Der türkische Fußballverein Baris Spor Lohr ist in seiner 20-jährigen Geschichte schon einige Male vor dem Aus gestanden, aber er hat sich immer wieder irgendwie aufgerappelt. Auch jetzt befindet sich der Tabellenvorletzte der A-Klasse 8 in einer schwierigen Situation. Neun Spieler haben den Verein unmittelbar vor der Winterpause im Schlepptau von Spielertrainer Cevat Keceli verlassen. Aber Vorsitzender Kadem Sen bleibt gelassen, sieht die sportliche Existenz nicht bedroht.
„Wir haben noch genügend Leute, ich musste noch nicht den roten Knopf drücken“, sagt Kadem Sen. Selbst wenn es personell ganz eng werden würde, hätten einige Spieler noch die Schuhe im Keller stehen. Auf Knopfdruck würden auch sie noch einmal die Stiefel schnüren, meint Kadem Sen. Baris Spor sei nicht unterzukriegen, versichert er mit dem Hinweis darauf, dass er bei der 20-Jahrfeier mehr als 500 Gäste begrüßen konnte.
„Baris“ ist türkisch und bedeutet ins Deutsche übersetzt „Frieden“ oder „Eintracht“. Im November des vergangenen Jahres war davon nicht viel zu spüren; bei den Friedenssportlern war's vorbei mit dem Hausfrieden. Es herrschte Zwietracht bei der Eintracht, und Spielertrainer Cevat Keceli erklärte seinen Rücktritt. Zwischen ihm und dem Vorsitzenden war es zu Differenzen gekommen. Beide wollen nachträglich zwar nicht über Einzelheiten reden, aber Beide machen auch keinen Hehl daraus, dass es grundsätzlich unterschiedliche Ansichten über das sportliche Auftreten der Mannschaft gegeben hatte. Mitunter soll es an der Disziplin gemangelt haben. „Es hat immer wieder Probleme mit Schiedsrichtern gegeben, das hat mir nicht gepasst“, sagt Kadem Sen. Mehr nicht.
Wie auch immer – der 2006 gekommene Cevat Keceli verließ Baris Spor, und das nicht alleine, denn mit ihm wanderten noch insgesamt neun weitere Akteure ab. Im Großen und Ganzen handelt es sich dabei um jene Spieler, die Keceli einst „mitgebracht“ hatte nach Lohr. „Die haben gesagt, wenn ich nicht weiter mache, dann machen sie auch nicht weiter“, sagt Keceli. Zwei von ihnen hätten sich in der Winterpause dem Liga-Konkurrenten FSV Neustadt/Erlach angeschlossen, die anderen seien noch ohne neuen Klub.
Bei seiner Suche nach einem neuen Trainer ist Kadem Sen indes auch nach zwei Monaten noch nicht fündig geworden. Aber bis zur Fortsetzung der Saison, also bis Anfang März, soll der Nachfolger von Keceli, der selbst auch noch ohne neuen Verein ist, feststehen.
Indes sieht Kadem Sen nicht schwarz, wenn er in die Zukunft blickt. „Wir müssen noch eins, zwei Jahre überbrücken, dann kommen einige talentierte Jugendliche zu uns“, kündigt der Vorsitzende an, dessen Verein kürzlich Negativ-Schlagzeilen produzierte, weil er trotz der eingereichten Meldung nicht am Qualifikationsturnier zur Hallen-Kreismeisterschaft in Marktheidenfeld teilnahm. „Ich bitte um Entschuldigung, es war mein Fehler, da ist mit der Benachrichtigung einiges schief gelaufen“, bedauert Kadem Sen und verweist gleichzeitig darauf, dass dies nichts mit der angespannten Personallage zu tun habe.
„Wir werden auch ohne die neun Spieler eine Mannschaft zusammen bekommen“, betont Kadem Sen mit Blick in die nahe Zukunft und bemerkt trotzig: „Baris Spor ist nicht tot!“