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FUSSBALL: LANDESLIGA NORDWEST
Karlburg wirft den Rettungsanker
Uli Sommerkorn
 |  aktualisiert: 24.05.2017 03:50 Uhr
Fotoserie

225 Tage lang war bei Fußball-Landesliga-Spielen auf dem Sportgelände des TSV Karlburg kein Heimsieg mehr bejubelt worden. Doch nicht nur darum war die Erleichterung auf Seiten der Gastgeber am Samstagnachmittag nach dem 2:1 (1:0)-Erfolg über den FC Schweinfurt 05 II riesig, sondern vor allem deshalb, weil sich die Gastgeber mit den drei gegen den Spitzenreiter errungenen Punkten den Klassenerhalt gesichert hatten.

Dass die Karlburger gerettet waren, lag auch daran, weil die Konkurrenz aus Coburg ihr parallel stattfindendes Heimspiel gegen den FC Lichtenfels mit 2:3 verloren hatte. Karlburgs Spieler feierten ihre Rettung hernach mit dem lautstarken Singen von „Humba-Humba-Tätärä“ und dem Genuss von Gerstensaft aus Flaschen auf dem Rasen.
TSV-Interimstrainer Stephan Rudolph, der erst einen guten Monat zuvor ins Amt gekommen war, konnte seine Mission als erfüllt ansehen: „Wir hatten so oft Pech gehabt, jetzt war das Glück einmal auf unserer Seite“, erklärte er nach dem Abpfiff erleichtert.

Der Coach hatte für das wichtige Spiel gegen die Regionalliga-Reserve, die sieben Tage zuvor durch einen Sieg in Kahl den Gewinn der Meisterschaft perfekt gemacht hatte, einige Umstellungen vollzogen. Mit Marco Schiebel hatte er einen spielstarken Akteur ins zentrale Mittelfeld beordert und ihm mit Johannes Gold einen Kämpfer aus dem Reserveteam zur Seite gestellt, den Rudolph als vormaliger Coach der zweiten Mannschaft bestens kannte.
Die Nominierung des 30-jährigen Gold erwies sich als Glücksgriff. Er eroberte nicht nur zahlreiche Bälle, sondern hatte auch vorne seine starken Momente. Besonders in der 23. Minute, als Szymon Dynia knapp 20 Meter vor dem Gästetor gefoult worden war und Gold den fälligen Freistoß an die Unterkante der Latte drehte, von der der Ball nach unten fiel. Referee Peter Dotzel entschied auf Tor, ohne dass nennenswerte Schweinfurter Proteste folgten, was den Schluss nahelegte, dass das Spielgerät wohl tatsächlich hinter der Linie aufgesetzt war. „Nach den letzten Niederlagen musste ich etwas ändern. Ich kenne Johannes und wusste, was ich ihm zutrauen kann“, so Stephan Rudolph.

Lob ans Team

Der so Gelobte war für das Spiel eigens der Einladung zu einer Hochzeit ferngeblieben. Gold gab das Lob zurück an seine Mitspieler: „Jeder hat gewollt, jeder hatte Spaß“, erklärte er, bevor er sich verspätet zu den Hochzeitsfeierlichkeiten aufmachte. Sein Tor schilderte er so: Der eigentliche Spezialist Manuel Römlein habe ihn gefragt, ob er den Freistoß treten wolle. Er habe sich die Ausführung zugetraut – und wurde mit dem Treffer belohnt.

Gegen Ende der ersten Hälfte geriet der Gastgeber unter Druck und hatte dann auch Glück. So, als Gästespieler Steffen Schmidt den Ball an den Pfosten des TSV-Tores köpfte (41.). Wäre es nach FC-Trainer Ulli Baumann gegangen, hätte sein Team öfter so spielen sollen wie in dieser Phase. „Die Karlburger hätten das Spiel verlieren müssen. Immer wenn wir flach und schnell gespielt haben, waren die überhaupt nicht da“, urteilte der Coach des Meisters etwas ungnädig. Doch räumte er ein, dass sein Team, möglicherweise im Gefühl der bereits gesicherten Meisterschaft, auch zahlreiche Chancen der Gastgeber zugelassen habe.

Vergebene Chancen

So stand TSV-Flügelflitzer Dominik Bathon in der zweiten Hälfte gleich viermal frei vor Gästekeeper Nicolas Riegler. Erst bugsierte der 22-Jährige den Ball übers Gehäuse (52.), scheiterte dann per Kopf (59.) und dann per Fuß (71.) aus kurzer Distanz am Schlussmann. Als der dann bereits am Boden lag, schoss Bathon in seinem letzten Heimspiel für den TSV vor seiner Rückkehr zu seinem Heimatverein TuS Frammersbach den Ball aus nur fünf Metern Entfernung übers Tor (67.), nachdem das Spielgerät zuvor wegen einer Unebenheit des Rasen versprungen war. „In solch einer Situation kommt einem schon der Gedanke, dass es bestraft wird, wenn du so viele Chancen vergibst“, räumte Stefan Rudolph ein.

Zumal Schweinfurt im Abschluss zumindest einmal konsequenter war als der Gastgeber. So stocherte Steffen Schmidt den Ball zum 1:1 ins Netz (61.), nachdem die TSV-Abwehrspieler zuvor zweimal die Gelegenheit hatten verstreichen lassen zu klären. In der Endphase hatte der Gast dann mehr vom Spiel, während bei Karlburg die Kräfte nach einem mit hohem Aufwand betriebenen Spiel zu schwinden schienen. Doch Baumanns Team machte nichts aus diesen Vorteilen.

Anders Karlburg. Drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit stand Stürmer Szymon Dynia nach einem langen Ball frei vor Keeper Nicolas Riegler, der den ersten Versuch noch parierte. Doch der nach der Saison als Spielertrainer zum Kreisligisten FC Wiesenfeld/Halsbach wechselnde Dynia brachte den Ball im Nachsetzen im Tor unter. Die Entscheidung und schließlich die Rettung für die Karlburger am vorletzten Spieltag einer turbulenten Saison.

Die Statistik des Spiels

Fußball: Landesliga Nordwest
TSV Karlburg – FC Schweinfurt 05 II 2:1 (1:0)

Karlburg: R. Kohlhepp – Mehling, Wießmann, Fenske, Lehofer – Gold (85. Seubert), Schiebel – Bachmann (71. Brahimi), Römlein, Bathon – Dynia (90.+3 Leibold).

Schweinfurt: Riegler – Heinze, Waigand, Ruft, P. Schmitt – Behr, St. Schmidt – Hillenbrand (75. Lehmann), Thomann (17. Topuz), Özdemir – Kühlinger (57. Fleischer).

Tore: 1:0 Johannes Gold (23.), 1:1 Steffen Schmidt (61.), 2:1 Szymon Dynia (87.). Schiedsrichter: Dotzel (Heidenfeld). Zuschauer: 250.

 
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