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Handball
Frantisek Fabian: „Ich bin geduldiger geworden“
Nachdenklich: Frantisek Fabian, Trainer des TSV Lohr (vorne).
Foto: CHRISTIAN SCHWAB | Nachdenklich: Frantisek Fabian, Trainer des TSV Lohr (vorne).
Das Gespräch führte ULI SOMMERKORN
 |  aktualisiert: 07.09.2017 21:11 Uhr

Frantisek Fabian (54) betreut die Lohrer Bayernliga-Handballer im dritten Jahr. Der promovierte Pädagoge, der an der Realschule Elsenfeld Sport und Mathematik unterrichtet, gab dieses Amt auch nicht ab, als er im vergangenen Jahr an Leukämie erkrankte und sich über Monate hinweg in Behandlung gegeben musste. Mittlerweile hat der gebürtige Slowake die Erkrankung überwunden und kann sich wieder voll in die Betreuung der Mannschaft einbringen. Und die Arbeit des früheren Zweitliga-Coachs von Tuspo Obernburg und Jugendtrainers von Nationalspieler Dominik Klein trägt Früchte: Das Lohrer Team steht an der Spitze der Bayernliga und könnte im Falle eines Heimsieges am Samstag über die Zweitliga-Reserve des HC Erlangen (Anwurf 19.30 Uhr, Spessarttorhalle) als Tabellenführer Weihnachten feiern.

Frage: Frantisek Fabian, Sie waren im vergangenen Jahr schwer erkrankt, litten an Leukämie. Wie geht es Ihnen heute?

Frantisek Fabian: Es war eine schwere Zeit. Aber ich habe sie mit Optimismus und auch mit der Unterstützung von anderen Menschen bewältigt. So hat mir meine Schwester Stammzellen gespendet, was gut angeschlagen hat. Ich fühle mich mittlerweile wieder voll belastbar. Und wie es aussieht, werde ich in den nächsten Jahren keine Probleme mehr haben.

Sie haben auch in der Zeit, als Sie in Behandlung waren, das Traineramt beim TSV Lohr nicht abgegeben.

Fabian: In solch einer Situation ist immer gut, wenn du in die Zukunft blicken kannst, und du merkst, dass du gebraucht wirst. Das gibt einem Kraft. Wichtig war aber auch die Unterstützung der Familie, besonders die meiner Frau. Natürlich war es auch schön für mich, dass der Verein mit mir weitergemacht hat. Und wenn man sich weiter mit Handball beschäftigen kann, ist das in solch einer Situation eine gute Ablenkung.

Hat Sie die Krankheit irgendwie verändert?

Fabian: Ich denke schon. Man hat da viel Zeit, um über sich nachzudenken. Die Krankheit war eine schreckliche Sache, aber sie mit auch geholfen, mir manche Dinge bewusst zu machen. Ich bin geduldiger geworden. Man braucht Geduld, um solch eine lange Krankheit zu überwinden. Die Behandlung hat etwa ein Jahr gedauert. Ich weiß jetzt, dass man den ersten Schritt vor dem zweiten gehen muss und dass alles seine Zeit braucht.

Das könnte auch das Motto für Ihre Arbeit beim TSV Lohr sein. Wenn man auf die letzten zweieinhalb Jahre zurückblickt, ging es dort langsam, aber stetig vorwärts.

Fabian: Ja, ich denke wir haben jetzt eine solide Basis. Aber es kommt eben auch darauf an, was der Verein weiter draus macht.

Ein wichtiger Baustein für den derzeitigen Erfolg war auch, dass seit dieser Saison mit Tom und Lars Spieß und Yannick Bardina drei Akteure aus dem Nachwuchs des Bundesligisten TV Großwallstadt für den TSV Lohr mit Doppelspielrecht im Einsatz sind. Daran sind Sie ja auch nicht ganz unschuldig?

Fabian: Das stimmt, die drei Jungs gehen bei mir in die Schule bzw. sind bei mir in die Schule gegangen. Da habe ich meine Verbindung genutzt, um sie nach Lohr zu bringen. Dabei hat mir natürlich genutzt, dass zwischen den Spielern und mir schon Vertrauen da war.

Kann es sein, dass künftig noch weitere Großwallstadter Nachwuchskräfte im Lohrer Team aufkreuzen?

Fabian: Das hoffe ich. Wir haben darüber auch schon Gespräche mit der Jugendakademie des TV Großwallstadt geführt. Für beide Vereine ist es eine Win-win-Situation. Die Spieler können sich auf diesem Weg gut weiterentwickeln. Aber Grundlage sind natürlich starke Spieler hier in Lohr, die bilden die Basis für die Mannschaft.

Was fehlt dem TSV Lohr noch zur Drittliga-Reife?

Fabian: Wir brauchen noch verbesserte wirtschaftliche Strukturen und ein Wettbewerbs-orientiertes Marketing. Wir haben eine gesunde Basis, wir wollen keine Seifenblasen. Viele Spieler der Mannschaft könnten auch in der Dritten Liga bestehen. Aber zwei oder drei gute Spieler bräuchten wir noch. Aber keine Profis, wir gehen den dualen Weg, dass die Leute gleichzeitig Handball spielen und arbeiten.

Müssen sich die Lohrer Spieler dann auch auf vermehrtes Training einrichten?

Fabian: In der nächsten Saison gibt es eine zusätzliche Einheit. Wir werden auf jeden Fall viermal pro Woche trainieren – egal ob wir jetzt in der Bayernliga oder in der Dritten Liga spielen.

Das klingt ja ganz so, als planten Sie auch in der kommenden Saison Lohrer Trainer zu sein.

Fabian: Der Verein und ich führen im Augenblick Gespräche darüber. Und wie es aussieht, können wir nach Neujahr wahrscheinlich schon etwas Konkretes melden.

Die Lage beim TSV Lohr

Mit einem Heimsieg im Spitzenspiel (Samstag, 19.30 Uhr, Spessarttorhalle) über den HC Erlangen II (4./18:6) können die Lohrer Handballer (1./21:3) als Bayernliga-Tabellenführer ins neue Jahr gehen. „Vier Mannschaften können Meister werden. Und es wird die Mannschaft schaffen, die am wenigsten Punkte gegen schwächere Gegner abgibt“, so Lohrs Trainer Frantisek Fabian. Allerdings hat der 54-jährige Coach einige Personalsorgen. Der erkrankte Alexander Stroka fällt aus, auch die Einsatzchancen von Andreas Avar (Bänderdehnung) stehen nicht gut. Dagegen hat Benjamin Scheiner die Folgen seines Treppensturzes wohl so weit überwunden, dass er spielen kann. Fabian: „Er muss spielen, auf ihn kann ich nicht verzichten.“ Doch auch die Gäste werden wohl nicht in bestmöglicher Besetzung anreisen. Denn in der HC-Reserve spielberechtigte U-23-Akteure aus dem Kader der ersten Erlanger Mannschaft werden wohl nicht eingreifen, da das Team aus der Universitätsstadt am Samstagabend parallel zum Spiel in Lohr eine Zweitliga-Partie gegen den Post SV Schwerin bestreitet.

 
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