wettkampf in Mittelfranken als weltweit größter Langdistanz-Triathlon. „Unglaublich und unbeschreiblich“ fühlt es für Zebisch an, ein Teil davon gewesen zu sein. „Mir ging es ja nicht darum, eine super Zeit zu laufen. Ich wollte den ganzen Tag einfach nur genießen.“ Das Glücksgefühl ist dem Amateur-Triathleten auch ein paar Tage nach seinem bisher größten sportlichen Erfolg noch immer deutlich anzumerken.
Pinkelpausen werfen ihn zurück
Ohne übermäßige Aufregung begann um 4.30 Uhr der Sonntag für Zebisch. „Dummerweise hatte ich über Nacht einen platten Reifen“, verrät er sein Schockerlebnis am Morgen. Da er noch genügend Zeit bis zum Schwimmstart hatte, schaffte er den Reifenwechsel aber ohne Hektik.
Die knapp vier Kilometer im Wasser verliefen „wie im Rausch“. Aufsteigende Heißluftballons und der Sonnenaufgang waren für Zebisch „unvergesslich“. Wie Ameisen stürzten sich Tausende Schwimmer im 15-Minuten-Takt in und durch den Main-Donau-Kanal.
Auch die anschließenden 180 Kilometer auf dem Rad verliefen für den Lohrer „optimal“. Nur „die Pinkelpausen haben mich zurückgeworfen“, amüsierte sich Zebisch: „Ich musste öfter als ich dachte, und nach jedem Gang fuhr der ganze Pulk schon wieder an mir vorbei.“
Zur Mittagszeit habe er erst einmal eine belegtes Wurst-Käse-Brot auf dem Rad verspeist, das er sich am Morgen noch selbst geschmiert hatte. „Danach war ich echt müde“, berichtet Zebisch und lacht. Die Bananen und Müsliriegel konnten seine Gier nach etwas Herzhaftem nicht befriedigen. Seine Brote erklärt der sportliche Kaminkehrer zum Erfolgsrezept, das ihm die Kraft für den abschließenden Marathon gegeben habe. „Ich habe mich echt gut gefühlt, als ich vom Rad stieg.“
Verpflegung wie am Buffet
Wenngleich ihn die ersten der 42,2 Kilometer eher an „einen Lauf auf Eiern“ erinnerten, kam Zebisch schnell in Tritt. Die Verpflegungsstationen habe er ab da alle mitgenommen: „Das war das reinste Buffet!“
Sein Körper hielt den Anforderungen bei über 30 Grad Temperaturen stand. Keine Muskelkrämpfe, mit denen viele Triathleten kämpfen, keine Magenbeschwerden. Zwischenzeitlich sei es ihm sehr langweilig gewesen, doch Gespräche, die er auf der Strecke mit anderen Läufern habe führen wollen, seien für diese wohl zu anstrengend gewesen. „Die waren alle zu sehr mit sich selbst beschäftigt“, sagt Zebisch schmunzelnd.
Die letzten zwölf Kilometer durch die Stadt fühlte er sich von den Zuschauern und Moderatoren getragen. „Überall war Musik, da wäre ich gerne länger geblieben.“ Doch der Pflochsbacher wollte auch ankommen. Im Zieleinlauf, angefeuert von Freundin Susi und Freunden aus Lohr, habe er seine Beine nicht mehr gespürt. An seiner Seite auf den letzten paar hundert Metern war auch ein achtjähriger Lohrer Junge, dessen Sprint ihn noch mal motiviert habe, wie Zebisch berichtet. Über die Ziellinie hüpfte er. „Ich habe wie ein Honigkuchenpferd gestrahlt.“
Der Kaminkehrer mit dem Glück auf seiner Seite freut sich nach all dem Training nun auf mehr Freizeit. „Ich gehe jetzt ins Schwimmbad, um mich zu sonnen und nicht mehr, um meine Runden zu drehen.“ Auch wenn er nach dem Triathlon vor Schmerzen nicht wusste, ob er stehen, liegen oder sitzen sollte, schließt er eine erneute Teilnahme nicht aus: „Das war nicht mein letzter Triathlon“, ist sich Zebisch sicher.
Michael Weidner vom RVV Wombach unter zehn Stunden
Bei der 35. Challenge Roth waren sieben Einzelathleten aus dem Landkreis Main-Spessart am Start. Mit einer Zeit von 9:37,18 Stunden erreichte Michael Weidner (im Bild), Triathlet vom RV Viktoria Wombach, unter 3367 Teilnehmern aus 75 Nationen Rang 138 und war damit bester lokaler Starter. Der 40-Jährige zeigte sich allerdings nicht ganz zufrieden mit seiner Leistung: „Da war schon mehr drin.“ Magenprobleme hätten ihm bei Radrennen zugesetzt, so dass er seine Geschwindigkeit habe reduzieren müssen, berichtete Weidner. Neben den Einzelstartern nahmen auch zwei Staffeln der Triathlonabteilung des TSV Karlstadt an der Challenge Roth teil; die erste landete auf Rang 141, die zweite auf Platz 274 unter insgesamt 694 Staffeln.
Die Einzelergebnisse der Spessarter: 138. Michael Weidner (RV Viktoria Wombach) 9:37,18 Stunden, 569. Thomas Mayer 10:34,12, 916. Klaus Diehm (beide FC Dörlesberg) 11:07,08, 1446. Georg Vetter (TSV Karlstadt) 11:52,03, 1528. Günter Badersbach 12:01,54, 1739. Steffen Tamaski (beide RV Viktoria Wombach) 12:28,57, 2113. Christian Zebisch (PBeach Pflochsbach) 13:28,57. Foto/Text: agl