Den 13. November 2018 wird Mia Zschocke wohl nie vergessen. Die Lohrerin war gerade auf dem Weg zum Handballtraining ihres Bundesligavereins Bayer Leverkusen, als ihr Handy klingelte. Eine niederländische Nummer leuchtete auf dem Display auf. Mia Zschocke wunderte sich, ging aber ran. Am anderen Ende meldete sich Henk Groener. Der Bundestrainer. Und teilte ihr mit, dass sie für die verletzte Kapitänin Kim Naidzinavicius ins 16-köpfige EM-Aufgebot der deutschen Handballerinnen für die Europameisterschaft vom 29. November bis 16. Dezember in Frankreich nachrückt. „Ich hab total gezittert, so überrascht und perplex war ich. Ich konnte es erst gar nicht fassen“, erzählt Mia Zschocke zwei Tage später. „Dann hab ich mich total gefreut, auch wenn es mir gleichzeitig sehr leid tut für Kim.“

Dass der Bundestrainer eine 20-Jährige nachnominiert, die erst am 29. September in Dessau-Roßlau gegen Russland ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft gegeben hat, begründete Groener so: „Mia Zschocke hat in der Lehrgangswoche im September wie auch in den Spielen gegen Russland einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Sie ist zwar noch sehr jung, aber hochtalentiert und hat daher unser vollstes Vertrauen. Die Erfahrungen, die sie bei der EM machen wird, werden ihr in ihrer Entwicklung sehr helfen.“

Nach dem Ausfall von Naidzinavicius, die wegen eines Risses des Innen- und Außenmeniskus am Mittwoch operiert wurde und etwa drei Monate ausfällt, ist Mia Zschocke die sechste EM-Debütantin im deutschen Team. Und die erste A-Nationalhandballerin vom TSV Lohr überhaupt. 2015 wurde sie in ihrer Heimstadt zur Sportlerin des Jahres gekürt.

Die Rückraumspielerin begann mit vier Jahren mit dem Handball. Bis Mitte 2014 gehörte sie dem TSV an. Dank ihrer herausragenden Leistungen in Bezirks- und Landesauswahlteams bot Bayer Leverkusen der damaligen B-Jugendlichen ein Konzept aus Profisport und schulischer Ausbildung am Sportlerinternat und der Elite-Schule Landrat-Lucas-Gymnasium an. Mia Zschocke nahm an, zog mit 16 von zu Hause weg und gab mit 18 ihr Bundesliga-Debüt. Mit der Jugend- und Juniorennationalmannschaft nahm sie an mehreren Welt- und Europameisterschaften teil.

Die DHB-Frauen treffen in der EM-Vorrunde in Brest auf Norwegen, Rumänien und Tschechien.

Mit Material von dpa