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Leichtathletik
Höher, immer höher: Armand Duplantis ist der Konkurrenz entschwebt
Armand Duplantis verschiebt die Grenzen im Stabhochsprung in immer atemberaubendere Höhen. Der junge Schwede springt in seiner ganz eigenen Liga und ist der Konkurrenz längst entschwebt.
Armand Duplantis.jpeg       -  Der nur 'Mondo' genannte Armand Duplantis aus Schweden überquerte beim Diamond-League-Finale in Eugene 6,23 Meter – Weltrekord (mal wieder).
Foto: Marcus Brandt, dpa | Der nur "Mondo" genannte Armand Duplantis aus Schweden überquerte beim Diamond-League-Finale in Eugene 6,23 Meter – Weltrekord (mal wieder).
Andreas Kornes
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:30 Uhr

Für diesen Mann scheint es kein Limit zu geben. Armand Duplantis verschiebt die Grenzen immer weiter, in seinem Fall senkrecht nach oben. Der Stabhochspringer ist der Superstar der Leichtathletik. Beim Diamond-League-Finale in Eugene überflog der 23-Jährige am Sonntagabend 6,23 Meter. Der Salami-Taktik folgend, hat Duplantis damit zum inzwischen siebten Mal die Weltbestmarke verbessert. Als Beispiel dient Sergej Bubka. Der hatte in den 1980er und 1990er Jahren den Weltrekord ebenfalls häppchenweise immer weiter verbessert, insgesamt 17-mal. 

Duplantis hat einen schwedischen und einen US-Pass

Gleich im ersten Versuch überwand Duplantis in den USA, der Heimat seines Vaters, die 6,23 Meter. Leicht wackelte die Stange, blieb aber liegen. Kaum gelandet, rannte und hüpfte Duplantis zu seiner Familie, die den Wettkampf live im Stadion verfolgte. Seine schwedische Mutter war einst in die USA ausgewandert, weshalb Duplantis eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzt. Er wählte das Startrecht für Schweden, um dem knallharten Ausscheidungssystem in den USA zu entgehen. „Ich versuche einfach, hoch zuspringen“, sagt Duplantis immer dann, wenn er nach seinem Erfolgsrezept gefragt wird. Und fügte in Eugene an: „Das Limit ist sehr hoch, aber ich hoffe, dass ich weiterhin gut springen kann und höher springe, als ich es heute getan habe.“ 

Experten trauen Armand zu, den Weltrekord auf 6,30 Meter steigern zu können. Mit Blick auf die Prämien, die für Weltrekorde gezahlt werden, wären das also noch mindestens sieben Zahltage. Technisch und athletisch ist der Schwede der mit Abstand Beste. Keiner läuft schnell an. Keiner schafft es besser, die Anlaufenergie in den Stab zu übertragen und sich damit in die Höhe zu katapultieren. Duplantis kann sehr harte Stäbe springen und unter Kontrolle halten. Zu all diesen Fähigkeiten hat er auch die mentale Stärke, äußerliche Einflüsse an sich abperlen zu lassen. Wie kein anderer schafft es Duplantis, sich ganz auf sich und seine Leistung zu konzentrieren. Speziell im Stabhochsprung ist das eine elementare Eigenschaft, vergleichbar mit dem Skispringen. In einem extrem kurzen Zeitraum muss ein komplexer Bewegungsablauf möglichst perfekt abgespult werden. Kleinste Fehler oder Unsicherheiten haben unmittelbare Konsequenzen. Nicht umsonst gelten Stabhoch- ebenso wie Skispringer als detailverliebt bis hin zur Besessenheit. Kleinste Veränderungen, zum Beispiel im Anlauf, können maximale Auswirkungen haben. 

Nur ganz selten lässt sich Duplantis von äußeren Einflüssen ablenken

Einer der seltenen Tage, an dem es Duplantis nicht gelang, ganz bei sich zu bleiben, wie es die Sportler beschreiben, war während der Weltmeisterschaft in diesem Sommer in Budapest. Dort hatte er ebenfalls schon 6,23 Meter auflegen lassen, riss aber die Stange. Danach sagte er den Reportern in den Katakomben des Stadions, dass es wohl die extreme Lautstärke von den Rängen gewesen sei, die ihn aus dem Konzept gebracht habe. Er habe unbedingt "in den Tunnel" wollen, doch diesmal habe es nicht funktioniert. Und weiter: "Es hat sich eigentlich gut angefühlt, aber ich erinnere mich nicht mehr daran – ich hatte einen kleinen Blackout." 

Mit seiner offenen, freundlichen Art ist Duplantis genau das, was die Leichtathletik nach dem Abschied von Supersprinter Usain Bolt gesucht hat. Gut auch seine Geschichte: Trainiert wird er von seinem Vater Greg, der im eigenen Garten eine Sprunganlage für seine Kinder aufbaute. Duplantis unternahm dort seine ersten Sprungversuche mit dem Stab und stellte schon als Siebenjähriger Weltbestleistungen in seiner Altersklasse auf. „Seit ich klein bin, erzähle ich meinen Eltern, dass ich der beste Stabhochspringer werden will, den es jemals gegeben hat, dass ich Olympiasieger werden und den Weltrekord holen will“, sagte Duplantis vor den Olympischen Spielen 2021 in Tokio. 

22 Zentimeter liegen zwischen Duplantis und dem deutschen Rekord

In Japan gewann er Gold und katapultiere sich in die erste Reihe der internationalen Sportstars, was ihm diverse Werbeverträge und ein siebenstelliges Jahreseinkommen bescherte. Im kommenden Jahr finden wieder Olympische Spiele statt und kaum einer zweifelt daran, dass Duplantis dort zu seiner nächsten Goldmedaille fliegen wird. Zuletzt waren seine Konkurrenten reihenweise an sechs Metern gescheitert. Eine Höhe, die Duplantis zum Aufwärmen hernimmt. Zum Vergleich: Der deutsche Rekord steht bei 6,01 Metern, übersprungen von Björn Otto im Jahr 2012. 

 
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