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Planica
Politische Geste: Deutsches Skisport-Duo mit reichlich Symbolkraft in 15 Sekunden
Wie der Oberstdorfer Vinzenz Geiger und die 17-jährige Schwarzwälderin Nathalie Armbruster bei der Nordischen Ski-WM eine politische Geste "wagen".
Thomas Weiß
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:08 Uhr

Mit politische Botschaften, und seien sie nur sportpolitisch, ecken Profisportler ja gern mal an. Wenn amerikanische Footballer gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze demonstrieren, stößt das – so heißt es doch heute – auf breiten gesellschaftlichen Konsens. Ist also okay. Wenn türkische Fußballer militärisch salutieren und danach ein Spiel gewinnen, ist es einfach nur daneben. Und wenn elf deutsche Kicker in Katar ihre Hand vor den Mund halten und dann eine WM vergeigen, ist es pure Dummheit

Eine herzliche Geste hinter dem Schild "Germany" auf der WM-Bühne

Eine viel kleinere, für einen Skandal vollkommen untaugliche, dafür umso herzlichere Geste haben am späten Dienstagabend zwei deutsche Wintersportler „gewagt“. Bei der Eröffnungsfeier der Nordischen Ski-WM im slowenischen Kranjska Gora marschierten der Oberstdorfer Vinzenz Geiger und die erst 17-jährige Schwarzwälderin Nathalie Armbruster hinter dem Schild "Germany" auf die Bühne und schwenkten gemeinsam die schwarz-rot-goldene Fahne.

Nach 15 Sekunden leuchteten die Scheinwerfer schon auf die nächsten Gesandten der insgesamt 66 Nationen. Geiger und Armbruster winkten noch kurz und verschwanden in der Menge. Niemand war aufgefallen, was kluge Köpfe im Deutschen Skiverband da zuvor ausbaldowert hatten. 

Kombiniererinnen blieben auch 2026 von Olympia ausgeschlossen

Erst später, beim Gespräch mit den stolzen Sportlern, wurde klar: Dieser Auftritt war politisch motiviert. Er richtete sich sehr wohl gegen das profitmaximierte Gebaren der IOC-Oberen, die behaupten, mit der Nordischen Kombination ließe sich auf Dauer kein Geld verdienen. Und es war eine Antwort darauf, dass zwar Langläuferinnen und Skispringerinnen bei Olympia 2026 starten dürfen, Kombiniererinnen aber ausgeschlossen bleiben. Wo doch Dr. Thomas Bach immer wieder von Geschlechtergerechtigkeit im 21. Jahrhundert schwadroniert. 

Stiller Protest ergreift Nathalie Armbruster emotional

Geiger, der Olympiasieger, und Armbruster, das hoffnungsvolle Talent, dem die Zukunft gehört, zählen vielleicht irgendwie zur Letzten Generation Kombinierer. Und doch brauchen sie keinen Sekundenkleber an den Händen. Ihr Protest war still und leise – und noch dazu sympathisch. Armbruster war emotional ergriffen, den Tränen nahe. Irgendwann mal eine deutsche Fahne tragen zu dürfen, sei ein Kindheitstraum gewesen, sagte sie. Dass sie nun da stehe – „zusammen mit Vinzi“ – mache sie unheimlich stolz. Nur die Hand vor den Mund halten, wäre für sie keine Option. 

Anders als die Nationalmannschaftskollegen des DFB werden Geiger und Armbruster die WM in Planica übrigens nicht vergeigen. Sonst protestieren die Trainer ...

 
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