Auf nationaler Ebene gewann Wolfgang Münzel in der Aktivenklasse und in den verschiedenen Seniorenklassen 23 deutsche Meisterschaften, davon zwölf Einzeltitel. Siebenmal wurde er süddeutscher Meister. Dazu kommen unzählige Titel bei unterfränkischen, bayerischen und hessischen Meisterschaften. Am Donnerstag, 15. November, wird der gebürtige Gräfendorfer 60 Jahre alt.
Besonders erfolgreich war er im Berglauf. Achtmal wurde Münzel, der mit seinen drei Brüdern in Lohr aufwuchs, vom Deutschen Leichtathletikverband für Berglauf-Weltmeisterschaften nominiert. Dabei erreichte er fünf Top-Ten-Plätze. 1986 gewann er in Keswick/Großbritannien die Bronzemedaille in der Einzelwertung. 700 Wettkämpfe in rund 30 Jahren bestritt Münzel, der mit seiner Frau, der früheren bayerischen Landtagsabgeordneten Petra Münzel, in Erlenbach am Untermain lebt.
Bevor Münzel seine Leidenschaft als Läufer entdeckte, war er ein begeisterter Basketballer. Er spielte u. a. mit dem TSV Karlstadt in der Oberliga. Dort brachte er es als Center in einem Spiel auf 49 Punkte. Schon als Basketballer fielen seine läuferischen Qualitäten auf. Als er 1976 entschloss, sich aufs Laufen zu konzentrieren, ließen die Erfolge nicht lange auf sich warten. Auf Anhieb absolvierte er bei einem Uni-Sportfest in Würzburg die 5000 Meter in 15:47 Minuten. Seinen ersten größeren Erfolg feierte er 1978, als er bei den bayerischen Meisterschaften über 3000 Meter in 8:46 Minuten Dritter wurde.
1982 gewann er mit der deutschen Mannschaft im Marathon seinen ersten von 23 deutschen Titeln. Von da an ging es bergauf, und das im doppelten Sinne des Wortes. Bergläufe ergänzten den ohnehin schon umfangreichen Wettkampfplan. Und auf die Berge lief Münzel von Erfolg zu Erfolg: 1990 wurde er in Isny deutscher Berglaufmeister, nachdem er sich schon 1987 und 1988 Silber- und Bronze erkämpft hatte. Schon zwei Jahre zuvor schaffte er mit dem Gewinn der Bronzemedaille beim Berglauf Weltcup in Keswick/Großbritannien den internationalen Durchbruch. Neben den Meisterschaften gewann Münzel viele nationale- und internationale Klassiker. Noch heute sind einige Streckenrekorde gültig.
„Berglauf hat mich fasziniert. Es war immer ein tolles Gefühl, am Gipfel zu stehen, nach unten zu schauen und zu dir zu sagen, das hast du geschafft.“ Hauptmotivation bei allen Läufen, egal ob Berg, Cross, Straße oder Bahn, sei immer gewesen, „in der Spitzengruppe zu laufen.“ Je nach Ziel hatte Münzel einen Trainingsumfang zwischen 100 und 180 Kilometern pro Woche.
Zwischen 1982 und 2002 startete er bei 30 Marathons, davon lief er 15 Rennen in Zeiten zwischen 2:20 und 2:25 Stunden. Seine Marathonbestzeit stellte er 1982 in Frankfurt mit 2:20:29 Stunden auf. Siebenmal war er beim Singapur Marathon. „Mein erster Start dort war auch mein schönste sportliches Erlebnis. Das war wie ein Traum. Ich war zuvor noch nie in Asien. Es war ein Hitzelauf mit 30 Grad in der Adventszeit. Ich wollte einen Platz unter den ersten Zehn. Als Elfter verpasste ich mein Ziel knapp, dennoch war ich zufrieden und begeistert.“ Mit seinem 700. Wettkampf beendete er 2011 in seiner Heimat Erlenbach seine so erfolgreiche Karriere.
Seit 1988 ist Wolfgang Münzel beim Deutschen Leichtathletikverband Fachberater für den Berglauf und seit 1997 Councils-Mitglied beim Berglauf-Weltverband. „Die Anerkennung des Berglaufs als gleichwertige Disziplin gegenüber Bahn- und Straße, betrachtete ich von Beginn an meiner Funktionärsarbeit als meine Hauptaufgabe“, so Münzel.
Trotz seiner unendlich vielen Läufe und seiner Funktionärstätigkeit war und ist immer noch viel Zeit für seine Hobbies wie Fußball, Basketball, Münzsammeln und Reisen. „Ein Journalist bezeichnete mich mal als Boris Becker des Berglaufes, da ich auf allen Kontinenten Wettkämpfe bestritt und so ständig mit dem Flugzeug unterwegs war und in unendlich vielen Hotels übernachtet habe.“
Auch wenn ihm die Arbeit als Funktionär Freude macht, vermisst er heute etwas das Leben als Wettkämpfer. „Es war eine tolle Zeit, die ich nicht missen möchte. Besonders wird mir in Erinnerung bleiben, dass wir Läufer wie eine große Familie waren. Gegner waren wir nur im Rennen.“