Als sie in der Marktheidenfelder Straße in Karbach als Siegerin über die Ziellinie fuhr, winkte sie kurz in Richtung der Zuschauer an der Strecke. So locker und entspannt, als hätten ihr die vorangegangenen 103,8 Kilometer überhaupt nichts ausgemacht. „Nein, nein, so leicht war es dann doch nicht“, kommentierte Hanka Kupfernagel Vermutungen, ihr Sieg beim ersten Bundesliga-Rennen des Jahres 2015 rund um Karbach sei der Endpunkt einer besseren Sparzierfahrt am Pfingstsonntag gewesen. Im Gegenteil: „Unterwegs war's ganz schön hart“, beschrieb sie das Frauenrennen bei der Main-Spessart-Rundfahrt.
Nur gegen Ende konnten sie und ihre Mitstreiterinnen an der Spitze es sich leisten, etwas den Fuß vom Gas zu nehmen. Denn alle drei Führenden, neben Kupfernagel noch Corinna Lechner und Lucy Coldwell, gehörten der gleichen Equipe an. Das Trio fährt für das Thüringer „Maxx Solar Team“. Daher war der Endspurt zwischen Kupfernagel und Lechner nicht unbedingt das, was man verbissen nennt.
Am Ende stand mit Hanka Kupfernagel eine Sportlerin ganz oben auf dem Siegerpodest, die es in ihrer langen Karriere auf fünf Weltmeistertitel und 35 deutsche Meisterschaften in verschiedenen Disziplinen gebracht hat, die aber trotz ihrer mittlerweile 41 Jahre keinen müden Eindruck machte. „Natürlich gibt es Tage, an denen es nicht so Spaß macht. Aber wenn das Wetter schön ist, du eine gute Gruppe hast und unterwegs einen Bäcker mit gutem Kaffee, dann ist das perfekt“, schildert Hanka Kupfernagel ihren Trainingsalltag. „Du hältst dich fit dabei. Ich möchte das machen, solange es geht.“
Auch der Umstand, dass sie mit Teamkolleginnen zusammen fährt, die um 20 Jahre jünger sind als sie selbst, bereitet ihr kein Kopfzerbrechen. „Ich spüre großen Respekt von Seiten der Jungen. Ich kann ihnen sicher noch den ein oder anderen Tipp geben. Und andererseits kriege ich auf dem Weg auch mit, was bei der jungen Generation angesagt ist“, erklärte die gebürtige Thüringerin, die von 1997 bis 1999 die Weltrangliste angeführt hatte. Tags drauf stand für sie und ihr Team gleich das nächste Bundesliga-Rennen an. In Merdingen bewies sie, dass der Erfolg in Karbach keine Eintagsfliege gewesen war. Auch im Südbadischen hieß die Siegerin des Rennens Hanka Kupfernagel, die so natürlich das violette Trikot der Bundesliga-Führenden, das sie bereits in Karbach hatte in Empfang nehmen dürfen, behalten durfte.
Kattinger kommt nicht zurecht
Für die Lokalmatadorin war dagegen das Rennen auf der sechsmal zu umfahrenden Runde über Karbach, Urspringen, Billingshausen und Birkenfeld nicht die reine Freude. Luisa Kattinger vom Ausrichter RV Concordia Karbach, ihres Zeichens U-23-Nationalfahrerin aus dem Wertheimer Stadtteil Dörlesberg, fuhr zeitweise in einer Verfolgergruppe mit, fiel dann aber ins Hauptfeld zurück und kam am Ende auf Platz 20 ins Ziel. „Die Strecke liegt mir nicht“, gab die 19-Jährige zu. Auch hatte ihr Team „Koga Ladies – Protective – Fachklinik Dr. Herzog“ Ausfällen leistungsstarker Fahrerinnen zu verkraften. „Einige von uns waren krank, so dass wir nur zu acht waren. Maxx Solar hat dagegen elf zum Teil sehr starke Fahrerinnen dabei gehabt“, erklärte Luisa Kattinger, während Hanka Kupfernagel zur Siegerehrung lief.
Ergebnisse der Main-Spessart-Rundfahrt
Radrennen am Pfingstsonntag
Männer-Bundesliga (155,7 km): 1. Leon Rohde (Hamburg), 2. Philipp Zwingenberger (Berlin), 3. Christopher Hatz (Opppenheim), 4. Jonas Koch (Deißlingen), 5. Christian Koch (Cottbus).
Frauen-Bundesliga (103,8 km): 1. Hanka Kupfernagel (Buggingen), 2. Corinna Lechner Altenburg), 3, Lucy Coldwell (England), 4. Sarah Rijkes (Österreich), 5. Dorothee Lorch (Singen), 20. Luisa Kattinger (Karbach).
Juniorinnen-Bundesliga (69,2 km): 1. Michaela Ebert (Plauen), 2. Laura Süßemilch (Biberach), 3. Liana Lippert (Friedrichshafen), 4. Lena Ostler (Bayer. Oberland), 5. Larissa Luttuschka (Cottbus).
Männer B/C (193,8 km): 1. Christopher Schunk (Herpersdorf), 2. Benjamin Herden (Mindelheim), 3. Patrick Schubert (Torgau), 4. Nils Schachtebeck (Göttingen), 5. Markus Kolb (Herpersdorf). Junioren U 19 (86,5 km): 1. Martin Salmon (Dudenhofen), 2. Georg Zimmermann (Augsburg), 3. Robin Hofmann, 4. Maximilian Brandl (beide Wombach), 5. Fabian Brämer (Queidersbach), 12. Alex Bregenzer, 13. Tim Jäger (beide Wombach).
Jugend U 17 (69.2 km): 1. Niklas Märkl (Queidersbach), 2. Kofi Schiller (Frankfurt), 3. Julius Strobel (Regensburg), 4. Mika Hahner (Fulda), 5. Bastian Frick (Irschenberg), 24. Moritz Riedmann (Karbach).
Schüler U 15 (34,6 km): 1. Leslie Lührs (Irschenberg), 2. Tim Oelke (Meiningen), 3. Paul Grioch (Sömmerda), 4. Lukas Kegel (Stuttgart-Vaihingen), 5. Matthias Huber (Haslach), 57. Andre Raberg (Wombach).
Schüler U 13 (17,3 km): 1. Linda Riedmann (Karbach), 2. Lena-Fabienne Franke (Gera), 3. Philip Straßer (Queidersbach), 4. Jan Riedmann (Karbach), 5. Thalea Mäder (Erfurt).
Schüler U 11 (12,5 km): 1. Paul Strickrodt (Meiningen), 2. Robert Ferencak (Frankfurt), 3. Malte Klatte (Elxleben), 4. Aaron Hartmann (Ingolstadt), 5. Helene Möller (Elxleben).
Hobbyrennen (51,9 km): 1. Jonas Leefmann (Würzburg), 2. Stefan Mistler (Karbach), 3. Nicolas Starosta. Ausführliche finden Sie die Ergebnisse online unter: www.concordiakarbach.de