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FUSSBALL: SCHIEDSRICHTER
Hannes Hemrich auf dem Weg nach oben
Hannes Hemrich aus Urspringen: Neuling in der Fußball-Bayernliga
Machte einen Schritt auf der Karriereleiter nach oben: Hannes Hemrich.
Foto: Heidi Vogel | Machte einen Schritt auf der Karriereleiter nach oben: Hannes Hemrich.
Heidi Vogel
 |  aktualisiert: 21.07.2017 03:43 Uhr

Wenn am kommenden Wochenende die beiden Fußball-Bayernligen ihren Spielbetrieb aufnehmen, gehen nicht nur bei den Mannschaften, sondern auch bei den Schiedsrichtern einige Neulinge an den Start. Einer davon ist der 22-jährige Hannes Hemrich aus Urspringen, der sich für die zweithöchste bayerische Spielklasse qualifiziert hat.

Am ersten Juli-Wochenende besuchte er den Sommerlehrgang an der Sportschule in Oberhaching und hat dort die Prüfung abgelegt, die ihn zum Leiten von Bayernliga-Partien qualifiziert. Somit zählt Hemrich zu den Jüngsten in dieser Spielklasse. Doch wie kam der Urspringer, der bei Warema in Marktheidenfeld als Technischer Produktdesigner beschäftigt ist, überhaupt zur Schiedsrichterei?

„Ich war schon immer fußballverrückt und habe früher auch selbst aktiv beim TSV Urspringen in der Jugend gespielt. Damals habe ich mich gefragt, was ein Schiedsrichter bei einem Spiel eigentlich machen muss und was er so drum herum noch macht“, erinnert sich der 22-Jährige an die Anfänge vor neun Jahren. Nachdem er mit seinen Eltern darüber gesprochen hatte, entdeckte Vater Volker Hemrich wenig später in der Zeitung einen Hinweis auf einen Schiedsrichter-Neulingskurs und fuhr mit seinem damals zwölfjährigen Sohn nach Karlstadt.

„Ich war positiv überrascht und habe zu Hause nur noch davon erzählt“, berichtet der Urspringer Referee von seiner Begeisterung für das Pfeifen.

Nach einer intensiven Regelschulung, in der grundlegende Dinge wie beispielsweise das Spielfeld, der Ball oder die Dauer eines Spiels vermittelt wurden, und dem dazugehörigen Lauftest legte er im Frühjahr 2008 seine Prüfung ab. „Mein erster Einsatz war bei einem U-15-Spiel“, erinnert sich Hemrich, der damals noch auf die Fahrdienste der Eltern angewiesen war. Bei Vorbereitungsspielen zur Saison 2008/09 wurde er bereits als Assistent eingesetzt und leitete in der darauffolgenden Spielzeit als mittlerweile 13-Jähriger seine erste Partie im Herrenbereich. Bereits zwei Jahre später stieg er in die Bezirksliga, wiederum zwei Jahre später in die Landesliga auf. Zudem ist er seit geraumer Zeit bei dem Karlburger Manuel Steigerwald als Assistent in der Regionalliga im Einsatz.

Nachdem der Urspringer nun in der abgelaufenen Saison beinahe in jedem Landesliga-Spiel beobachtet worden war und am Ende im Ranking den achten Platz belegte, wurde er zum Sommerlehrgang nach Oberhaching eingeladen. Doch wie muss man sich eine solche Beobachtung eigentlich vorstellen? „Ein Schiedsrichter-Beobachter notiert sich die positiven und negativen Erkenntnisse, die dann im anschließenden Coaching-Gespräch besprochen werden“, erklärt Hemrich. So lege der Beobachter sein Augenmerk auf die Spielkontrolle, den Umgang mit Trainern, Spielern und Betreuern, aber auch mit den Assistenten.

Hemrich empfindet diese Beobachtungen keineswegs als belastend, sondern betrachtet den anschließenden Dialog und den Bewertungsbogen als Chance, sich weiterzuentwickeln und besser zu werden. Beim Sommerlehrgang an der Sportschule musste der 22-Jährige nun vor knapp zwei Wochen einen Regeltest schreiben und eine Laufprüfung absolvieren, bei der ein Intervall-Lauf mit 40 Sprints von jeweils 75 Metern Länge und 25 Metern Gehpausen anstanden. Zusätzlich musste er sechs Sprints über eine Distanz von 40 Metern in einer Zeit von maximal 6,2 Sekunden schaffen.

„Das alles soll die Belastungsunterschiede während des Spiels verdeutlichen“, erklärt der Urspringer, der den Sport insgesamt als sein Hobby bezeichnet. So joggt Hemrich ein- bis zweimal pro Woche mit seinen Arbeitskollegen in der Mittagspause, geht zudem einmal in der Woche am Feierabend für eine gute Stunde zum Schwimmen und besucht mittwochs den Männersport in seinem Heimatort. „Ich finde es wichtig, den ganzen Körper zu beanspruchen. Nicht nur die Läufe zählen dazu, sondern auch Stabilitäts- und Kraftübungen“, nennt er die Vorzüge des schweißtreibenden Trainings in der Halle.

Bei all der sportlichen Betätigung und durchschnittlich zwei Schiedsrichter-Einsätzen an den Wochenenden bleibt kaum noch Zeit für andere Hobbys. Hat er da nicht schon manchmal gezweifelt? „Es gab natürlich schon einmal Situationen, wo du überlegst, weshalb mache ich das, und ist es nicht schöner, das Wochenende mit der Freundin oder der Familie zu verbringen“, gibt Hemrich offen zu. „Aber es macht einfach sehr viel Spaß“, fügt er, dem man deutlich anmerkt, dass er mit Herzblut dabei ist, an. Diese Begeisterung fürs Pfeifen sei eine wichtige Voraussetzung, um gerade gegenüber älteren, erfahrenen Spielern selbstsicher, jedoch nicht arrogant, aufzutreten und ein Spiel souverän zu leiten.

Ein besonders negatives Erlebnis hatte der junge Unparteiische nach eigenem Bekunden noch nicht, der bislang einzige Spielabbruch war einem Unwetter geschuldet. „Natürlich kommt es einmal vor, dass man von Zuschauern, Spielern oder Betreuern blöd angemacht wird. Das ist nicht schön, aber hier muss man eben zu entsprechenden Sanktionen greifen“, erklärt er und gibt zu, dass er dies relativ schnell abhaken kann. Zu den positiven Seiten seiner Tätigkeit zählt er die Einsätze als Regionalliga-Assistent. „Das ist schon etwas Besonderes und eine Ehre, wenn man bei einem Traditionsverein wie Unterhaching oder bei einer Reserve-Mannschaft eines Bundesligisten an der Seitenlinie steht“, beschreibt Hemrich.

Einen bestimmten Schiedsrichter als Vorbild hat er nicht, seiner Meinung nach könne man sich von jedem etwas abschauen und sich dann entsprechend dem eigenen Charakter gewisse Eigenschaften aneignen. Auf die Frage nach seinen Zielen zeigt sich der Urspringer zunächst zurückhaltend: „In der Bayernliga etablieren und persönlich weiterentwickeln, um die Spiele souverän zu leiten.

“ Mit einem Lächeln und leuchtenden Augen gesteht er aber schließlich doch: „Mein Traum ist es, in den DFB-Bereich zu kommen – egal welche Klasse.“

 
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