Nachdem die Sache mit den verlorenen 75 000 Euro in einem Berliner Taxi kürzlich mit einigen Monaten Verspätung ans Tageslicht gekommen war, wurde in der „Süddeutschen Zeitung“ noch eine Lanze für Max Kruse gebrochen. Der Mann mit dem Faible fürs Pokern und ausgefallenen Autos sei gar nicht der Schnösel, für den er gehalten werde, sondern ein Fußball-Profi von der ziemlich netten Sorte. Christoph Kramer, sein früherer Teamkollege in Mönchengladbach, bezeichnete Kruse da sogar als „herzenslieb“.

Mit der „SZ“-Imagekorrektur für Kruse hat es aber nicht geklappt. Bei Bayern München mag man sehr diskret mit Extravaganzen eines Franck Ribéry und eines Arturo Vidal umgehen, bei Joachim Löw und der „Mannschaft“ sind die Grenzen viel enger gesetzt. Das hat der Bundestrainer jetzt mit der Streichung von Kruse aus dem Kader für die anstehenden Test-Länderspiele rigoros gezeigt. Bei seiner Geburtstagsfeier in einem Berliner Klub hatte Kruse am Wochenende wieder für Schlagzeilen gesorgt, als er sich missliebiger Fotos bemächtigte und sie löschte. Schlagzeilen, die der selbst durch die WM-Affäre noch moralisch angeknackste DFB nicht lesen will, und die bei Löw das Fass zum Überlaufen brachten.

Der Rauswurf des Wolfsburgers ist auch als Weckruf an alle Spieler des Weltmeisters zu verstehen, dass äußerste Disziplin auf und neben dem Platz bei der Europameisterschaft gefordert ist. Es wäre ein ziemliches Wunder, sollte Kruse im Kader für Frankreich noch Berücksichtigung finden. Ein dafür sicher nötiger Auftritt im Büßerhemd ist von dem ebenso lebenslustigen wie selbstbewussten Stürmer nicht zu erwarten.