Seit Dienstagabend ist Otto Fetser nicht mehr Spielertrainer beim Handball-Bayernligisten TSV Lohr. „Die Entscheidung, dass wir uns von ihm trennen, ist am Sonntagabend von Vorstandschaft und sportlicher Leitung gefällt worden. Einstimmig“, berichtet Abteilungsleiter Ludwig Scheiner. Tags zuvor hatten die Lohrer das Derby gegen die DJK Rimpar II mit 23:26 verloren. Am Dienstag vor dem Training wurde Otto Fetser über die Beurlaubung informiert, anschließend erfuhr die Mannschaft davon. „Er hat es gefasst aufgenommen“, berichtet Ludwig Scheiner.
Die anschließende Übungseinheit leitete Co-Trainer Gerald Schmitt. Ab dem Auswärtsspiel am Samstag in Unterhaching wird dann mit Dieter Hess ein Urgestein des TSV Lohr für das Team verantwortlich sein, der in dieser Woche noch beruflich bedingt unterwegs ist. Hess fungierte in den vergangenen 30 Jahren schon mehrmals als Trainer der ersten Mannschaft und ist mit Ehefrau Lilo in der sportlichen Leitung der Lohrer Handballer aktiv. Allerdings soll Hess das Traineramt nur so lange übernehmen, bis eine längerfristige Lösung gefunden ist. „Wir suchen natürlich einen neuen Trainer, aber in der Mitte der Saison ist es schwierig, einen geeigneten zu finden. Möglicherweise klappt das erst zu Beginn des neuen Jahres, vielleicht auch erst zur nächsten Saison“, so Scheiner. Auf jeden Fall habe sich Dieter Hess bereit erklärt, für die gesamte Saison zur Verfügung zu stehen.
Als Grund für die Beurlaubung Fetsers, der auch als Spieler nicht mehr zur Verfügung steht, führt Scheiner die sportliche Situation an. Das im Augenblick von Verletzungen gebeutelte Team hat keines der ersten fünf Saisonspiele gewonnen und steht mit 2:8-Punkten im Tabellenkeller. „Trotz hohem Engagement blieb der Übungsleiter in der laufenden Runde glücklos, was sicher auch auf die Verletzungsproblematik zurückzuführen. Die Handallabteilung bedauert diesen Schritt und bedankt sich bei Otto Fetser für die bisherige Zusammenarbeit“, heißt es in der Pressemitteilung.
Die Frage, ob es Probleme zwischen Trainer und Spielern gegeben habe, beantwortet der Abteilungsleiter mit dem Satz: „Dazu möchte ich nichts sagen.“
Indes betont Fetser: „Ich hätte natürlich gerne weitergemacht. Aber mir war die Situation selbstverständlich bewusst, schließlich kenne ich die Mechanismen des Sports“, so der 34-Jährige, der vor seinem Engagement in Lohr 15 Jahre lang in erster und zweiter Liga Handball gespielt hatte. „Es ist nicht meine Art, jetzt Dinge nachzukarten. Ich wünsche der Mannschaft alles Gute und dass sie schnell da hinten rauskommt. Gerade unter den jungen Spielern gibt es viele gute Leute, denen man nur etwas Zeit geben muss. Die Mannschaft befindet sich in einer Umbruchsituation“, meint Otto Fetser, unter dessen Regie das Team in der vergangenen Saison nur knapp dem Abstieg entgangen war.
Der im Frühsommer 2013 mit seiner Familie aus dem Saarland nach Lohr gezogene Fetser will die Stadt nicht verlassen: „Ich habe hier einen Beruf, der mir Freude macht, und werde die Zelte hier nicht abbrechen“, so der beurlaubte Coach, der als Betreuungsassistent im Lohrer Bezirkskrankenhaus tätig ist. Die nächste Zeit will er nutzen, um sich verstärkt seiner Frau und seinen kleinen Töchtern zu widmen und mental auszuspannen: „Ich werde meine innere Mitte wieder finden.“ Auf mittlere Sicht will Fetser jedoch wieder als Trainer im Männerbereich arbeiten.