
Eine beliebte Disziplin bei vielen Trainern ist das Tiefstapeln. Wer einen Erfolg errungen, erklärt gerne, wie überrascht er von demselben sei. Oberflächlich betracht könnte man auch die Aussage von Coach Eugen Ungefuch in diese Rubrik einordnen, als er nach dem Gewinn des unterfränkischen Hallenfußballtitels mit den Frauen des SC Würzburg in Karlstadt erklärte: "Eigentlich sind wir hier ohne Erwartungen reingegangen." Und das, obwohl der SC als Regionalligist der klassenhöchste Verein in der Ammann-Halle und auch noch Titelverteidiger gewesen war.
Doch auf den zweiten Blick war Ungefuchs Aussage dennoch nachvollziehbar. Er war nicht mit dem Regionalliga-Kader angetreten, sondern mit Spielerinnen aus der zweiten Garnitur, die in der Bezirksoberliga um Punkte kämpft. Außerdem hatte sein Team in der Vorrunde gegen den späteren Finalgegner Veitshöchheim nur unentschieden gespielt und die Gruppe 2 auf dem zweiten Rang beendet.
Bayerische Meisterschaft in Stegaurach
Deutlichstes Indiz, dass sich der SC-Coach nicht mit einem möglichen Titelgewinn beschäftigt hatte, war freilich, dass Ungefuch erst einmal nicht wusste, wann und wo die bayerische Meisterschaft stattfindet, bei der der Unterfrankenmeister startberechtigt ist. Für Aufklärung sorgte schließlich Helga Schmitt, Vorsitzende des Bezirks-Frauen- und -Mädchen-Ausschusses, bei der Siegerehrung: Für den SC Würzburg geht es am Sonntag, 8. Februar, ins oberfränkische Stegaurach.
"Ich denke, dass wir verdient gewonnen haben", erklärte Ungefuch dennoch nach dem Abpfiff. Dass sein Team und Finalgegner Veitshöchheim den technisch anspruchsvollsten Fußball des Turniers spielten, bescheinigten auch viele der Anwesenden den Endspiel-Teilnehmern. Beide hatten in den zehn Minuten des Finales Gelegenheit zum entscheidenden Treffer, ein Tor fiel freilich nicht.
So musste das Sechs-Meter-Schießen entscheiden. Und da brachte der 14. Versuch die Entscheidung, als Würzburgs Torhüterin Luisa Sterzenbach den Schuss der Veitshöchheimerin Jasmin Georg parierte. Anschließend konnten Ungefuchs Spielerinnen jubeln.
Der entscheidende Sechs-Meter und der Siegerjubel
"Wir haben über weite Strecken des Turniers schönen Damenfußball gezeigt. Das hat mir gefallen", bemerkte Veitshöchheims Trainer Jürgen Walter. Weniger gefiel dem erfahrenen Coach, dass es gerade in den entscheidenden Phasen der Begegnung mitunter hart zuging und sich Spielerinnen verletzten.
So auch in den letzten Sekunden des Finales, da hatte es mehrmals in Zweikämpfen richtig gekracht. Mit der Folge, dass sowohl die Würzburgerin Sophie Mende und auch Veitshöchheims Torhüterin Isabele Lopes verletzt vom Feld mussten. Dies erwies sich vor allem für Jürgen Walters Team als Nachteil, weil für das entscheidende Sechs-Meter-Schießen mit Katharina Glock eine Feldspielerin zwischen die Pfosten musste.

Doch Jürgen Walter war nicht der Einzige, der hartes Spiel monierte. Richtig sauer wurde Trainer Mustafa Hacimüftüoglu vom FC Schweinfurt 05, als seine Spielerin Vanessa Heider in den letzten Sekunden des für das Weiterkommen bereits bedeutungslosen Vorrundenspiels gegen den FFC Bastheim-Burgwallbach rüde von den Beinen geholt wurde und später von Mitspielerinnen aus der Halle geführt werden musste. "Das war einfach unfair. Ich hätte mir einen schöneren Nachmittag vorstellen können", so der FC-Coach.
Aufreger in der Vorrunde
Es war nicht der erste Aufreger für die Schweinfurter gewesen, bereits in der ersten Vorrundenpartie gegen Veitshöchheim waren Keeperin Janina Rebhan wegen eines Handspiels außerhalb des Strafraums und anschließend auch Coach Hacimüftüoglu wegen Reklamierens mit Rot von Platz geflogen. "Wenn Regeln so angewendet werden, ist es verständlich, dass immer weniger Mannschaften für solche Wettbewerbe melden", sagte Hacimüftüoglu, dessen Team, obwohl es zu den spielerisch stärksten Mannschaften der Veranstaltung zählte, am Ende mit Platz sieben unter acht Teilnehmern vorlieb nehmen musste.

Etwas anders sah das Manuela Kraus vom FFC Bastheim-Burgwallbach. "Schweinfurt ist eben schon seit der Jugend unser Rivale. Da ist es klar, dass es da etwas mehr zur Sache geht", so die Trainerin des Bezirksliga-Teams aus Rhön-Grabfeld, die mit dem Auftritt ihrer Spielerinnen durchaus einverstanden war. Bastheim-Burgwallbach bezwang im Spiel um Platz fünf mit 1:0 den FC Karsbach, das einzige Team aus dem Gastgeberkreis Main-Spessart. Der Landesligist hatte überwiegend Spielerinnen aus seinem Kader der ersten Mannschaft aufgeboten, "allerdings eher aus der zweiten Reihe", wie die mitspielende Trainerin Daniela Siedler versicherte. Ihr Resümee: "Keine Verletzten, alles in Ordnung."

Auf Grund des mit 1:0 gegen Karsbach gewonnenen direkten Vergleichs schaffte es Landesligist TSV Frickenhausen ins Halbfinale und am Ende auf Platz drei. Und das mit nur zwei erzielten Toren in fünf Spielen. "Wir haben das Beste aus unseren Möglichkeiten gemacht. Wir sind mit nur sieben Spielerinnen angereist, und gleich im ersten Spiel hat sich noch eine verletzt", berichtete Coach Thomas Hofmann.
Sein Team bezwang im Spiel um Platz drei die TG 48 Schweinfurt mit 1:0, der Bezirksoberligist war eine Überraschung gewesen. "Dass wir weiterkommen, damit habe ich absolut nicht gerechnet", bekannte Trainer Klaus Benz. Das Weiterkommen ins Halbfinale machte seine Mannschaft beim 2:1 im letzten Vorrundenspiel gegen Alzenau perfekt, bei dem die Schweinfurterinnen 90 Sekunden vor Schluss noch mit 0:1 zurücklagen. Doch dann verließ TG-Keeperin Ermine Appel ihr Tor, ließ zwei Gegenspielerinnen aussteigen und bediente Justine Appel, die zum wichtigen 1:1 traf. "Sie kann das. Eigentlich ist sie ja Feldspielerin", sagte Trainer Benz über die Unternehmungslust seiner Keeperin.