„Herzlich willkommen in der TSV-Arena. Wir begrüßen unsere Gäste aus Hain, die mit folgender Aufstellung spielen“, so wird es an diesem Freitag wieder über den Fußballplatz schallen. Wir befinden uns in Neuhütten, mitten im Spessart, wo der heimische TSV Neuhütten/Wiesthal die DJK Hain empfängt (Anpfiff 18.30 Uhr).
Der Mann am Mikrofon, Emil Wirzberger, hat es sich zur Aufgabe gemacht, bei jeder Partie des Bezirksligisten in Neuhütten die Besucher der „TSV-Arena“ mit seiner markanten Stimme in Stadionstimmung zu versetzen. „Seit etwa sieben Jahren mache ich das“, verrät der 57-jährige Elektriker, der früher als Schlagzeuger in einer Band unterwegs war. Nachdem er die Musikerkarriere beendet hatte und beim TSV Neuhütten Umbauarbeiten am Sportheim anstanden, setzte er sich für die Anschaffung einer professionellen Lautsprecheranlage ein.
„Von der Akustik her ist die Lage hier optimal“, berichtet Wirzberger in seiner knapp drei Quadratmeter großen und aus Holz gefertigten Sprecherkabine mit leuchtenden Augen. Zwei mobile Lautsprecheranlagen sorgen auf dem terrassenförmig angelegten Sportgelände für die entsprechende Beschallung. „Wenn ich voll aufdrehe, habe ich 400 Watt Leistung“, erklärt der Neuhüttener, der früher selbst die Fußballschuhe geschnürt hat.
Aktive Familie
Überhaupt ist die gesamte Familie Wirzberger mit dem Fußball eng verbunden, die beiden Söhne spielen aktiv, und auch seine Ehefrau bringt sich im Verein mit ein. Sonst wäre dies wohl auch kaum machbar, schließlich ist Wirzberger bei jedem Heimspiel des TSV im Einsatz.
„Im Prinzip ist es ja nur jede vierte Woche, weil wir abwechselnd hier und in Wiesthal unsere Heimspiele austragen. Die Ansagen mache ich aber nur hier in Neuhütten“, so Wirzberger, der seine Leistung keineswegs hervorheben möchte. Vielmehr sieht er sich als Glied in einer Kette. Sein Anliegen sei es, die Erfolgsgeschichte des Dorfvereins, der noch vor wenigen Jahren in der Kreisklasse beheimatet war und im Jahr 2012 mit Wiesthal fusionierte, mitzuschreiben.
Wirzberger lobt die Arbeit der gesamten Mannschaft, der Betreuer, der Trainer bis hin zu den Spielern. Jeder mache seinen Job hundertprozentig.
Daher hat auch er den Anspruch, seine Arbeit in der Sprecherkabine professionell zu erledigen. Dazu zählt auch die entsprechende Vorbereitung. So ist Wirzberger bereits ein bis zwei Stunden vor Spielbeginn am Sportgelände, um sich vorzubereiten – sei es nun die passende Musik zusammenzustellen oder sich darüber zu informieren, wie schwierige Namen richtig ausgesprochen werden. „Bei der Musik weiß ich ungefähr, was bei den Leuten ankommt, seien es nun aktuelle Hits oder Fußballhymnen“, erklärt der Neuhüttener.
Doch nicht nur die Zuschauer weiß Emil Wirzberger mitzureißen, sondern auch die eigene Mannschaft. Während unten auf dem Feld Maximilian Ehrlich gerade eben den Ausgleich markiert hat, spielt er passend dazu den Andreas Bourani-Hit „Ein Hoch auf uns“ ein. „Ich bin immer nur so gut, wie die Mannschaft spielt“, zeigt sich Wirzberger, dem der Spaß an seinem Job deutlich anzumerken ist, bescheiden.
Relegation als Höhepunkt
Sein bislang schönstes Erlebnis waren die Entscheidungsspiele, die Neuhütten/Wiesthal vor knapp zwei Jahren zum Aufstieg in die Bezirksliga absolvierte. „Das war schon etwas Besonderes, als wir beispielsweise gegen Reichenberg vor einer Kulisse von 800 Zuschauern gespielt haben“, gerät er, der auch schon von anderen Vereinen Angebote erhalten hat, ins Schwärmen.
Das große Vorbild Emil Wirzbergers ist Stefan Lehmann, der Stadionsprecher in der Münchener Allianz-Arena, dessen Autogrammkarte in der Sprecherkabine des Neuhütteners hängt. Und auch wenn der TSV „nur“ in der Bezirksliga spielt – der Stadionsprecher Emil Wirzberger sucht weit über die Landkreisgrenze hinaus seinesgleichen und kann sich durchaus mit manch professionellem Kollegen messen.