Verantwortlich dafür, dass die Würmer in Windeseile an die Oberfläche kommen, ist „Biodyozon“, ein in der Wasseraufbereitung eingesetztes Mittel. Der Agrarbiologe Dr. Gerhard Lung war federführend bei der ersten, von großem medialen Interesse begleiteten „Wurmumsiedelung“ in der Region. „Regenwürmer sind Nützlinge, die aber auf einem Sportplatz stören“, weiß der Geschäftsführer der Firma „Optimax“, die sich dem Problem angenommen hat.
Die Verantwortlichen des FC Roden sind die Pioniere im Landkreis Main-Spessart, wo viele Vereine über starken Wurmbefall auf Sportplätzen klagen. „Im vergangenen Jahr fing es an. Der Platz war mehrmals unbespielbar“, erklärt FC-Vorsitzender Erwin Eyrich. Die Hinterlassenschaften der Würmer breiteten sich über den gesamten Sportplatz aus und verwandelten ihn in eine schleimige, schmierige Fläche. Die Folge: Spiele mussten verlegt werden, der Verein verlor Einnahmen. Zwar wurde der Platz gewalzt, aber eine Dauerlösung war dies nicht. „Walzen kann man nicht immerzu, weil die Oberfläche sich dann zu sehr verdichtet“, erklärt Eyrich die Problematik. Daher entschieden sich die Rodener, das Regenwurm-Projekt auszuprobieren.
„Nach dem 200. Wurm habe ich aufgehört zu zählen“
Reimund Eyrich Platzwart des SV Roden
„Ich würde es nicht glauben, hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen“, sagt Platzwart Reimund Eyrich. Bei einem ersten Versuch vor gut zwei Wochen sei ein etwa ein Quadratmeter großes Rasenstück beregnet worden und ruckzuck Wurm für Wurm an die Oberfläche gekommen. „Nach dem 200. Wurm habe ich aufgehört zu zählen“, sagt Eyrich.
„Weshalb die Regenwürmer an die Oberfläche kommen, wissen wir nicht genau“, sagt Lung. Vielleicht ist der Aufbau der Sportplätze ein Grund dafür, dass sich die Würmer dort wohl fühlen? Der Untergrund des 1996 eingeweihten Rodener Platzes besteht aus gewaschenem Sand, Lavasand aus der Eifel und Lehmboden, weiß Eyrich.
Per Zufall stieß Lung vor Jahren auf das „Phänomen Regenwurm“. Seine Firma hatte auf einem Golfplatz im Spessart Teichwasser aufbereitet. „Und plötzlich kamen überall die Würmer hoch“, erzählt er. Vor zehn Jahren habe man den ersten Sportplatz mit dem fünfprozentigen Wasser-Biodyozon-Gemisch behandelt. „Die Betreiber hatten sechs Jahre Ruhe.“
Ruhe vor dem Wurm erhofft sich auch Erwin Eyrich. Deshalb lässt der FC-Vorsitzende die Würmer auch weit, weit wegbringen in den Wald. Das habe er mit dem Leiter des Amtes für Landwirtschaft abgesprochen, erklärt er. Hundert Meter Abstand reichen aus, sagt Lung. Für Eyrich nicht: „Die Würmer kommen viel weiter weg!“
Die Helfer hatten ihre Eimer mit Kompost oder Blumenerde gefüllt, damit die Tiere sich auch wohlfühlten. Einige sammelten mit der bloßen Hand, andere zogen mit Handschuhen die schlüpfrigen Nützlinge aus dem Boden. Systematisch wurde der Platz davor beregnet. Die Helfer marschierten in zwei Reihen und sammelten Wurm für Wurm ein. Bei sachgerechter Anwendung würden zwischen 80 und 90 Prozent der Regenwürmer entfernt, sagt Lung. Dass das eingesetzt Mittel für Mensch und Natur unbedenklich ist, bewies er eindrucksvoll, indem er vor den Augen der Helfer die Flüssigkeit trank.
Eimer für Eimer mit Würmern kippten die Helfer auf Schubkarren mit denen die Tiere in ihr neues Wohngebiet umgesiedelt wurden. „Wir wollen die Würmer ja nicht um die Ecke bringen, sondern ausbringen auf Flächen, auf denen sie in aller Ruhe leben können“, sagt Lung.
Rund 4000 Euro investiert der FC Roden. Nun wird der Platz noch vertikutiert und gesandet, ehe der Ball wieder rollen soll.