Rick Zabel war nicht zu sprechen. Vor dem Rennen nicht, und nach dem Rennen auch nicht. Der Sohn des einstigen Star-Sprinters Erik Zabel hatte bei der 25. Main-Spessart-Rundfahrt in Karbach allerdings auch kein Wörtchen mitzureden; er konnte im Eliterennen über 138,4 Kilometer nicht in die Entscheidung eingreifen. Der 19-Jährige wurde Siebter mit einem ziemlich großen Abstand hinter dem siegreichen Tschechen Martin Hunal.
Familie Zabel war erst eine Stunde vor dem Start, aus dem Wohnort Unna in Westfalen kommend, in der fränkischen Provinz eintroffen. Mit an Bord hatte „Ete“ auch Ehefrau Cordula, den Schwiegervater und den Schoßhund. Der schwarze Van war vollgepackt bis unters Dach. Klar, von Karbach aus ging es weiter direkt nach Frankfurt zum Radsport-Klassiker am 1. Mai. Karbach, das war von vorneherein klar, war quasi nur eine Zwischenetappe für den talentierten jungen Mann, der vor einem Jahr in der Hessenmetropole als U-19-Sieger triumphiert hatte, später auch noch „Rund um Köln“ gewann und bei der WM Fünfter wurde.
In Karbach schien es, als halte der Vater bewusst die schützende Hand über den Filius. „Er soll erst einmal schnell fahren“, wehrte Erik Zabel jegliche Fragen vor dem Rennen ab. Und danach waren ihm auch nur zwei Sätze zu entlocken. „Das Rennen war schwerer als erwartet.“ Und: „Ich hoffe, das war ein gutes Training für Frankfurt.“
Erik Zabel hatte es vorgezogen, das Rennen mit Hund am langen Anstieg von Karbach nach Urspringen zu verfolgen. Die dortige, recht berüchtigte Betonpiste konnte ihn allerdings wenig schrecken. „Wie in Belgien oder Holland“, meinte der Mann, der auf allen Rennstrecken der Welt zu Hause war, der sechsmal das Grüne Trikot bei der Tour de France gewann, der viermal bei Mailand – San Remo triumphierte, der mit über 200 Siegen als erfolgreichster deutscher Radprofi im Geschichtsbuch steht. Der aber auch beichten musste, zumindest für kurze Zeit einen „EPO-Selbstversuch“ gemacht zu haben und dem somit der Makel des Dopingsünders anhaftet.
Nachdem Erik Zabel seine Karriere beendet hatte, war er zunächst als Berater beim Team HTC-Highroad tätig, kümmerte sich dort vornehmlich um die Sprinter Mark Cavendish und Tony Martin. Und nun ist der Mann, der im ProTour-Rat des Internationalen Radsportverbands sitzt, seit einem halben Jahr einer der fünf Sportlichen Leiter beim russischen Profiteam „Katusha“, das vom früheren Gerolsteiner-Manager Hans-Martin Holczer geleitet wird und dem so prominente Fahrer wie Oskar Freire und Denis Menschow angehören. Vor zwei Wochen erst hat ihn hier die Realität mit einem Dopingfall eingeholt. Dem hoffnungsvollen russischen Sprinter Denis Galimsjanow wurde in einer positiven A-Probe im Anti-Doping-Labor Köln EPO nachgewiesen. Mag sein, dass Erik Zabel in Karbach auch deshalb so wenig Lust zum Reden verspürte.
Wie auch immer: An der Strecke sah er, wie der Sohn nach verhaltenem Beginn sich nach vorne orientierte, obwohl er ohne Teamunterstützung auskommen musste und somit keinen leichten Stand hatte. Als Einzelkämpfer gehörte Rick Zabel, der voriges Jahr die Schule in Erfurt abbrach und seitdem Profi bei der holländischen Rabobank-Mannschaft ist, bei der MSP-Rundfahrt nach sechs von acht Runden der ersten Verfolgergruppe an, die allerdings zum ausgerissenen Führungsquartett nicht mehr aufschließen konnte.
Auf der letzten Schleife hatte sich der 22-jährige Prager Martin Hunal abgesetzt und mit 40 Sekunden Vorsprung unangefochten vor dem aus Namibia stammenden und für Landshut fahrenden Erik Hoffmann sowie vor dem Herpersdorfer Florian Völk das Eliterennen der 25. MSP-Rundfahrt gewonnen. Auf die Ankunft der Dreiergruppe mit Rick Zabel mussten die Zuschauer noch ein paar Minuten warten.
25. Main-Spessart-Radrundfahrt, Start und Ziel in Karbach: Männer A/B (138,4 km): 1. Martin Hunal (Prag), 2. Erik Hoffmann (Landshut), 3. Florian Völk (Herpersdorf), 4. Sebastian Baldauf (Kempten), 5. Jonas Schmeiser (Dortmund), 6. Andreas Fließgarten (Landshut), 7. Rick Zabel (Team Rabobank), 8. Pavel Ondrej (Prag), 9. Sebastian Kohlhofer (Schwaben), 10. Franz-Josef Streit (Regensburg).
Männer C (103,8 km): 1. Benjamin Schlubkowski (Ludwigsburg), 2. Michael Hempfer, 3. Martin Hempfer (beide Leutkirch), 4. Sascha Haussmann (Limburg), 5. Torsten Mörstedt (Weinheim). . . 17. Heiko Hefner (Großheubach). Aufgabe: Peter Schlembach (Karbach), Julian Schneider (Sossenheim, früher Karbach).
Senioren (51,9 km): 1. Thomas Hädrich (Fulda), 2. Werner Hügel (Gaimersheim), 3. Christoph Franiak (Augsburg), 4. Frank Erk (Speyer), 5. Joachim Oechsner (Würzburg) . . . 31. Robert Kaiser (Schweinfurt).
Hobby (51,9 km): 1. Mike Hamann (VHS Ramazotti), 2. Jonas Leefmann (Würzburg), 3. Alar Jost (Team Tour), 4. Andreas Wohnsland (Schöllkrippen) . . . 22. Fabian Fischer (Karbach).
Junioren U 19 (69,2 km): 1. Johannes Weber (Bruckmühl), 2. Florian Nowak (Oberammergau), 3. Willi Willwohl (Cottbus), 4. Dario Rapps (Kempten), 5. Robert Kesssler (Frankfurt)
U 17 Junioren: (51,9 km): 1. Andrej Petrovski (Reinheim), 2. Robin Hofmann, 3. Tobias Rößlein (beide Wombach), 4. Pavel Camrda (Giessegi Team), 5. Georg Zimmermann (Augsburg) . . . 25. Mike Schneider (Karbach).
U 15 Schüler (34,6 km): 1. Jonas Rutsch (Erbach), 2. Björn Traenecker (Wiesbaden), 3. Dominik Uhlig (Augsburg . . . 8. Alex Bregenzer (Wombach), . . . 11. Adrian Endres (Wombach) . . . 23. Tim Hofmann (Wombach), . . . 27. Konstantin Ott (Wombach) . . . 30. Gabriel Schwarzkopf (Karbach . . . 33. Leonard Zschoke (Wombach).
U 15 Schülerinnen (34,6 km): 1. Lena Ostler (Holzkirchen), 2. Meike Uiterwijk-Winkel (Holland), 3. Mareike Robohm (Karbach) . . . 6. Luisa Gesang (Wombach).
U 13 Schüler: (17,3 km): 1. tim Wollenberg (Augsburg), 2. Fabian Knauf (Nürnberg), 3. Lucille rutsch (Erbach) . . . 9. Lennard Vogel (Karbach) . . . 13. Jan Baunach (Karbach) . . . 17. Christoph Ludwig (Karbach).
U 11 Schüler (12,5 km): 1. Jan Riedmann (Karbach), 2. Tobias Kobella (Frankfurt), 3. Linda Riedmann (Karbach) . . . 5. Greta Gesang (Wombach).