Der erste Lauf direkt nach dem Abpfiff führte Luca Pfister über den nassen Karlburger Sportplatz hinweg direkt zum Getränkestand. Von dort kam der 21-Jährige mit einem Fläschchen Pils zurück. Klar, wer seinen ersten Doppelpack in einem Fußball-Landesliga-Spiel erzielt hat, der möchte das auch gebührend feiern.
Doch zu begießen gab es nicht nur zwei Treffer des Außenbahnspielers, sondern auch einen 3:1 (0:0)-Erfolg über den TSV Kleinrinderfeld, mit dem Spitzenreiter TSV Karlburg vor dem drittletzten Spieltag seinen Vorsprung auf den Tabellenzweiten auf sechs Punkte vergrößerte, weil Verfolger Viktoria Kahl parallel sein Auswärtsspiel in Höchberg verlor. Theoretisch könnte Karlburg nun schon am kommenden Samstag Meister werden, wenn der Klassenprimus beim neuen Zweiten in Haibach siegt und parallel Viktoria Kahl sein Heimspiel gegen Fuchsstadt nicht gewinnt. Sollte das so kommen, dürften wohl mehr Getränke die Runde machen als eine Flasche Pils.
Trotz dieser Perspektiven wirkten die Karlburger Spieler nach dem Abpfiff relativ gelassen. "Uns steckt das Spiel eine Woche zuvor noch in den Knochen", erklärte Doppeltorschütze Pfister den Umstand, dass seine Mitspieler und er nicht ausgelassener waren, mit der 0:3-Niederlage im Spitzenspiel in Kahl sieben Tage zuvor. "Außerdem haben wir die erste Hälfte auch nicht gut gespielt", ergänzte er.
Karlburger Humbatätärä nach dem Abpfiff
Fürwahr: Karlburg war in der ersten Hälfte gar nicht im Spiel und besaß in den ersten 45 Minuten nicht eine Torchance. Immer wieder erlaubten sich die Hausherren Ballverluste in der Vorwärtsbewegung, doch die Gäste aus Kleinrinderfeld nahmen die Einladungen zum Toreschießen schlichtweg nicht an. Entweder kam der entscheidende Pass nicht an oder sie scheiterten am gut aufgelegten Karlburger Torwart Fabian Brand. "Wir müssen da das 1:0 und das 2:0 machen. Aber wir spielen das nicht konsequent zu Ende", befand Gästetrainer Tobias Jäger.
"Wir waren wohl etwas nervös", erklärte Karlburgs Keeper Brand die schwache Anfangsphase seines Teams. Und zu seinen gehaltenen Bällen meinte er: "Dafür stehe ich doch drin."
Regen als Wachmacher?
Ob es der in der Pause einsetzende Regen und eine Kabinenpredigt von Trainer Patrick Sträßer gewesen war, der die Einheimischen nach dem Wechsel geweckt hatte, diese Frage beantwortete der Karlburger Coach nicht direkt. "In der zweiten Hälfte haben wir viel besser gespielt", sagte Sträßer nur.
Und plötzlich war sein Team auch gefährlich und schließlich erfolgreich. Kapitän Manuel Römlein schickte Sebastian Stumpf, der auf Luca Pfister querlegte, der zum 1:0 vollendete (53.). Nachdem Cedric Fenske aus kurzer Distanz noch übers Tor geschossen hatte, war Pfister erneut erfolgreich (71.), diesmal nach Pass von Manuel Römlein (71.). Und schließlich ließ Verteidiger Marvin Schramm in Abstaubermanier das 3:0 folgen (80.), nach dem Kleinrinderfeld durch ein Elfmetertor in der Schlussminute noch Ergebniskosmetik betrieb.
Wieder kein Wort von der Meisterschaft
"Letztlich war der Sieg verdient. Wir haben in der zweiten Hälfte teilweise richtig gut Fußball gespielt", befand Sträßer, der wie in all den Wochen zuvor öffentlich das Wort "Meisterschaft" nicht in den Mund nahm. Das ändert sich wohl erst an dem Tag, an dem seiner Mannschaft der erste Platz wirklich nicht mehr zu nehmen ist.