Es war das Spiel der Millionen, das am Samstagabend im Istanbuler Atatürk-Stadion stattfand: Mit dem Sieg in der Champions League sicherte sich Manchester City nicht nur den wichtigsten Pokal des europäischen Vereinsfußballs, sondern auch Prämien in Höhe von 81,4 Millionen Euro. Finalverlierer Inter Mailand bekommt immerhin noch 72,67 Millionen Euro. Insgesamt schüttet die Uefaüber die gesamte Saison run zwei Milliarden Euro aus. Das ist unglaublich viel – und wird doch von dem Finanzgebahren in den Schatten gestellt, mit dem Saudi-Arabien in den vergangenen Tagen Aufsehen erregte.
Der Wüstenstaat hat es sich zum Ziel gesetzt, die Fußball-WM 2030 ins Land zu holen und den ungeliebten Nachbarn Katar, der das Turnier im vergangenen Jahr ausrichtete, zu überflügeln. Dafür wirft der Staat mit Irrsinnssummen um sich: Portugals alternder Superstar Cristiano Ronaldo spielt bereits bei Al-Nassr, dem Vizemeister der heimischen Liga, und erhält dafür rund 200 Millionen Euro Jahresgehalt. Am Dienstag unterschrieb Real Madrids Kapitän Karim Benzema einen Vertrag bei Meister Al-Ittihad, der dem 35-Jährigen rund 100 Millionen Euro Jahresgage verschaffen soll. Weitere Stars sollen und werden folgen – und werden mit Mondsummen geködert.
Der saudische Staatsfonds will zwei Milliarden Euro investieren
Das Vorhaben, Saudi-Arabien auf die Landkarte des Weltfußballs zu platzieren, ist Staatssache in Saudi-Arabien: Ein Staatsfonds, der bereits den englischen Klub Newcastle kontrolliert, übernahm kürzlich die Vereine Al-Nassr, Al-Hilal, Al-Ittihad sowie den Meister der zweiten Liga, Al-Ahli. Dafür wurden die Vereine in Unternehmen umgewandelt. Die Regierung um Salman ibn Abd al-Aziz genehmigte dafür ein Investitionsvolumen von 20 Milliarden Euro, um möglichst viele "sehr große Namen" unter Vertrag zu nehmen.
Das Handeln von Saudi-Arabien, das mit Newcastle United schon einen Spitzenverein in der prominentesten Liga Europas hat, wird den Transfermarkt in diesem Sommer verändern. Das Land spielt nach eigenen Regeln: Geld ist im Übermaß da, die Finanzflüsse unterliegen – anders als in Europa– keinerlei Regularien und müssen sich auch nicht in irgendeiner Form refinanzieren. Macht das Land Ernst, wird keiner aus Europas bisherigem Geldadel mithalten können. Auch wenn es den Saudis vornehmlich um große Namen, weniger um eine nachhaltige sportliche Entwicklung geht.
Für eine neue Golfserie investierte das Land schon zwei Milliarden Euro
Schon zuvor hatte das Land über den Fonds viel Geld in Sportveranstaltungen gesteckt: 600 Millionen US-Dollar wurden dafür lockergemacht, damit die Formel 1 Station in Jeddah macht, für eine neue Golf-Serie, die LIV-Tour, wurden über zwei Milliarden Euro investiert. Passend dazu: Auch hier gab es unter der Woche Neuigkeiten: Die zuvor mit der LIV verstrittenen Golfserien, die PGA Tour und die DP World Tour, gaben bekannt, gemeinsame Sache mit den Saudis zu machen – zum Entsetzen vieler Spieler und Beobachter.
Die Motivation des Landes, das wegen Menschenrechtsverletzungen und der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi in der Kritik steht, scheint klar: Über prestigeträchtiges Sport-Investment soll "das blutgetränkte Image" (so Amnesty International) verbessert werden – Sportswashing eben. Superstar Lionel Messi, der (bisher) noch nicht in dem Land einen Vertrag unterzeichnet hat, ist schon länger Werbebotschafter für Saudi-Arabien und rühmt in seinen Social-Media-Seiten die Schönheit der Landschaft.