Bis vor wenigen Wochen hatte es ganz danach ausgesehen, als ob die Fußballer des TSV Lohr einsam und alleine ihren Kreis an der Spitze der Würzburger Kreisliga 2 ziehen und als souveräner Meister in die Bezirksliga aufsteigen würden. Schließlich hatte der Klassenprimus zwischenzeitlich beachtliche acht Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten FC Leinach gehabt. Seitdem jedoch die Blau-Weißen am 31. März den Tabellenführer mit 4:1 besiegt und somit die erste Niederlage zugefügt haben und der TSV zudem jüngst im Stadtderby gegen Wombach nicht über ein 1:1 hinausgekommen ist, hat sich der Rückstand Leinachs auf lediglich vier Zähler verringert.
Bisher 20 Treffer
Maßgeblichen Anteil an der Erfolgsserie des Bezirksliga-Absteigers Leinach hat Kevin Klisch aus dem Marktheidenfelder Stadtteil Zimmern (Lkr. Main-Spessart). Mit seinen 20 Treffern führt er die Torschützenliste der Liga an. „Unser Ziel ist der zweite Platz“, antwortet der 22-jährige Klisch auf die Frage, ob man nach der jüngsten Entwicklung nicht auch mit der Meisterschaft liebäugelt. „Wir haben mit Gemünden-Seifriedsburg, Esselbach-Steinmark und Helmstadt noch schwere Spiele vor der Brust“, hält Klisch, der als Medientechnologe Druck bei Flyeralarm in Marktheidenfeld arbeitet, den Ball flach.
Von Seiten der Vereinsführung und Trainer Karsten Geißner standen vor der Saison der Neuaufbau in der neuen Klasse und die Integration junger Spieler im Fokus. „Wir wussten ja nicht, wie das nach dem Abstieg alles wird. Ziel war es, eine gute Rolle zu spielen. Aber dass es so gut läuft, hätte ich nicht gedacht“, gibt Leinachs Sportvorstand Matthias Roth unumwunden zu. „Das Ziel der Mannschaft war es von Anfang an, oben mitzuspielen“, verrät dagegen der Leinacher Torjäger mit einem Schmunzeln.
Klisch trägt nun in der zweiten Saison das Trikot der Blau-Weißen und fühlt sich, nach eigenem Bekunden, sehr wohl in Leinach. „Vom Team her, aber auch vom Trainer und Umfeld ist es super hier“, schwärmt der 22-Jährige und hebt besonders die Kameradschaft unter den Spielern hervor.
Beim WFV und den Kickers
Doch wie kam er, der bis zur U 15 bei seinem Heimatverein TV Marktheidenfeld kickte und dann zunächst in die U 17 des Würzburger FV und danach zu den Würzburger Kickers in die U 19 (Landesliga) wechselte, überhaupt zum FC Leinach? „Nach der Jugend bin ich mit meinem Jugendtrainer Harald Funsch zunächst nach Kleinrinderfeld gewechselt“, berichtet Klisch. Doch die Arbeit im Drei-Schicht-Betrieb in Marktheidenfeld und die weiten Fahrten nach Kleinrinderfeld ließen sich auf Dauer nur schwer vereinbaren. Klisch beendete deshalb sein Gastspiel beim Landesligisten bereits nach einem halben Jahr.
Weil er zum damaligen Zeitpunkt bei seiner Mutter in Karbach lebte, schloss er sich dem dortigen FC an, der seinerzeit in der A-Klasse beheimatet war. „Nach zwei Jahren wollte ich etwas Neues machen“, gibt der 22-Jährige, der in seiner zweiten Saison in Karbach schon mit 21 Treffern auf sich aufmerksam machte, offen zu. Trotz mehrerer Angebote habe er sich für Leinach entschieden, weil er den aus Hafenlohr stammenden Daniel Bufe, vor allem aber den aus Zimmern stammenden und mittlerweile in Birkenfeld lebenden Nikolai Kriebs bereits gekannt hat.
Bisweilen zu hektisch
Bei der Frage nach der Stärke seiner Mannschaft muss Klisch, der die Zehner-Position innehat, nicht lange überlegen. „Das ist auf jeden Fall unsere Abwehr“, antwortet er angesichts einer Bilanz von gerade einmal 17 Gegentoren prompt. Auf die Frage nach der Schwäche des Tabellenzweiten kommt die Antwort dagegen zögerlich. „Wir sind oftmals zu hektisch und unruhig am Ball“, befindet Klisch, der den Leinachern bereits seine Zusage für die kommende Saison gegeben hat.
Und wie sieht sein Tipp für die bevorstehende Partie beim Vorletzten Wombach aus (Sonntag, 15 Uhr)? „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und das Spiel gewinnen“, lautet seine klare Ansage. Denn die abstiegsbedrohte DJK benötige die Punkte ebenfalls und hat bereits in der Vorwoche beim 1:1 gegen Lohr gezeigt, dass man durchaus für eine Überraschung gut sei. „Wir nehmen jeden Gegner ernst“, betont Klisch, für dessen Team das neue Minimalziel, sprich der Aufstieg über die Relegation, immer greifbarer wird. Denn immerhin verfügt Leinach über ein stattliches Polster von neun Punkten Vorsprung auf Verfolger Helmstadt auf Rang drei.
Main-Spessart-Fahrgemeinschaft
Neben Kevin Klisch, Daniel Bufe und Nikolai Kriebs stehen auch noch Julian Diener aus Trennfeld und Justin Kriebs, der in der Winterpause von der SG TSV Urspringen-FC Karbach zum Kreisligisten gewechselt ist, im Aufgebot des FC Leinach. Sie bilden eine Main-Spessart-Fahrgemeinschaft, die zusammen zum Training und zu den Spielen in den Weinort im Landkreis Würzburg fährt.